Renaissance des Rentenmarkts
Trotz aktuell sinkender Notenbankzinsen wird sich die Renaissance des Rentenmarkts mittel- bis langfristig fortsetzen. Das gilt insbesondere für die USA, wo hohe physische Investitionen für entsprechenden Finanzierungsbedarf sorgen.
Wie eine Studie von Union Investment zu den Rentenmärkten zeigt, wird dies auf Sicht der nächsten Dekade mit Aufwärtsdruck bei den Zinsen länger laufender Anleihen verbunden sein. Für Europa ist das Ergebnis der Studie weniger eindeutig: Strukturelle Probleme und Unsicherheit dämpfen vorerst die Investitionsbereitschaft. Perspektivisch sind aber ähnliche Entwicklungen wie in den USA zu erwarten. Viele Investoren können deshalb ihre Ertragsziele mit weniger Risiko als in der Niedrigzinsphase erreichen.
Auf der hohen Kante
„Die globale Ersparnisschwemme, die nach der Jahrtausendwende zu einem stetigen Abwärtsdruck bei den Zinsen geführt hat, läuft aus“, konstatiert Studienautorin Sandra Ebner, Senior Economist bei Union Investment. Dafür gibt es eine Reihe struktureller Gründe. Besonders interessant: Der demographische Wandel in vielen westlichen Industrieländern stärkt die Stellung von Arbeitskräften und könnte für höhere Löhne und eine wieder etwas gleichmäßigere Einkommensverteilung sorgen. Weniger ungleiche Einkommen gehen aber tendenziell mit niedrigeren volkswirtschaftlichen Sparquoten einher.
Gleichzeitig erwartet Union Investment, dass sich das strukturelle Wachstumsumfeld aufhellt. „Die säkulare Stagnation ist Geschichte. Auslöser der Wende in den USA ist vor allem der Großmachtwettbewerb mit China“, sagt Ebner. Im Laufe der nächsten Dekade kommen dann noch Produktivitätseffekte, unter anderem durch Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung, dazu. „Bei KI wird es jedoch noch ein paar Jahre dauern, bis wir eine echte ökonomische Breitenwirkung sehen“, ergänzt die Analystin. Im Ergebnis werden sich öffentliche und private Investitionen deutlich dynamischer entwickeln als in den vergangenen Dekaden.
„Natürlicher Zins“
Am Kapitalmarkt dominiert dann nicht mehr der lange Zeit chronische Ersparnisüberhang, sondern die mit den Investitionen verknüpfte Nachfrage nach Finanzierungskapital. Beim sogenannten „natürlichen Zins“ gibt es bereits eine Trendwende. Dieses strukturelle, inflationsbereinigte Zinsniveau, war bis zur Coronapandemie über viele Jahre gesunken und lag zuletzt in den USA bei etwa 0,5 Prozent. Im Durchschnitt könnte es sich nach Einschätzung von Union Investment in der nächsten Dekade bei etwa 1,4 Prozent einpendeln.
„Gleichzeitig erwarten wir in den USA im Mittel eine strukturell etwas höhere Inflation von 2,3 Prozent“, erläutert Michael Herzum, Leiter Economics & Macro Strategy bei Union Investment. Insgesamt ergibt sich damit für den künftigen konjunkturneutralen Leitzins der US-Notenbank Fed ein Niveau von 3,7 Prozent. „Daran sieht man auch, dass die aktuellen Zinsen der Fed noch klar im Bereich einer restriktiven Geldpolitik liegen“, ergänzt Herzum.
Comeback der Renten
Zusammengefasst: Das Comeback des Rentenmarkts, insbesondere die wiedergewonnene Attraktivität von sicheren Staatsanleihen und Unternehmensanleihen hoher Bonität, wird auf Sicht der nächsten Dekade erhalten bleiben. Mit den höheren Anleiheerträgen verringert sich der Renditeabstand gegenüber Aktien. „Investoren haben deshalb eine komfortable Wahl bei der Steuerung ihres Gesamtportfolios“, bringt Herzum es auf den Punkt: „Weniger Risiko bei gleicher Rendite – oder mehr Rendite bei gleichem Risiko.“
Union Investment/HK
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