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10. Oktober 2024

Wahlen: Der große Koalitionspoker

Mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher sind mit dem Wahlergebnis unzufrieden. Die ÖVP würde man von allen fünf Parlamentsparteien am liebsten in der Regierung sehen. Die bevorzugten Koalitionen sind ÖVP, SPÖ und NEOS an erster sowie ÖVP und FPÖ an zweiter Stelle.

Dr. Andrea Fronaschütz, Leitung Gallup Institut
Dr. Andrea Fronaschütz, Leitung Gallup Institut

Das sind Ergebnisse einer Umfrage des Österreichischen Gallup-Instituts von Anfang Oktober. Demnach sind 54% der Österreicher:innen mit dem Wahlergebnis unzufrieden. 41% geben sich zufrieden, der Rest ist unentschieden.

Koalitionen: Die Favoriten

Welche der folgenden Parteien sollen mit ihrem derzeitigen Parteivorsitzenden in der nächsten Regierung vertreten sein?

Zu den Zufriedenen zählen naturgemäß die Anhänger:innen der FPÖ, die bei dieser Wahl die größten Zugewinne erzielte, sowie in geringerem Maße Personen mit niedrigem Bildungsabschluss. Bei der Frage, welche Parteien mit ihren derzeitigen Parteivorsitzenden man in der nächsten Regierung sehen möchte, führt die ÖVP unter Karl Nehammer mit 51%. Im Vergleich zur Woche vor der Wahl ist das ein deutlicher Anstieg von 9 Prozentpunkten. SPÖ mit Andreas Babler wünschen sich unverändert 41% in einer Regierung, FPÖ mit Herbert Kickl 38% (+4 Prozentpunkte) und die NEOS mit Beate Meinl-Reisinger 35% (+2 Prozentpunkte). Die Grünen können sich nur mehr 19% in Regierungsverantwortung vorstellen, was einem Rückgang von 9 Prozentpunkten seit September entspricht. 10% haben dazu keine Meinung.

Welche der folgenden Koalitionen ist Ihnen für die nächste Regierung am liebsten?

Wenn es um konkrete Regierungskoalitionen geht, befürworten 26% der Österreicher:innen eine Zusammenarbeit von ÖVP, SPÖ und NEOS. Eine Koalition zwischen FPÖ mit Herbert Kickl und ÖVP wünschen sich 24%. Für eine Regierung aus FPÖ ohne Kickl und ÖVP sprechen sich 12% der Befragten aus. 14% favorisieren einen Zusammenschluss von ÖVP, SPÖ und Grünen. 10% würden eine Koalition zwischen FPÖ und SPÖ begrüßen, 5% plädieren für eine Zusammenarbeit von ÖVP und SPÖ. Unter allen Parlamentsparteien trauen die Österreicher:innen den NEOS am meisten zu, positive Veränderungen in Österreich herbeizuführen (42% „traue ich sehr zu“ und „traue ich eher zu“). Die ÖVP folgt mit 39%, während SPÖ und FPÖ zu jeweils 37% als konstruktive Kräfte eingeschätzt werden. Die Grünen liegen bei 25%.

Bonus für NEOS

Andrea Fronaschütz, Leiterin des Gallup-Instituts: „Die unbeliebteste Koalition ist jene zwischen ÖVP und SPÖ, die früher als „große Koalition“ bekannt war. Doch sobald die NEOS als dritter Partner hinzukommen, wird diese Option zur bevorzugten Variante. Offenbar nimmt man an, dass diese Partei und ihre Chefin Meinl-Reisinger in einer Regierung immens viel bewegen könnten. Von diesem Vertrauensbonus würden die beiden ehemaligen Großparteien profitieren. Mit den NEOS an ihrer Seite werden sie als Koalitionspartner akzeptiert.“

Taktisch gewählt

12% jener, die ihre Stimme abgegeben haben, machten ihr Kreuz nicht bei der Partei, mit der sie am meisten sympathisieren. Dazu zählen in erster Linie die Sympathisant:innen der Grünen, der KPÖ und der Bierpartei, in kleinerem Umfang auch die Anhänger:innen anderer Parteien. Als Hauptgrund gibt diese Wähler:innengruppe an, dass sie einen politischen Ruck verhindern wollte („nach rechts“ 41% „nach links“ 16%). Für ein Drittel war ein bestimmtes Thema wichtiger als die persönliche Sympathie zur Partei. Ungefähr ebenso viele hielten die favorisierte Partei für zu klein, um etwas zu bewirken, während ein Fünftel eine bestimmte Koalition ermöglichen wollte. Mit strategischen Erwägungen ging auch eine späte Wahlentscheidung einher. 32% der der Wähler:innen berichten, sich erst in den letzten Wochen oder Tagen vor der Wahl oder überhaupt erst am Wahltag selbst für eine Partei entschieden zu haben.

Die Befragung wurde zwischen 1. und 7. Oktober 2024 durchgeführt. 

Gallup/HK

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