Österreich: 18 Firmenpleiten pro Tag
Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung wurden in den ersten drei Quartalen 2024 in Österreich 4.895 Unternehmen insolvent. Das sind durchschnittlich 18 Firmenpleiten pro Tag. Besonders betroffen sind einmal mehr der Handel, die Bauwirtschaft und die Beherbergung/Gastronomie.
In Kombination mit einer Vielzahl an Großinsolvenzen – bereits jetzt gibt es 55 Großinsolvenzen mit jeweils mindestens über 10 Mio. Euro – sind auch die vorläufigen Passiva auf rund 14,8 Mrd. Euro gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von 683 Prozent. Zudem sind die betroffenen Arbeitnehmer um knapp sechs Prozent auf 18.700 Personen und die Zahl der Gläubiger um circa 13 Prozent auf 36.800 Betroffene angewachsen. Aufgrund der aktuellen Insolvenzdynamik erwartet der KSV1870 am Jahresende in etwa 6.500 Firmenpleiten.
Starker Druck
Die seit knapp einem Jahr deutlich erhöhte Insolvenzdynamik bleibt aufrecht und findet im dritten Quartal 2024 ihre Fortsetzung, selbst wenn dieses in absoluten Zahlen leicht hinter den ersten beiden Quartalen des Jahres liegt. „Der wirtschaftliche Druck ist auch während der Sommermonate nicht weniger geworden. Die Betriebe sind sehr häufig am Limit und müssen sich vermehrt die Existenzfrage stellen. Das wird auch in den kommenden Monaten nicht anders sein“, erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Zum Ende des dritten Quartals 2024 verzeichnet Österreich 4.895 Firmenpleiten, was einem Anstieg von 24,6 Prozent entspricht.
Zahl der Großinsolvenzen verdoppelt
Die Zeiten, in denen Firmenpleiten vermehrt mit eher niedrigeren Passiva aufgetreten sind, gehören aktuell der Vergangenheit an. Das liegt auch, aber bei weitem nicht nur an den zahlreichen „Signa-Insolvenzen“, wie die KSV1870 Hochrechnung bestätigt. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen bereits 55 Großinsolvenzen mit jeweils über 10 Mio. Euro Passiva zu Buche – im Vorjahr waren es mit 27 Fällen dieser Größenordnung bedeutend weniger. Hinzu kommen aktuell 195 Großinsolvenzen mit über 2 Mio. Euro, auch in dieser Kategorie hat sich die Zahl nach 106 Fällen im Vorjahr massiv erhöht.
Ausblick: Verschärfte Situation
Wie bereits zum Halbjahr 2024 prognostiziert, hat sich das Insolvenzaufkommen auch in den vergangenen Monaten nicht beruhigt. Hinzu kommen auslaufende Bankgarantien und das Ende der COFAG-Förderungen, wodurch sich die Situation noch zusätzlich verschärfen wird. „Die vorherrschende Insolvenzdynamik ist gekommen, um zu bleiben. Wir beim KSV1870 gehen aktuell davon aus, am Jahresende von einem Insolvenzjahr sprechen zu müssen, dass es schon sehr lange nicht mehr gegeben hat“, so Götze. In Zahlen bedeutet das, dass der Gläubigerschutzverband mit österreichweit rund 6.500 Unternehmenspleiten rechnet, was einem Zuwachs von etwa 1.100 Fällen entsprechen würde – mehr gab es zuletzt im Jahr 2009.
KSV1870/HK