1. April 2025

Kolumne Putz: Wirklich ein Zollkrieg?

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Mag. Alexander Putz Geschäftsführer bei alexanders INVESTMENTS

Trump inszeniert sich mit seinen teils erratisch wirkenden Ansagen als die große Unbekannte am Verhandlungstisch. Er spielt mit den Köpfen seiner Gegner – und damit auch mit den Köpfen der Anleger. Auch der amerikanischen.

Trumps Ziel: Den besten Deal zu bekommen. Das ist weder neu noch trumpexklusiv. Zölle sind ein Standardtool der globalen Wirtschaftspolitik. Sie steuern, sie gleichen aus, sie fördern. Fühlt sich ein Staat übervorteilt, fungiert die WTO als Schlichtungsstelle. Trumps Zölle sind also nicht wirklich neu. Neu ist nur der Ton.

Die Fortsetzung der aggressiven US-Zollpolitik bestimmt das Geschehen an den Börsen. Die Makrodaten treten in den Hintergrund: Die Wirkung der diversen Zölle auf die einzelnen Volkswirtschaften wird erst in den nächsten Monaten – aussagekräftig mit den Halbjahresdaten im Sommer – ersichtlich. Bis dahin dominiert das Sentiment.

Asien

Die Einzelhandelsumsätze Japans steigen um 1,4% YoY bzw. um 0,5% MoM, die Industrieproduktion steigt um 0,3% YoY bzw. um 2,5% MoM. Die Arbeitslosigkeit bleibt stabil bei 2,5%. Die japanischen Tankan-Umfragen zum Herstellungsindex (12,0 Zähler) und die Großindustrie Produktionsprognose (9,0 Zähler) bleiben positiv. Chinas PMI steigt geringfügig an: Produktionssektor 51,1 Zähler, nicht-verarbeitendes Gewerbe 50,8, Dienstleistungssektor 51,4. Zur Ankurbelung der Kreditvergabe an die chinesische Wirtschaft planen vier große Staatsbanken Kapitalerhöhungen im Gesamtvolumen von umgerechnet bis zu 66 Mrd. EUR. Damit soll der Deflationsdruck bekämpft und die Auswirkungen von US-Zöllen abgemildert werden. Chinesische Exporte unterliegen US-Zöllen von mittlerweile 20%. Die Antwort folgt am Montag geschlossen von China, Japan und Südkorea: Der Halbleitermarkt wird stärker unter diesen drei Nationen aufgeteilt, die USA dabei außen vorgelassen.

Europa

Die Aktivierung der Zölle betrifft ca. 28 Mrd. EUR Warenwert – die Gegenzölle der EU umfassen 26 Mrd. EUR. Man reagiert angemessen. Erwartbar sind Produktionsverschiebungen in die US-Werke der Autobauer. Die Einzelhandelsumsätze (in 02.2025) sind in Deutschland um 4,9% YoY gestiegen (zuletzt +2,9%). Der HVPI in Deutschland sinkt auf 2,3%, der PMI gesamt steigt auf 50,9 Zähler, ebenso der PMI für den Dienstleistungssektor (auf 50,2). Die Werksaufträge nehmen um +4,3% MoM zu. Die EU-Kerninflation sinkt von 2,6% auf 2,5%, die Erzeugerpreise liegen nur knapp 1,5% über Vorjahr, die Arbeitslosenrate in der EU bleibt stabil bei 6,2%. Wichtig werden die Reden der EZB-Mitglieder: Sie könnten die Überlegungen bezüglich einer Zinspause konkretisieren.

USA

Die ISM-Umfrageergebnisse zeigen ein grundsätzlich positives Stimmungsbild bei den US-Unternehmen hinsichtlich der Entwicklung der Geschäftsbedingungen. Der PMI gesamt bleibt stabil bei 53,5 Zählern, die Auftragslage entwickelt sich ebenfalls positiv in allen Sektoren. Angesichts der neuen Zölle werden auch in den USA Rezessionsängste wach – die Arbeitsmarktdaten sind daher in nächster Zeit von besonderer Relevanz. Die von 4,1% auf 4,2% steigende Arbeitslosenrate muss im Kontext stabiler Arbeitsplatzangebote (JOLTS), nahezu unveränderter Anzahl von Erstanträgen für Arbeitslosenunterstützung (225.000) und Beschäftigungsindex (53,9 Zähler) gesehen werden (= kein Negativsignal bzw. kein Rezessionssignal). Gute Nachrichten liefert der Chicago Einkaufsmanagerindex, der von 45,5 auf 47,6 Zähler steigt.

Fazit

Die Unsicherheit, wie Trumps Zollankündigungen tatsächlich wirken, schlägt sich an den Börsen nieder. Es ist daher mit kurzfristigen starken Ausschlägen in beide Richtungen (Angst vs. Hoffnung) zu rechnen.

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von GELD-Magazin / 4profit Verlag.

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Mag. Alexander Putz Geschäftsführer bei alexanders INVESTMENTS

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