Kolumne Putz: Zinsrenditen vs. Risikoappetit
Das Verhältnis der Leitzinsen zur Inflation ist nun positiv. Eine Entschuldung über die Inflation auf diesem Niveau ist nun nicht mehr möglich. Die Notenbanken haben daher ihren Zinszyklus beendet: Die Konjunktur wurde durch die bisherige Zinspolitik abgebremst – den Rest bis zur Zielinflation erledigt die Schwerkraft.
All das lässt auch die Anleihenrenditen steigen – also die bestehenden Anleihenkurse weiter sinken. Die steigende Anleihenrendite entspricht daher wohl nicht dem Risikoappetit der bestehenden Investoren. Die Notenbanken haben in der vergangenen Woche das Geschehen an den Börsen bestimmt – durch Leitzinsentscheidungen, Anleiherenditekurven und Währungskursverlauf. Die Märkte haben vieles davon schon antizipiert und daher sind besonders starke Bewegungen ausgeblieben. Die kommende Woche gehört wieder den Statistikern, die Konsum- und Inflationsdaten hochrechnen.
Asien
Die japanische Notenbank (BoJ) veröffentlicht am Mittwoch ihr Sitzungsprotokoll. Das Protokoll, ähnlich dem US-FOMC, geht auf die wirtschaftlichen Entwicklungen innerhalb und außerhalb von Japan ein und setzt Zeichen für die weitere Finanzpolitik. Die in der Folge am Freitag für Japan veröffentlichten Einzelhandelsumsätze und Daten zur Industrieproduktion sollten daher die Märkte nur wenig bewegen.
Europa
Der ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland wird sich angesichts der PMI-Daten nur wenig ändern. Das Verbrauchervertrauen wird wohl ob der zuletzt wieder leicht angestiegenen Unsicherheiten erneut ein wenig sinken (zuletzt bei -25,5 Zählern). Wichtig für Europas Börsen sind am Donnerstag das Wirtschaftsbulletin der EZB und die Hochrechnung der Inflationsdaten für Deutschland, gefolgt von den deutschen Einzelhandelsumsätzen und den Inflationsdaten für die Euro-Zone am Freitag.
USA
Die Auftragslage (Auftragseingänge) für US-Unternehmen dürfte sich (siehe gute PMI-Stimmung aus der Vorwoche) voraussichtlich verbessern. Damit bleibt auch das Verbrauchervertrauen ungebrochen hoch. Einerseits hält das die Inflation hartnäckig auf aktuellem Niveau, andererseits könnte das für ein doch noch gutes Q4 im Handel sorgen, denn die Privatausgaben steigen stärker als die Einkommen (es werden die Corona Spar-Puffer weiter abgebaut). Für das BIP verheißt das etwas Gutes: Statt einer ursprünglich erwarteten Rezession im Q4 dürften es wohl +2,2% werden.
Fazit
Die Anleger stellen sich in der kommenden Woche erst verhalten auf das Q4 ein – denn die Inflationsdaten und die US-Konsumdaten werden noch abgewartet. Dementsprechend wird der Wochenauftakt daher eher verhalten sein und im Wochenverlauf an Tempo zulegen.
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