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15. Juli 2024

Konjunktur Österreich: Verunsicherung

Von hoher Verunsicherung gekennzeichnet kommt die Erholung der österreichischen Wirtschaft nur schleppend voran. Der bislang verhaltene, aber stabile Aufwärtstrend der Konjunktur ging zur Jahresmitte zu Ende.

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria

Nach einem Anstieg über acht Monate ist der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator im Juni auf minus 2,4 Punkte gefallen. UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer: „Im ersten Halbjahr hat sich die Konjunktur zwar stabilisiert, das Erholungstempo blieb jedoch niedrig. Mit dem aktuellen Rückschlag zeichnet sich derzeit auch kein besserer Start in die zweite Jahreshälfte ab. Die Erholung wird über den Sommer kaum an Schwung gewinnen, zumal sich keine Entschärfung der unterschiedlichen Konjunkturentwicklungen von Dienstleistungssektor und Produktionssektor zeigt.“

Industrie: Stimmungsrückgang

Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)
Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)

Die Verschlechterung des Konjunkturindikators wurde im Juni vor allem durch einen Stimmungseinbruch in der Industrie ausgelöst. „Trotz eines stabilen Exportumfelds hat sich die Stimmung in der heimischen Industrie im Juni deutlich verschlechtert. Auch im Dienstleistungssektor nahmen die Geschäftseinschätzung etwas ab, obwohl die Konsumenten mittlerweile so positiv wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren in die Zukunft blicken. Die moderate Aufhellung der Stimmung am Bau setzte sich fort“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Während die globale Erholung langsam vorankommtkonnte die österreichische Industrie davon bisher kaum profitieren. Die gestiegenen Energie- und Personalkosten belasten die internationale Wettbewerbsfähigkeit, was sich in einer anhaltenden Auftragsschwäche niederschlägt. Die Sorgen in exportabhängigen Branchen nahmen zur Jahresmitte deutlich zu. Dagegen bestanden in Branchen, die stark von der heimischen Nachfrage abhängen, wie die Lebensmittel- und Getränkeindustrie relativ positive Geschäftserwartungen. Optimismus herrschte auch weiterhin im Dienstleistungssektor, wenn auch die Zuversicht im Juni etwas nachgelassen hat. Auch in der Bauwirtschaft hat sich die Lage trotz der starken Preisanstiege erneut leicht verbessert, gestützt auf einen moderaten Stimmungsaufschwung im Hochbau und bei den Nebengewerben.

Der Weg bleibt steinig

Nach der bescheidenen Konjunkturverbesserung in der ersten Jahreshälfte weisen die nun vorliegenden Stimmungsindikatoren vorerst auf keine spürbare Beschleunigung des Erholungstempos hin. „Getragen vom Konsum wird sich der moderate Konjunkturaufschwung auch in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen, ohne sich jedoch maßgeblich zu beschleunigen. Dem steht die anhaltende Investitionszurückhaltung im Wege, zurückzuführen auf die restriktive Geldpolitik sowie die ungünstige Auftragsentwicklung im heimischen exportorientierten Produktionssektor. Wir halten daher weiter an unserer bescheidenen Wachstumsprognose von 0,3 Prozent für 2024 fest“, meint Pudschedl. Für 2025 wird ein Plus von 1,5 Prozent ein im Vergleich zum laufenden Jahr erwartet.
 
UniCredit Bank Austria/HK

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