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26. September 2024

Österreich: Industrie in der Rezession

Die Industriekonjunktur Österreichs trübte sich zu Beginn des Herbsts 2024 wieder stärker ein. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank auf 42,8 Punkte, den tiefsten Wert seit März dieses Jahres. Die Rezession in der heimischen Industrie geht damit bereits ins dritte Jahr.

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria

UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer: „Die österreichische Industrie leidet zum einen an den schwierigen internationalen Rahmenbedingungen, insbesondere der Schwäche der deutschen Industrie. Zum anderen belasten hausgemachte Probleme, wie der starke Kostenanstieg und somit die preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Aktuell hat sich die Lage noch vielerorts durch Beeinträchtigungen infolge des Hochwassers verschärft.“

Schneller abwärts

Alle Komponenten des EinkaufsManagerIndex zeigten im September eine Beschleunigung des Abwärtstrends in der heimischen Industrie an. „Die Produktionsleistung wurde im September noch stärker als im Vormonat reduziert, da das Neugeschäft noch deutlicher zurückging. Folglich passten die Betriebe ihren Personalstand mit sehr hohem Tempo nach unten an. Ein besonders vorsichtiges Lagermanagement mit deutlich reduzierten Einkaufsmengen führte zu sinkenden Lagerbeständen. Während die Kosten sich stabilisierten, kam es nachfragebedingt erneut zu deutlichen Preisrückgängen im Verkauf“, so Bruckbauer.

Den größten Einfluss auf den Rückgang des Gesamtindex hatte die besonders starke Verringerung des Neugeschäfts. „Der Index für die Auftragseingänge sank um drei auf nur noch 41,5 Punkte. Das Tempo des Auftragsrückgangs in der heimischen Industrie war zuletzt vor einem halben Jahr so hoch. Dahinter stand im September vor allem eine Flaute im Exportgeschäft. Es mangelte zuletzt immer stärker an neuen Aufträgen, insbesondere aus dem wichtigsten Abnehmerland Deutschland, wo sich vor allem die KFZ-Industrie in größeren Schwierigkeiten befindet. Folglich haben die heimischen Industriebetriebe ihre Produktion deutlich reduziert“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die Verringerung der Produktion erfolgte im September mit höherem Tempo als im Vormonat. Der Produktionsindex sank auf 43,2 Punkte, den niedrigsten Wert seit Jahresbeginn. Damit überstieg der Produktionsindex den Index für die Neuaufträge klar, ein weiters tendenziell eher ungünstiges Konjunktursignal für die heimische Industrie.

Die Industriekonjunktur trübte sich zu Beginn des Herbsts 2024 wieder stärker ein. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank auf 42,8 Punkte, den tiefsten Wert seit März dieses Jahres.

Noch mehr Jobs gingen verloren

Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)
Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)

Die Anpassung der Produktionskapazitäten an den deutlichen Nachfragerückgang schlug sich im September auch in einem starken Stellenabbau nieder. Der Beschäftigtenindex fiel auf 39,0 Punkte, den niedrigsten Wert seit dem ersten Corona-Lockdown im April 2020. „Der Stellenabbau in der österreichischen Industrie hat sich erneut beschleunigt. Zu Beginn des Herbsts waren in der Sachgütererzeugung um rund 11.000 Personen weniger beschäftigt als zu Jahresbeginn. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote stieg auf 4,0 Prozent, den höchsten Wert seit Sommer 2021“, meint Pudschedl. Damit ist die Arbeitslosenquote in der Industrie weiterhin deutlich niedriger als in der Gesamtwirtschaft mit 7,1 Prozent, allerdings war der Aufwärtstrend bisher stärker.

Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria erwarten eine Arbeitslosenquote im Sektor von 3,8 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024, nach nur 3,2 Prozent im Vorjahr. Die Verschlechterung der Arbeitsmarktlage in der Industrie bestimmt damit maßgeblich auch die Aufwärtsentwicklung auf gesamtwirtschaftlicher Ebene. In der Gesamtwirtschaft dürfte die Arbeitslosenquote 2024 auf 7 Prozent steigen. 

Kein Ende der Rezession 

Alles deutet darauf hin, dass sich die Rezession in der heimischen Industrie festgesetzt hat. „Ein Ende der Rezession in der heimischen Industrie ist derzeit nicht in Sicht. Für 2024 erwarten wir einen deutlichen Produktionsrückgang von bis zu 3 Prozent real. Die Verbesserung der globalen Nachfrage und die geldpolitische Lockerung stützen die Hoffnung, dass die heimische Industrie im Verlauf des kommenden Jahres langsam wieder auf einen moderaten Wachstumspfad zurückfinden wird“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Die Schwäche der Industrie greift zunehmend auf andere Wirtschaftssektoren, vor allem einige Dienstleistungsbranchen über und dämpft die Konjunkturaussichten für Österreich. Nach dem Rückgang des BIP um 0,8 Prozent im Jahr 2023 wird ein erneuter Rückgang im Jahr 2024 um rund 0,5 Prozent immer wahrscheinlicher und auch für 2025 verschlechtern sich die Wachstumsaussichten auf nur noch ca. 1 Prozent.“

UniCredit/HK

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