Zinswende bietet neue Möglichkeiten
Die Vorgaben von Fed und EZB haben die Renditen für Einlagen ansteigen lassen. Die Experten der Hypo Vorarlberg Bank Vorstand Dr. Wilfried Amann und Leiter Asset Management Karl-Heinz Strube sprechen im Interview mit dem GELD-Magazin über aktuelle Entwicklungen und Handlungsfelder.
Die Zinsen sind innerhalb kurzer Zeit deutlich gestiegen, wie wirkt sich das im Kreditgeschäft aus?
Wilfried Amann: Für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer haben sich die Finanzierungskosten durch die gestiegenen Zinsen rasant erhöht. Wobei die wenigsten Experten einen derart schnellen Anstieg erwartet hatten. Parallel wirken die Inflation, gestiegene Energiekosten, ein nach wie vor hoch bewerteter Immobilienmarkt und nicht zuletzt die verschärfte Regulatorik bzw. Anforderungen von Banken an Kreditnehmer hemmend auf die Kreditnachfrage. Viele stellen größere Investitionen zurück und die Immobilientransaktionen sind im ersten Halbjahr 2023 merklich zurückgegangen. Insgesamt macht sich die Unsicherheit über die zukünftige Zinssituation bemerkbar. So kommt es auch wenig überraschend, dass es im Bereich der Bestandskredite vermehrt zu Sondertilgungen des variabel finanzierten Kreditvolumens kommt.
Wie wirkt sich das derzeitige Zinsniveau auf dem Anlegermarkt aus? Welche Möglichkeiten bieten sich im Fixzinsbereich an?
Karl-Heinz Strube: Der Fixzinsbereich ist für Sparerinnen und Sparer, die eine planbare Rendite suchen, wieder attraktiv geworden. Neben dieser spielen weitere Faktoren wie Sicherheit und der Anlagehorizont eine entscheidende Rolle. Dementsprechend offen ist unsere Produktarchitektur. Im aktuellen Umfeld nehmen wir eine besondere Nachfrage nach gebundenen Einlagen mit einer Laufzeit von 12 Monaten bis 72 Monaten wahr. Aber auch Kombi-Ansparmodelle bestehend aus einer festverzinslichen Kapitalanlage und einem Fondssparauftrag sind gefragt. Zumal hier eine jährliche Verzinsung von 3,00 Prozent garantiert ist.
Wie sieht es im Fonds-Bereich aus?
Karl-Heinz Strube: Als Asset Manager bieten wir grundsätzlich von reinen Anleihefonds über Multi-Asset-Fonds bis hin zu Aktienfonds alles an. Unser Spezialgebiet ist und bleibt allerdings der Bereich Multi-Asset, bei dem wir in alle Anlageklassen investieren und zusätzlich thematische Investitionen tätigen. Die jüngsten Krisen haben einmal mehr bestätigt, dass Multi-Asset-Fonds zu den robustesten Ausrichtungsformen gehören und in Krisenzeiten für Verlässlichkeit stehen. Nicht umsonst haben sich in den vergangenen zwei Jahren die meisten unserer Kundinnen und Kunden für eine Veranlagung in Multi-Asset-Fonds entschieden.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit im Anlagegeschäft?
Karl-Heinz Strube: Nachhaltigkeit wird in unseren Strategien gelebt und durch unsere Investitionen im Bereich E-Mobilität sowie Kreislaufwirtschaft untermauert. Darüber hinaus wenden wir einen Nachhaltigkeitsfilter an, der Unternehmen nach ESG-Kriterien bewertet. Dadurch gewährleisten wir, Gelder ausschließlich in Unternehmen zu investieren, die unsere Nachhaltigkeitsstandards erfüllen.
Um nochmal auf das Thema Sicherheit zurück zu kommen. Nach der Pleite von Banken in den USA und Europa steigt die Angst vor einem Banken-Crash. Wie schätzen Sie die Gefahr ein?
Wilfried Amann: Wenn von einem Banken-Crash gesprochen wird, muss differenziert werden. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die jüngsten Bankenpleiten ausschließlichen Banken betrafen, die entweder über Jahre hinweg schlecht gewirtschaftet haben – oder wie in den USA gesehen, extrem risikoreiche und nicht nachhaltige Geschäfte abgewickelt haben. Die Ansteckungsgefahr für gesunde Großbanken ist daher überschaubar und jüngste Entwicklungen deuten eine Entspannung im Bankensektor an. Natürlich bestehen Restrisiken, insbesondere bei einer möglichen Abwertung des Immobilienmarktes. Es darf aber auch nicht vergessen werden, dass Banken zu den wenigen Akteuren gehören, die von steigenden Zinsen profitieren, weil dies zu höheren Erträgen für Banken führt. Insofern wiegen Chancen und Risiken einander auf. Solange es zu keinen massiven Rissen in der Wirtschaft kommt, ist ein Banken-Crash kein realistisches Szenario.
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