Kolumne Putz: Stimmungsmuffel
Die Konjunktur in Deutschland ist ein zartes Pflänzchen, das sich langsam erholt. Allerdings nur dank des Dienstleistungssektors – der Produktionssektor (allen voran die Industrie) bleibt ein Stimmungsmuffel. Zeitnahe Impulse durch gezielte Wirtschaftspolitik sind seit Langem nötig – und fehlen zumindest bis zur Wahl. Von großen Erwartungen für die Zeit danach ist auch wenig zu spüren. Noch.
In der aktuellen Lage zeigt sich, wie unterschiedlich Konsumenten mit Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Zukunft umgehen: Die Deutschen bleiben zu Hause, die Österreicher gehen essen (VPI für den Gastronomie-Sektor 6,5%). Raunzen tun beide. Aber die Österreicher haben dabei wenigstens Spaß.
Die Makrodaten aus den USA zeigen solides Wachstum mit einem neutralen Zinssatz um die 4%. Keine Notwendigkeit für die Fed, die Zinsen zu senken. Die BoJ bewertet ihren jüngsten Zinsschritt von vergangener Woche in ihrer jüngsten Prognose am 29.1. Die EZB setzt ihren Zinskurs fort und senkt die Leitzinsen auf 2,75%. Das Zukunftsvertrauen in Deutschland bleibt negativ, damit auch der Konsum. Die Makrodaten sind jedoch besser als die Stimmung – wenn auch auf geringem Niveau.
Asien
Die Einkaufsmanagerindizes für die Sektoren in China nähern sich den neutralen 50 Zählern an – der erwartete fortgesetzte Gegenwind für die Exportwirtschaft zeigt sich im Stimmungsbild (PMI Produktion nun 49,1 Zähler, PMI nicht produzierendes Gewerbe nun 50,2). In Summe sind das jedoch keine überraschenden Zahlen. Japan zeigt Stabilität (Index für wirtschaftliche Aktivität bei 115,4 Zählern, Verbrauchervertrauen bei 36,2 und die Arbeitslosenquote liegt bei 2,5%). Weiterhin negativ ist die Industrieproduktion (zuletzt -2,2% MoM). Der Inflationsdruck bleibt vorerst also aufrecht (Kerninflation bei 2,5%) bei gestiegenem Konsum (+3,2% YoY).
Europa
Die EZB senkt die Leitzinsen um 25 bps auf 2,75%. Damit soll die konjunkturelle Erholung der großen Volkswirtschaften sanft unterstützt werden. Die Makrodaten zeigen eine stabile Lage (unverändert Verbrauchervertrauen mit -14,2 Zählern, wirtschaftliches Vertrauen mit 93,3). Das EU-BIP steigt auf 1,0% YoY, der Geschäftsklimaindex bleibt jedoch weiterhin – vornehmlich wegen der Lage der europäischen Industrie – geringfügig negativ (zuletzt -0,91 Zähler). Die Makrodaten aus Deutschland zeigen ein unverändertes Bild: MoM minimal geringer sind die ifo-Umfragen zur aktuellen Lage (85,4), zu den Geschäftsaussichten (84,0) und der ifo Geschäftsklimaindex (84,6). Die Konsumlaune hält sich daher in Grenzen (Konsum 0,0% MoM) bei stabilem Arbeitsmarkt (6,2% Arbeitslosigkeit). Der HVPI in Deutschland wird leicht gestiegen bei 2,9% erwartet; der nationale VPI liegt jedoch mit 0,0% MoM auf Vormonatsniveau.
USA
Die Auftragslage steigt um 0,8% MoM und der Chicago Einkaufsmanagerindex steigt von 36,9 auf 39,9 Zähler, was sich auch beim Arbeitskostenindex (+1,0% QoQ) zeigt. Die um 0,4% MoM angestiegenen Löhne wurden – typisch für die USA – direkt in Konsum übersetzt (steigt ebenfalls um 0,4% MoM). Das lässt auch den Inflationsdruck für die Kerninflation wachsen (Kerndeflator +0,2% MoM). Die Fed wird in ihrer Zinssitzung am 29.1. voraussichtlich keine Senkung vornehmen und den Leitzins bei 4,5% belassen. Der Immobilienpreisindex nimmt diese Entscheidung vorweg und steigt nur gering um 0,2% MoM. Das annualisierte BIP-Wachstum reduziert sich auf 2,7%.
Fazit
Die Notenbanken setzen ihre Ankündigungen um. Solide sind vor allem die Makrodaten aus den USA, die anderen Volkswirtschaften weisen zumindest Stabilität und langsames konjunkturelles Wachstum auf. Positive Signale sind von der fortgesetzten Berichtssaison zu erwarten.
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