Kolumne Putz: G’schmeidige Märkte – ein Märchen?
„Goldilocks“ ist ein Begriff, den Volkswirte und Analysten verwenden, wenn die Kennzahlen eine Wohlfühlzone erreichen. Wenn’s eben fein läuft. Nicht wow, aber auch nicht bäh. Goldlöckchen, eben. Und in der Retrospektive schaut es ja nett aus: 2022 war in Summe gar nicht so schlecht, die Inflation geht runter und die Arbeitsmärkte sind resilient (manch Notenbanker würde hier eher das Wort „stur“ verwenden).
Doch die Perspektive ist düsterer und die Abkühlung bereits messbar. Und wenn die Inflation langsam zurückgeht, heißt das keinesfalls, dass alles wieder billiger wird! Es heißt nur, dass alles etwas weniger schnell weiter viel teurer wird. Ja, „Goldilocks“ erinnert zu Recht an das Märchen von Goldlöckchen. Doch im Märchen kommen drei Bären vor – und wir haben erst zwei gesehen …
Die abgekühlte Konjunktur werden wir vor allem abseits der Börsen spüren, die viel schon vorweggenommen haben. Für die Anleger wird es wohl das vielzitierte soft landing. Und für alle anderen: Nun ja, jedenfalls nicht Goldilocks.
Asien
China und Japan veröffentlichen am Montag bzw. am Mittwoch die Daten zur Handelsbilanz. Am Freitag folgen diverse Inflationsdaten (so auch der Erzeugerpreisindex, der ein Vorlaufindikator zum Verbraucherpreisindex ist) aus China.
Europa
Im Vorfeld zum EU-Gipfel (Donnerstag und Freitag) veröffentlicht Europa die Einzelhandels- und Inflationsdaten für Jänner. Es sollten keine nennenswerten Überraschungen auftreten (schwächelnder Konsum, leicht steigende Inflation). Interessant wird auch das Investorenvertrauen – dieses sollte sich nach dem Jänner weiter verbessern. Am Donnerstag folgen volkswirtschaftliche Daten für Großbritannien: BIP und Industrieproduktion.
USA
Aus den USA ist in der kommenden Woche nur das Verbrauchervertrauen am Freitag von Belang. Besonders spannend – vor allem aus politischer Sicht – wird das monatliche Budget(defizit)-Statement sein. Dieses bietet den Republikanern die Möglichkeit, die regierenden Demokraten unter Druck zu setzen.
Fazit
Volkswirtschaftliche Daten sind in der kommenden Woche Mangelware – die Börsen können sich daher auf die Jahresabschlüsse konzentrieren.
Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von GELD-Magazin / 4profit Verlag.