Konjunktur Österreich: Stimmungstief
Die Konjunkturstimmung in Österreich hat sich zum Jahreswechsel deutlich eingetrübt. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im Dezember auf minus 3,3 Punkte gesunken. Damit fiel die Benchmark zum Jahresabschluss auf den niedrigsten Wert in 2024.
„Wenn auch die Verschlechterung der Stimmung die tatsächliche Lage negativ überzeichnet haben dürfte, ein klares Ende der Konjunkturschwäche scheint jedenfalls in weiter Ferne zu sein“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Der Durchschnittswert unseres Konjunkturindikators von minus 2,9 Punkten zeigt, dass sich das vierte Quartal 2024 in die Reihe der schwachen Quartalsergebnisse seit Mitte 2022 einfügt hat. Der Dienstleistungssektor dürfte allerdings von einem stärkeren privaten Konsum profitiert und zumindest einen geringfügigen BIP-Anstieg ermöglicht haben. Insgesamt ist die österreichische Wirtschaftsleistung 2024 dennoch um zumindest 0,5 Prozent gesunken.“
Angespannt ins Jahr 2025
„Wie in der Industrie und in der Bauwirtschaft verschlechterte sich auch unter den Dienstleistern die Konjunkturstimmung. Die Kaufkraftzuwächse haben durch den anhaltenden Rückgang der Inflation dem Konsum zwar mittlerweile etwas Rückenwind verliehen, wie die aktuelle Entwicklung der Einzelhandelsumsätze zeigt. Aber die hohe Verunsicherung durch den vorhergehenden Inflationsschock und zunehmende Sorgen um den Arbeitsplatz dämpfen die Kauflust der heimischen Konsument:innen, was die Geschäftseinschätzung im Dienstleistungssektor im Dezember stark beeinträchtigte“, so Bruckbauer.
Die Stimmung war Ende des Jahres in allen Sektoren der heimischen Wirtschaft im pessimistischen Bereich, zum Teil sogar erheblich unter dem langjährigen Durchschnitt. Zudem war in allen Wirtschaftssektoren in Österreich die Stimmung schlechter als im Euroraum. Vor allem in der Industrie, aber seit kurzem auch im Dienstleistungssektor ist der Pessimismus in Österreich viel stärker ausgeprägt als im europäischen Durchschnitt.
Leichte Hoffnung
Die Verschlechterung der Stimmung in Österreich steht im Gegensatz zur schrittweisen Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den vergangenen Monaten aufgrund der Beruhigung der Inflation und der Lockerung der Geldpolitik. „Wir gehen davon aus, dass sich die Konjunkturstimmung in den kommenden Monaten aufhellen wird. Zum einen wird die niedrige Inflation in Verbindung mit relativ hohen Nominallohnsteigerungen die Kaufkraft der Konsumenten erhöhen. Zum anderen sind von der EZB weitere Leitzinssenkungen zu erwarten, was die Investitionsbereitschaft positiv beeinflussen sollte. Allerdings dürfte sich die große Verunsicherung bei den heimischen Konsument:innen und Unternehmen, die sich in einer hohen Sparquote sowie in der Aufschiebung bzw. Streichung von Investitionen niedergeschlagen hat, voraussichtlich nur langsam abbauen, zumal Konsolidierungsbestrebungen im öffentlichen Haushalt hier entgegenwirken könnten“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Die wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2025 werde ganz entscheidend von der Inlandsnachfrage abhängen. „Wir erwarten, dass im Verlauf des Jahres die Wirtschaftsflaute durch eine Belebung des Konsums und mit etwas Verzögerung auch der Investitionen überwunden werden kann. Allerdings wird die Erholung voraussichtlich nur sehr langsam in die Gänge kommen und nur wenig an Fahrt gewinnen. Nach zwei Jahren mit einer rückläufigen BIP-Entwicklung sollte sich jedoch 2025 zumindest ein geringes Wirtschaftswachstum von knapp unter einem Prozent einstellen, das sich 2026 auf 1,3 Prozent erhöhen könnte“, so Pudschedl.
UniCredit Bank Austria/HK