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30. Januar 2025

Kommentar von Adam Kostyál, Präsident Nasdaq Stockholm

Kapitalmärkte der EU müssen attraktiver werden – wie die Börse Stockholm mit positivem Beispiel vorangeht.

Adam Kostyál, Präsident Nasdaq Stockholm
Adam Kostyál, Präsident Nasdaq Stockholm

Funktionierende Kapitalmärkte sind das Rückgrat einer jeden Wirtschaft: Mit einer Börsennotierung erhalten Unternehmen, wie z.B. Start-ups oder KMUs, Kapital für ihr weiteres Wachstum. Zudem sind Aktieninvestments für Privatanleger wichtig für den Vermögensaufbau. Eine Stärkung der Kapitalmarktkultur ist also essenziell. Damit europäische Börsenplätze weiter attraktiv bleiben, muss jedoch einiges getan werden.

Bessere Rahmenbedingungen für Listings und Investoren

Die Rahmenbedingungen müssen deutlich verbessert werden, denn Europa scheint den Anschluss zu verlieren. Während in Europa die Anzahl der Börsengänge 2024 um 16 % sank, stieg die IPO-Tätigkeit in den USA um 44 %. Im Herbst 2024 wurde das EU-Börsennotierungsgesetz („Listing Act Package“) verabschiedet, um die Kapitalmärkte für Unternehmen attraktiver zu machen. Der Vorschlag der EU-Kommission, die regulatorische Last deutlich zu reduzieren, ist ein wichtiger Schritt. Aber auch die Börsen können selbst aktiv werden. So hat die Nasdaq effiziente Maßnahmen zur Vereinfachung einer Börsennotiz geschaffen: Emittenten, die bereits an der Nasdaq in New York oder an der New York Stock Exchange notiert sind, können sich ebenfalls unkompliziert an der Stockholmer Börse notieren lassen. Teile der rechtlichen Prüfung, die bereits zur Notierung in den USA durchgeführt wurden, werden seit diesem Jahr auch für Stockholm anerkannt.

Zudem können Institutionen wie u.a. die Börsen mehr Anreize für institutionelle Anleger schaffen, damit diese in börsennotierte Unternehmen, besonders in KMU, investieren.

Mehr Investitionsmöglichkeiten für Privatanleger

Es ist wichtig, dass Privatanleger einen noch einfacheren Zugang zu Kapitalmarktinstrumenten jeglicher Art erhalten. Gerade Investments in Neuemissionen werden von Privatanlegern in vielen Ländern vernachlässigt. Anders in Schweden, wo Privatanleger aktiv als Investorengruppe wahrgenommen werden:  Beim kürzlichen IPO von Apotea wurden allein 90.000 neue Privataktionäre dazu gewonnen. Ein wichtiger Ansatz, damit Privatanleger mehr in den Kapitalmarkt investieren, könnten Änderungen der Steuerregelungen sein. So könnte z.B. die Kapitalertrags- und Vermögenssteuer gesenkt werden. Eine bessere Finanzbildung sowie die Vereinfachung des Marktzugangs durch digitale Angebote sind ebenfalls wichtige Bausteine. Auch sollten die Rentensysteme in einigen EU-Länder angepasst werden und stärker auf Aktieninvestments beim Aufbau des Rentenvermögens setzen.

Fazit

Wir müssen in Europa gemeinsam eine Vision entwickeln, wie die europäische Kapitalmarktunion gestaltet werden soll, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Gute Beispiele gibt es genug: In den letzten zehn Jahren haben mehr als 660 Unternehmen den Sprung aufs schwedische Börsenparkett gewagt. Der schwedische Hauptindex (OMXSPI) hat in den letzten zehn Jahren 103 % zugelegt, während der Euro Stoxx 600 Index um 52% und der Londoner FTSE 100 um 27 % gestiegen sind. Schweden könnte EU-weit somit als Blaupause für andere Börsenplätze dienen.

Nasdaq Stockholm

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