USA unter Trump: Krieg der Worte
Donald Trump hat praktisch der gesamten „restlichen Welt“ den Handelskrieg erklärt und setzt auf Zölle als Druckmittel. Er verprellt damit Partner wie Gegner gleichermaßen. Ob das für die USA selbst gutgeht, darf bezweifelt werden.
Außenpolitisch setzt Trump polternd auf eine Erhöhung der Zölle. Laut Berechnungen des WIFO könnte Mexiko in Folge mit einem Rückgang des realen BIP von 4,6 Prozent am stärksten betroffen sein, aber auch Kanada verzeichnet mit minus 2,97 Prozent deutliche Einbußen. Die USA selbst erleben einen signifikanten Rückgang von 0,45 Prozent, da höhere Importkosten die Produktion verteuern und Konsumentenpreise anfeuern. Das entspricht einem Verlust von immerhin rund 131 Milliarden Dollar. Weltweit könnte das Produktionsniveau um 0,24 Prozent sinken. Steven Bell, Ökonom bei Columbia Threadneedle, fasst zusammen: „Es droht ein möglicher Handelskrieg, der die etablierte Weltordnung auf den Kopf stellen dürfte. Es wird Gewinner und Verlierer geben, aber wie bei allen Handelskonflikten kommt es zu großen wirtschaftlichen Verlusten.“
Europas heikler Weg
Über Zollpolitik, Immigration und die wirtschaftliche Entwicklung unter Trump sprach das GELD-Magazin auch mit Kenneth Rogoff, dem ehemaligen Chefökonom des Internationalen Währungsfonds. Diese exklusive Möglichkeit ergab sich auf der Investorenkonferenz „Wall Street Gambit“ in New York. Rogoff meint: „In Wirklichkeit werden die USA am stärksten von hohen Zolltarifen betroffen sein, sie werden als Verlierer dieses Wettkampfs hervorgehen. Zu Abschiebungen und Immigration: Letztere war eigentlich immer ein großes Asset der Vereinigten Staaten, sowie, dass Immigration von der US-Bevölkerung früher akzeptiert worden ist.“ Auf die Zukunft Europas während Trumps Amtszeit angesprochen, sagt er: „Europa befindet sich in einer schlechten Position, die Wirtschaft ist schwach, vor allem wenn man auf Deutschland und Frankreich schaut. In einem Handelskrieg wird Europa einen Weg finden müssen, um mitzuhalten.“
In einer „schrecklichen Situation“ befinde sich der „Alte Kontinent“ in militär-strategischer Hinsicht: „Europa kann sich nicht selbst verteidigen. Hier sollten Bemühungen erfolgen eine effiziente Verteidigung aufzubauen und unter den einzelnen Staaten zu koordinieren.“ Überhaupt sei mehr Einheit gefragt: „Ich denke hier an eine europäische Kapitalmarktunion mit der gezielten Koordination der Gesetzgebung für Banken“, so Rogoff.
Sicher ist die Unsicherheit
Fazit: Trump bleibt unberechenbar. Das macht es, auch für die Börse, schwer, die Situation langfristig einzuschätzen. Zumindest erscheint es sehr unrealistisch, dass er die von Biden initiierten Konjunkturprogramme abwürgen wird – zu wichtig sind sie für die US-Wirtschaft. Ansonsten gilt: Nichts ist fix. Keine sehr beruhigende Situation – auch für Investoren.