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12. September 2024

Neuer Blick auf die Inflation

An den Kapitalmärkten hat sich angesichts der nachlassenden Wachstumsdynamik ein neues Paradigma etabliert: Anleger, Zentralbanker und Politiker konzentrieren sich nun stärker auf das Wirtschaftswachstum anstatt auf die Inflation.

Diese Verschiebung hat Folgen: Früher wurden schwache Konjunkturdaten als positiv gewertet, da sie den Inflationsdruck minderten und Zinssenkungen wahrscheinlicher machten. Heute schüren solche Daten jedoch Sorgen um die wirtschaftliche Stabilität, was die Stimmung der Anleger beeinträchtigt und zu stärkeren Schwankungen an den Märkten führt.

„Neue Nervosität“ 

Torsten Steinbrinker, CEO bei Reichmuth Integrale Vermögensverwaltung AG
Torsten Steinbrinker, CEO bei Reichmuth Integrale Vermögensverwaltung AG

Torsten Steinbrinker, CEO, und Adrian Roestel, Leiter Portfoliomanagement der Vermögensverwaltung Reichmuth, kommentieren: „Aktien- und Anleihekurse reagieren nun empfindlicher und gleichgerichtet auf Wirtschaftsdaten, da sich die Anleger der Bedeutung einer „weichen Landung“, der milden Verlangsamung des globalen Wachstums, bewusst sind. Schon kleine Veränderungen lösen je nach Couleur Rezessionsängste oder massive Erleichterungsrallys aus, obwohl das Gesamtbild weiterhin von einem moderaten, gleichwohl stabilen Wachstum geprägt ist.

Adrian Roestel, Leiter Portfoliomanagement bei Reichmuth Integrale Vermögensverwaltung AG
Adrian Roestel, Leiter Portfoliomanagement bei Reichmuth Integrale Vermögensverwaltung AG

Diese neue Nervosität spiegelt sich auch in der sektoralen Entwicklung wider. Seit Beginn des zweiten Halbjahres haben viele zuvor vernachlässigte Substanzwerte die früheren Wachstums­favoriten übertroffen. Defensive Sektoren wie Basiskonsumgüter, Versorger, Gesundheit/Pharma und Telekommunikation gewinnen wieder an Stärke. Gleichzeitig weicht die Euphorie um KI einer realistischeren Sichtweise, was die Technologie­unternehmen belastet. So hat Goldman Sachs kürzlich seine Prognose zu den positiven Auswirkungen generativer KI auf das Wirtschaftswachstum und die Produktivität deutlich nach unten korrigiert.“

Favorit: Gesundheitssektor

„Die Anleger reagieren darauf, indem sie ihre Portfolios von zyklischen und hoch bewerteten Wachstumswerten in sichere Häfen umschichten, die sich auch in konjunkturell schwächeren Zeiten bewähren. Angesichts der wirtschaftlichen, geldpolitischen und politischen Unsicherheiten erwarten wir, dass diese Sektorrotation bis zur US-Präsidentschaftswahl anhält. In der Vergangenheit haben defensive Werte zyklische Titel bis zum Wahlausgang deutlich übertroffen. Besonders der Gesundheitssektor erscheint uns attraktiv, da er langfristig von einer alternden Bevölkerung, der steigenden Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen sowie sinkenden Finanzierungskosten und Fortschritten im Bereich der künstlichen Intelligenz profitiert. Daher gewichten wir diesen Sektor überproportional.

Die konjunkturelle Gesamtlage hat sich in den vergangenen Wochen wenig verändert. Das globale Wirtschaftswachstum verlangsamt sich, vor allem aufgrund einer schwächeren US-Wirtschaft und einer schleppenden Erholung in China und Europa. In den USA steht der Arbeitsmarkt weiterhin im Mittelpunkt, da er als Stütze eines starken privaten Konsums dient. Die während der Pandemie entstandene Lücke zwischen offenen Stellen und Arbeitslosen hat sich spürbar verringert. Die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenhilfe hat ein Jahreshoch erreicht, während der Lohndruck nachgelassen hat. Diese Normalisierung dämpft sowohl den Konsumüberschwang als auch die Inflation.“

Keine Rezession

„In China sorgt der Immobilienmarkt weiterhin für Wachstumssorgen. Die Preise für Neu- und Bestandsimmobilien fallen zunehmend, und sowohl Investitionen als auch Verkäufe sind im Vergleich zum Vorjahr zweistellig zurückgefallen. Da ein Großteil des chinesischen Haushaltsvermögens in Immobilien investiert ist, leidet die Binnenwirtschaft stark darunter. Chinesische Unternehmen versuchen, dies durch verstärkte Exporte und geringere Investitionen zu kompensieren, was sich wiederum negativ auf den europäischen Außenhandel auswirkt.

Trotz dieser Herausforderungen erwarten wir in den nächsten Quartalen keine Rezession in den USA oder global. Die Bilanzen von Unternehmen und Haushalten sind gesund, die Einkommen und Margen steigen, und die Belastung durch steigende Preise lässt nach.“

Reichmuth Integrale Vermögensverwaltung AG/HK

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