7. Februar 2025

KI: Tech-Sektor nicht übergewichten

KI-Aktien haben zuletzt hohe Renditen abgeworfen. Dennoch sollten Anleger auch außerhalb des Tech-Sektors investieren. Besonders, wenn KI die Erwartungen nicht erfüllen kann, sagt Joe Davis, globaler Chefvolkswirt von Vanguard.

Joe Davis, Vanguard Global Chief Economist und Global Head of the Investment Strategy Group
Joe Davis, Vanguard Global Chief Economist und Global Head of the Investment Strategy Group

„Hohe Erwartungen an KI haben die Kurse von Technologie-Aktien in den vergangenen Jahren in die Höhe schnellen lassen. Zuletzt kam es im Tech-Sektor allerdings zu Kursschwankungen“, resümiert Joe Davis. Zwar hätten Tech-Aktien, darunter die sogenannten „Glorreichen Sieben“ – Apple, Microsoft, Meta, Amazon, Alphabet, Nvidia und Tesla – den US-Aktienmarkt über Jahre dominiert. Dennoch erwartet Davis, dass sich das Wachstumspotenzial und die Produktivitätsgewinne in den kommenden Jahren mit einem marktweiten Exposure besser ausschöpfen lasse.

Hohe Bewertung schreckt ab

„Aus zwei Gründen raten wir von einer Übergewichtung von Technologiewerten ab: Erstens sind Technologieaktien aktuell sehr hoch bewertet, ihr Wachstumspotenzial bereits weitestgehend eingepreist. Zweitens werfen Tech-Aktien in Zeiten technologischen Wandels insgesamt tendenziell keine Mehrrenditen ab. Irgendwann werden wahrscheinlich zukünftige Stars auftauchen, doch für jedes Amazon, das aus der Internetblase hervorging, gab es Dutzende andere Start-ups, die letztlich scheiterten.“

Sollte sich künstliche Intelligenz zur transformativen und wachstumsfördernden Technologie entwickeln, erwartet Davis auch in anderen Sektoren höheres Wachstum und steigende Produktivität. Als Beispiele nennt er die Gesundheitsversorgung, das Finanzwesen oder die Fertigung. Auch Elektrizität sei einst eine transformative Technologie gewesen, die die Wirtschaft weit über den Energiesektor hinaus verändert hätte. „Wer sich von KI Anlagemöglichkeiten in zahlreichen Branchen verspricht, sollte daher eher über ein marktweites Aktien-Exposure nachdenken und nicht über eine Übergewichtung des Tech-Sektors“, so Davis.

KI: Quo vadis?

„Auf Grundlage unserer Megatrend-Studie halten wir es für wahrscheinlich, dass KI die Wirtschaft einschneidend verändern wird. Sollte KI die Erwartungen jedoch enttäuschen, sollten Anlegerinnen und Anleger über eine Reduzierung ihrer Aktienpositionen und eine Erhöhung ihres Anleihe-Exposure nachdenken.“ Davis weiter: „Am Aktienmarkt dürften Value-Aktien in diesem Szenario höhere Renditen abwerfen als Growth-Aktien, die durch eine langfristige Wachstumsschwäche erheblich belastet würden.“ So hätten Wachstumsunternehmen, die ihre Gewinne – aus welchen Gründen auch immer – nicht hätten steigern konnten, in der Vergangenheit meist erhebliche Bewertungskorrekturen hinnehmen müssen. Value-Aktien könnten dagegen nach einer sehr langen Durststrecke wieder Mehrrenditen gegenüber dem Markt abwerfen.

Blick nach vorn: Was zählt

„Aus unserer Sicht sollten Anlegerinnen und Anleger sich weniger von Schlagzeilen ablenken lassen, die auf die Dominanz einiger Aktien wie der Glorreichen Sieben oder bestimmter Branchen wie dem Technologiesektor hinweisen“, meint Davis. Denn am Aktienmarkt könnten zwei scheinbar widersprüchliche Aussagen gleichzeitig zutreffen:

„Einerseits haben Large-Cap-Aktien (in der Regel Wachstumsunternehmen) einen langen Atem, weshalb Konzentrationseffekte länger anhalten könnten, als manche glauben. Andererseits können diese Unternehmen ihre Marktposition und ihren Wachstumskurs in der Regel nicht länger als ein paar Jahrzehnte aufrechterhalten, wie ein Vergleich der größten Komponenten des S&P 500 Index der Vergangenheit und Gegenwart deutlich macht.“ Also, wie können Anlegerinnen und Anleger durch dieses Marktumfeld steuern? Davis Antwort lautet: „Ein einfacher, aber effektiver Weg ist ein marktweites Exposure mit einem diversifizierten Indexfonds.“

Vanguard/HK

Disclaimer: Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung von Investments zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Aktien können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls auch weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.geld-magazin.at repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Inhalte von www.geld-magazin.at wurden sorgfältig erstellt, unbeabsichtigt fehlerhafte Darstellungen können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Die 4profit Verlag GmbH lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

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