USA: Wahlen beeinflussen Anleihen
In den vergangenen Tagen und Wochen kam erneut Bewegung in den US-Wahlkampf. Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay, ordnet die aktuelle Situation in den USA ein. Dabei wirft er einen genauen Blick auf den Anleihenmarkt.
„Vergangene Woche (KW 33) sind die Anleiherenditen erneut gesunken. Dafür sorgten unter anderem Spekulationen darüber, dass die Fed ihren Leitzins im September um 50 Basispunkte senken könnte. Wir glauben jedoch, dass die US-Notenbank nur einen Zinsschritt von 25 Basispunkten verkünden wird, gefolgt von ähnlichen Schritten im Dezember und im ersten Quartal des Jahres 2025.“
Rezession: Ängste kehren zurück
„Einige Marktteilnehmer äußern indes eine erhöhte Rezessionsgefahr für die Vereinigten Staaten. In dem Zusammenhang konnte man zuletzt häufiger von der ‘Sahm-Regel‘ lesen. Sie besagt, dass auf einen Anstieg der Arbeitslosenquote um 0,5 Prozent über den 12-Monats-Durchschnitt eine Rezession folgt. Der jüngste US-Arbeitsmarktbericht brachte eben jene Entwicklung nun zum Vorschein. Allerdings deuten die Daten darauf hin, dass ein Teil der Abschwächung übertrieben dargestellt wurde – aufgrund des Einflusses von Hurrikans. Außerdem deuten die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe immer noch auf einen relativ gesunden Arbeitsmarkt hin. Zudem scheinen die finanziellen Bedingungen derzeit auf dem lockersten Niveau des gesamten vergangenen Jahres zu notieren. Aufgrund der genannten Faktoren sehen wir keinen Grund zur Panik bezüglich der US-Zinsentwicklung.“
US-Wahlkampf auf Hochtouren
„Auf einem Parteitag der US-Demokraten in Chicago zeigte sich Kamala Harris in ausgelassener Stimmung. Zu Beginn dieser Woche (KW 34) führte sie in den Umfragen leicht vor Donald Trump, auch wenn der Vorsprung bis zum Ende der Woche schwand. Der Aufstieg von Harris kam, gemessen an den vorherigen Erwartungen, überraschend. Doch es bleibt abzuwarten, ob dies nur ein vorübergehendes Phänomen ist oder ob sich ihre Gewinnchancen verfestigen. Noch sind es 73 Tage bis zum Wahltag in den Vereinigten Staaten.
Ein klarer Sieg Trumps könnte im Falle sinkender Steuern starke fiskalische Impulse nach sich ziehen. Als dieses Szenario vor einem Monat noch realistischer erschien, ließ sich ein Anstieg der US-Zinskurve beobachten. Doch mit dem Aufstieg von Harris flachte die Zinskurve wieder etwas ab. Wir denken jedoch, dass Harris eine ähnliche Fiskalpolitik wie ihr Vorgänger, der aktuelle US-Präsident Joe Biden, verfolgen würde. Eine Politik, bei der das US-Haushaltsdefizit sieben Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht, während die Wirtschaft robust ist und unter Vollbeschäftigung läuft. Vom Desinteresse Washingtons am Haushaltsdefizit sind wir weiterhin beeindruckt und auch der Anleihemarkt scheint wenig Widerstand gegen die Pläne einer expansiven Fiskalpolitik zu leisten. Zum Beispiel bleiben die Renditen von Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren weit unter dem Zinsniveau am kurzen Laufzeitende, was als grünes Licht für diejenigen gelten dürfte, die weiter Geld ausgeben und Steuern senken wollen. Unabhängig vom Wahlergebnis halten wir es daher für angemessen, auf einen Anstieg der Zinskurve zu achten.“
RBC BlueBay Asset Management/HK