Interview mit Hendrik Leber, Acatis
„Bitcoin & Co werden den Finanzbereich revolutionieren. Hendrik Leber, Gründer und CEO von ACATIS, ist überzeugt, dass zahlreiche Anwendungen auf Basis der Blockchain-Technologie vielfältige Vorteile bieten.
Herr Leber, der Bitcoin hat zuletzt ja eine beeindruckende Rallye hingelegt. Wie weit kann dieser Höhenflug noch gehen?
Bitcoin ist praktisch begrenzt, es wächst die Menge an Bitcoin nur sehr geringfügig, kaum mehr als fünf Prozent pro Jahr, und das wird immer weniger. Nochmals: Bitcoin ist begrenzt und nicht bzw. kaum vermehrbar, viel weniger als etwa Gold, denn dazu wäre ein immenser Energieaufwand vonnöten, der irgendwann einmal unbezahlbar werden wird. Dann käme es zu einem endgültigen Höhenflug. Der Staat kann zudem hier nicht eingreifen und die USA verkaufen ihre Bitcoins nicht nur nicht, sondern kaufen sogar neue dazu. Ich kann mir gut vorstellen, dass Bitcoin neben Gold und Devisen zur Deckung der US-Währung Dollar verstärkt herangezogen wird. Warum also sollte Bitcoin da nicht auch auf 200.000 Dollar steigen? Zudem könnte eine Vertrauenskrise einsetzen, wer angesichts der ausufernden US-Staatsverschuldung diese Schulden jemals zurückzahlen können wird. Und es soll ein Treffen zwischen dem Coinbase-CEO und Donald Trump bzw. Mitgliedern seiner Regierung gegeben haben. Eine Trump-hörige US-Senatorin plädierte zudem für den verstärkten Bitcoin-Kauf durch den US-Staat.
Sie meinen, der Bitcoin wird eine neue Form der Währungsreserve?
Ja, das glaube ich. Eine Bitcoin-Zentralbankreserve ist sehr plausibel. Noch interessanter erscheint mir die Blockchain. Wenn wir einmal von Bitcoin weggehen. So sehen wir, dass der Bereich Blockchain ja viel, viel größer ist als nur der Bitcoin. Bitcoin ist ja nur eine Währung – eine sehr prominente zwar, die aber noch immer sehr klein ist.
Was gefällt Ihnen an Blockchain-Investments?
Die Zentralbanken werden wahrscheinlich bald einen eigenen Krypto-Euro und einen eigenen Krypto-Dollar einführen. Dann kann ich als Anleger mein Kapital direkt bei den Zentralbanken lagern und nicht bei den teuren Geschäftsbanken, quasi eine kostenlose Kapitaldeponierung. Warum ich das vorher-sehe? Weil die Zentralbanken für ihre eigene Kryptowährung werben müssen, damit sie von den vielen Sparern – vor allem den konservativen Kleinsparern – auch entsprechend angenommen wird. Das ist eine ganz neue Entwicklung. Wenn man das weiterführt, ist der nächste Schritt, dass immer mehr Transaktionen über die Blockchain, also den sogenannten ‚Güterwaggon‘ unter den Kryptowährungen, abgewickelt werden.
Wie sehen Sie die Zukunft der Blockchain-Technologie?
Ich sehe eine ziemliche Revolution, die von dort kommen könnte. Ein ehemaliger deutscher Bundesbanker erzählte mir vor kurzem, dass er an dem Thema ‚Börsentransaktionen über die Blockchain‘ arbeite. Denn heute kaufen wir unsere Aktien in Europa und zwei Tage später wird das Geld dafür gutgeschrieben – eine erhebliche Valutastellungs-Verzögerung. Die USA haben diese Valutastellung schon auf einen Tag verkürzt, warum also nicht auf praktisch null Sekunden? Ich kaufe eine Aktie und im gleichen Moment ist das Konto dann schon ausgeglichen. Das heißt: Keine Verzögerung und keine Geschäftsbanken-Büros im Hintergrund. Ich erwarte, dass das schon in absehbarer Zeit kommt. Von daher werden Kryptowährungen generell immer wichtiger werden, der Bitcoin bleibt dagegen ein reines Sonderthema.
Hendrik Leber war nach seinem Betriebswirtschaftsstudium und einem MBA in New York als Berater bei McKinsey tätig. Nach einer Zwischenstation beim Bankhaus Metzler, wo er für Corporate Finance und M&A zuständig war, gründete er 1994 die ACATIS Investment KVG mit Sitz in Frankfurt. Die ACATIS Investment Kapitalverwaltungsgesellschaft ist eine unabhängige Fondsboutique, deren Kernkompetenz das Value Investing nach Benjamin Graham und Warren Buffett ist.