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9. Juli 2024

Wahlanalyse: Regierungen unter Druck

In diesem Jahr folgt eine Wahl auf die andere, und bisher sind die Ergebnisse sehr unterschiedlich. Die Umbrüche haben aber eines gemeinsam: die klare Ablehnung der amtierenden Regierungen. Dieses Phänomen ist nicht auf Europa beschränkt, der Druck wächst.

Alexis Bienvenu, Multi-Asset-Fondsmanager bei LFDE
Alexis Bienvenu, Multi-Asset-Fondsmanager bei LFDE

In Großbritannien triumphiert nach geschlagener Wahl die Labour-Partei über die Konservativen, die nach 14 Regierungsjahren aus der Regierungsverantwortung gedrängt werden. In Frankreich – wie in mach anderem europäischen Land – befindet sich hingegen die extreme Rechte im Aufwind. In den USA folgt das Wiedererstarken des Trumpismus.

Frustrierte Wähler

Alexis Bienvenu, Fondsmanager bei LFDE, analysiert: „Dieses Misstrauen gegenüber den amtierenden Regierungen ist zwar von lokalen Faktoren geprägt; einige davon kommen jedoch überall zum Tragen. Wie in Europa zu beobachten ist, haben sie ihre Wurzeln vor allem in einem starken Gefühl der wirtschaftlichen Frustration, was sich an einem Rückgang der Kaufkraft ablesen lässt.

Dieses Gefühl lässt sich zum Teil mit der Inflation erklären, die jedoch vorübergehender Natur ist. Eine tiefer liegende, aber weniger offensichtliche Ursache, die schon wesentlich länger ihre Wirkung entfaltet, ist die strukturelle Verlangsamung des Wachstums. Dieses Wachstum lag zwar in den vergangenen zehn Jahren mit durchschnittlich 3 % weltweit fortwährend im positiven Bereich, doch es verlangsamt sich deutlich. Den meisten Ökonomen zufolge dürfte es sich ohne äußerst energische Reformen auch noch weiter verlangsamen – nicht gerade rosige Aussichten für die neu gewählten Regierungen.“

Produktivität steigern

„Um dieser Erosion des Wachstums und der damit einhergehenden gesellschaftlichen Frustration entgegenzuwirken, haben Regierungen vielfach auf die Stützung der Nachfrage insbesondere mittels öffentlicher Verschuldung gesetzt. Doch diese Notlösung lässt sich immer schwerer umsetzen, da die Verschuldung der öffentlichen Hand allmählich an die Grenzen ihrer Tragfähigkeit stößt. Zudem reicht die Stützung der Nachfrage nicht aus, da sie nur punktuell wirksam ist. Der Weltbank zufolge lässt sich eine nachhaltige Lösung nur durch die Stärkung der Produktionsfaktoren herbeiführen, d. h. durch Steigerungen bei produktiven Investitionen, bei der geleisteten Arbeit (unter anderem z. B. mittels Immigration, die in der Regel das Wachstum stützt) sowie bei der Arbeitsproduktivität. Hierfür braucht es allerdings noch Unterstützung vonseiten der Wähler wie der Geldgeber. Das dürfte sich als äußerst mühsam erweisen, da diese Art von Maßnahmen in der Regel weniger beliebt sind als die Stützung der Nachfrage.“

Aktien: Rendite schrumpft

„Für die Märkte ist die Folge dieser strukturellen Wachstumsschwäche – sofern die Wirtschaftswissenschaftler Recht behalten und drastische Reformen ausbleiben – ganz offensichtlich. Die künftigen Renditen von Aktien könnten allmählich schrumpfen, wenn es den Unternehmen nicht gelingt, ihre Margen weiter zu steigern. Dies dürfte angesichts der bereits historisch hohen Niveaus jedoch schwierig sein. Dieser Trend ist jedoch nur als Durchschnittswert zu verstehen und gilt nicht für sämtliche Aktien. Einzeln oder in Gruppen werden sich bestimmte, leistungsfähige Unternehmen abheben.“

Die „Glorreichen Sieben“ seien ein Beispiel dafür, dass sich bestimmte Unternehmen weiterhin dem allgemeinen Trend entziehen können, auch wenn das globale Wachstum abnimmt oder stagniert: „Aufgabe der aktiven Vermögensverwaltung wird es sein, diese Unternehmen rechtzeitig zu erkennen – nicht nur, um von weiterhin vorhandenen Renditequellen zu profitieren, sondern auch, um Investitionen in rar gewordene Wachstumsquellen zu fördern. Unter bestimmten Bedingungen wird der Schutz des potenziellen Wachstums demnach mit dem Erhalt einer Marktrendite einhergehen, zumindest in bestimmten Segmenten“, so Bienvenu.

LFDE/HK

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