Kein Schachmatt an der Börse
Timur Turlov, CEO Freedom Holding, zieht Parallelen zwischen dem „königlichen Spiel“ Schach und der weiten Welt von Börse und Finanzen. Es geht in allen Fällen sehr wesentlich darum viele Züge vorauszudenken.
Das GELD-Magazin traf den Experten zum persönlichen Interview in New York – passend zu der dort stattfindenden Schachweltmeisterschaft.
Ihr Unternehmen tritt als Sponsor des Weltschachverbandes FIDE auf, was können Investoren von dem Spiel lernen?
Beim Schach geht es darum: Denke genau nach, bevor du dich bewegst. Was wird passieren, wenn die nächsten Züge folgen. So ist es auch bei Investments: Wie soll ich reagieren, sollten zum Beispiel die Aktienmärkte fallen, welche anderen Möglichkeiten gibt es für Anlageschritte, welche alternativen Asset-Klassen stehen zur Verfügung usw. Weiters gilt für Schach wie für Investments: Lerne von den „Großmeistern“, den großen Spielern, studiere deren Eröffnungen, bevor du deine eigene Strategie entwickelst. Das führt auch zu den Folgerungen: Investiere nicht in Asset-Klassen, die du nicht verstehst, beachte hingegen Anlageklassen mit historisch überdurchschnittlich positiver Performance.
Sind gute Schachspieler die bessern Investoren?
Das kann man pauschal natürlich nicht so bejahen. Ich bin aber der Meinung, dass Schachspielen dabei hilft, einen größeren Erfolg bei Investments zu haben und Risiken anhand der Analyse historischer Daten besser einschätzen zu können. Viele unserer Kunden spielen Schach, so wie übrigens auch rund 20 Prozent der US-Bevölkerung. Schach trainiert das logische Denken und unterstützt dabei, in einer sich schnell verändernden Welt die Konzentration aufrecht zu erhalten. Konzentration ist entscheidend, um im Schach – und nicht nur dort – zu gewinnen.
Welche „Eröffnungszüge“ sind Investoren ans Herz zu legen?
Eine Grundvoraussetzung lautet: Bleibe diversifiziert. Versuche außerdem die Rationalität deiner Züge, also Anlageentscheidungen, zu verstehen. Ein Beispiel: Geht ein ETF, in den ich investiert bin, um zehn Prozent runter – was soll ich dann tun? Man muss sich dann die Frage stellen, warum ich das Produkt erworben habe. Stimmt das Kauf-Argument noch, könnte das eine Gelegenheit bieten, nochmals günstiger einzusteigen.
Jetzt ist mit Donald Trump ein wichtiger Player zurückgekehrt. Mit welcher Auswirkung?
Auch die Möglichkeiten Trumps für einen einschneidenden politischen und wirtschaftlichen Wandel sind begrenzt, auch er muss den Verhandlungsweg suchen. Die Amtszeit Trumps wird aber definitiv mehr Volatilität bringen, die wir in mehreren Wellen sehen werden.