Trump-Sieg: „Hui und pfui“
Der Ausgang der US-Wahlen dürfte die Kapitalmärkte nach Ansicht von Metzler Asset Management eher kurzfristig prägen. Längerfristig seien andere Faktoren ausschlaggebender. Ein Trump-Sieg wäre kurzfristig hui, längerfristig pfui.
„Sollte Trump Präsident werden und die Republikaner die Kongresswahlen gewinnen, dürften die Aktienmärkte auf eine Umsetzung der Trumpschen Pläne für Steuersenkungen und Deregulierung kurzfristig positiv regieren“, so Chief Investment Officer Oliver Schmidt. „Mittelfristig aber sollten sich ein wachsender Protektionismus, Zollerhöhungen und die Begrenzung der Zuwanderung wachstumsdämpfend und damit belastend auswirken.“
Trump: Schlechtes Klima
In der Umwelt- und Klimapolitik dürfte ein Wahlsieg Trumps Metzler Asset Management zufolge einen Kurswechsel bedeuten. „Dabei rechnen wir mit einem Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen, nicht aber mit einer umfassenden Rückabwicklung des Inflation Reduction Act (IRA)“, sagt Philipp Finter, im Sustainable Investment Office bei Metzler Asset Management zuständig für ESG-Integration und Research. „Ähnlich wie nach der Wahl 2016 wären kurzfristig Aktienkursverluste bei Unternehmen aus den Bereichen erneuerbare Energien und Clean Tech zu erwarten. Für den Fall eines Harris-Wahlsiegs rechnen wir dagegen mit Kursgewinnen in diesen Sektoren“, sagt Finter. „Obgleich die politische Signalwirkung eines Austritts aus dem Pariser Klimaabkommen fatal wäre, rechnen wir nur bei einer umfassenden Rückabwicklung des IRA mit einer breiten negativen Kapitalmarktreaktion. Dass es dazu kommt, erscheint unwahrscheinlich, da dazu eine republikanische Mehrheit in beiden Kongresskammern erforderlich wäre.“
Mit Blick auf die Anleihenmärkte sorgen laut Metzler sowohl die fiskalpolitischen Pläne von Demokraten als auch diejenigen der Republikaner für Unbehagen. „Trotz einer immer höheren Staatsverschuldung und steigender Defizitquoten – für 2024 schätzt das Congressional Budget Office die US-Verschuldung auf 5,6 Prozent des BIPs – gehen wir aber nicht von einem strukturellen Staatsschulden-induzierten Anstieg der Renditen aus“, sagt Schmidt. „Auch die einzigartige Stellung des US-Dollars als globale Reservewährung sehen wir nicht gefährdet.“
Investoren: Wahlen nicht überschätzen
Die Experten raten wir dazu, die Anlagestrategie nicht übermäßig vom Wahlausgang abhängig zu machen. Schmidt begründet dies wie folgt: „Historisch gesehen war der Einfluss von US-Wahlen auf die langfristige Marktentwicklung gering. Bedeutender für die Märkte sind die Geldpolitik, die Entwicklung der Unternehmensgewinne aber auch externe Schocks – Faktoren also, die nicht im unmittelbaren Einflussbereich der Politik liegen.“ Kurzfristig könne auch die Fiskalpolitik die Märkte beeinflussen. Der Gestaltungsspielraum von Trump bzw. Harris hänge jedoch stark davon ab, ob auch eine Mehrheit im US-Kongress erreicht werde. Gerade in der Gesetzgebung seien die Handlungsmöglichkeiten ansonsten stark eingeschränkt. Schmidt: „Dass dies nicht gelingt und das zukünftige US-Staatsoberhaupt zur parteiübergreifenden Zusammenarbeit gezwungen ist, halten wir für das wahrscheinlichste Szenario.“
Metzler AM/HK
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