Kolumne Putz: bitte warten!
Einmal mehr heißt es: Warten. Es gibt keinen Fahrplan für die Notenbanken. Kein Playbook, wie man in einem derartigen wirtschaftlichen und geopolitischen Umfeld agiert. Situationselastizität ist gefragt. Von den Notenbankern ebenso wie vom Markt. Das sind Aussagen von Lagarde beim Jackson Hole Economic Policy Symposium. Bereits am Eröffnungstag sorgten die Aussagen zweier Fed-Mitglieder für rote Zahlen an den Börsen: Sie legten keinen Kurs für die (erhofften baldigen) Zinssenkungen in den USA fest. Die EZB hält an den hohen Zinsen fest, bis die Zielinflation erreicht ist.
Das Jackson Hole Symposium wirkt in die neue Woche nach. Die Erholung an den US-Börsen am Freitag wird am Montag in Asien und Europa wohl nachträglich eingepreist. Viele Daten der Folgewoche sind als Hochrechnung beim Symposium bereits genannt worden und werden daher weniger Unsicherheit bei deren Interpretation auslösen.
Asien
Nichts Neues vom japanischen Notenbankchef beim Jackson Hole Symposium: Die BoJ wird bei ihrer lockeren Geldpolitik bleiben. Relevant sind die japanischen Konsum- und Produktionsdaten am Donnerstag sowie der chinesische PMI. Die Daten werden geringfügig über dem Vormonatsniveau erwartet.
Europa
Die Rede des deutschen Bundesbank-Präsidenten Nagel am Montag wird die erwartete Entwicklung für Deutschland und den Fahrplan der EZB für die nächsten Monate umreißen. Der Geschäftsklimaindex für die EU wird neutral erwartet. Am Mittwoch werden die Hochrechnungen für Deutschlands Inflation (fällt voraussichtlich um -0,2%) und am Donnerstag für den Einzelhandel (steigt um 0,3% auf Monatssicht) veröffentlicht. In der EU sinkt die Inflation um voraussichtlich -0,2% langsam weiter, die Kerninflation liegt dann bei 5,3%.
USA
Der US-Immobiliensektor setzt nach der Bodenbildung im Q2 seine volatile Erholung fort. Ein Grund hierfür sind die nun wieder steigenden Immobilienpreise. Das US-BIP wächst weiterhin (+2,4% auf Jahresbasis werden erwartet), ebenso der Konsum. Entgegen Powells Wunsch nach einem entspannteren Arbeitsmarkt bleibt dieser mit 3,5% Arbeitslosenrate weiterhin unverändert und angespannt (Daten am Freitag).
Fazit
Die Inflation sinkt langsam, aber sie sinkt. Das wird in der kommenden Woche wohl die Kernbotschaft sein. Dank der generell stabilen Wirtschaftsdaten geht der Markt mittlerweile von einem soft landing aus und von nicht mehr weiter steigenden US-Zinsen. Mit diesem Kontext werden die Inflations- und Konsumdaten der kommenden Woche wohl wohlwollend bewertet. Ob der Markt letztlich Recht behält, zeigt sich erst im Oktober, wenn die Unternehmensberichte veröffentlicht werden.
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