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5. Mai 2023

Interview: Harald Preißler, Bantleon

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Die Zeiten für passive Investments werden härter, denn disruptive Prozesse bestimmen die Wirtschaft. Dass meint Bantleon-Experte Harald Preißler im Interview. Außerdem erklärt er, was es mit dem „Wumms“ auf sich hat.

Dr. Harald Preißler ist Kapitalmarktstratege sowie Präsident des Verwaltungsrates der Bantleon AG. Im Gespräch mit dem GELD-Magazin geht er auf die angespannte Situation an den Börsen und wirtschaftliche Problemzonen ein.

Dr. Harald Preißler
Kapitalmarktstratege
Präsident des Verwaltungsrates Bantleon AG
„Aktien verlieren an Attraktivität“, glaubt Harald Preißler, Kapitalmarktstratege bei Bantleon.

Ein Thema, das uns heute alle bewegt, ist die extreme Inflation, wie wird es hier weitergehen?

Es ist eine gewisse Entspannung zu beobachten, allerdings sehe ich vier bedeutende Prozesse, die auch in Zukunft für eine dauerhaft hohe Inflation sprechen. Erstens ist die demografische Entwicklung, besser gesagt, die demografische Krise zu nennen. Die Gesellschaft wird immer älter und die Baby-Boomer-Generation tritt in den Ruhestand ein. Das drückt sich bekanntlich in einem deutlich spürbaren Arbeitskräftemangel an allen Ecken und Enden aus. Es entsteht daher ein gewaltiges Loch, womit der Druck auf die Löhne zunimmt. Die Lösung dazu lautet, dass die Gehälter steigen. Ich meine: Das ist auch gut so, denn in den vergangenen 40 Jahren herrschte der Trend vor, dass die Lohneinkommen schwächer gewachsen sind als die Gewinneinkommen, das kehrt sich nun ein Stück weit um. Höhere Gehälter werden aber die Inflation antreiben. 

Was ist der zweite Treiber der Teuerung?

Dabei handelt es sich um die Tendenz zur De-Globalisierung. Hier zeigt sich der Merkantilismus wieder quicklebendig: Handelsbeschränkungen, Zölle usw. kommen zurück. Auch sehen wir eine sehr starke Forcierung der Industriepolitik in gewichtigen Wirtschaftsregionen, denken sie etwa an den „Inflation Reduction Act“ in den Vereinigten Staaten oder den „Green Deal“ in der EU. Jedenfalls hat die De-Globalisierung zur Konsequenz, dass nicht mehr dort produziert wird, wo es am günstigsten wäre. Das verschlingt Geld, macht die Produkte teurer und befeuert somit die Inflation.

Und wie sieht es mit der dritten Ursache für anhaltend hohe Inflation aus?

Es geht um die grüne Wende, die ich ausdrücklich unterstütze. Zu bedenken ist allerdings, dass dadurch der Bedarf an Rohstoffen, auch an „schmutzigen“, steigen wird.  So benötigen etwa Elektro-Autos große Mengen an Kobalt, der Kupferbedarf wächst ebenfalls. Die Nachricht für Investoren lautet an dieser Stelle: Rohstoffe werden wieder attraktiv, weil teuer. Gleichzeitig unterstützt das natürlich die Inflationstendenz nach oben. 

Fehlt noch ein Inflationstreiber …

Das ist der Abschied von der Austeritätspolitik, die lange Zeit als Inbegriff des nachhaltigen Wirtschaftens gegolten hat. Heute ist davon keine Rede mehr. Überall werden Sondervermögen und diverse „Töpfe“ installiert. Es wird so viel Geld ausgegeben, dass eine neue Maßeinheit aus der Taufe gehoben wurde: Der „Wumms“ steht für 100 Milliarden Euro, auch der „Doppelwumms“, also 200 Milliarden Euro, wurde geboren. Inflationstreibende Auswirkungen müssen da wohl nicht extra hervorgehoben werden.

Wie sollen sich Investoren verhalten?

Aktien und Anleihen werden auf ungefähr gleicher Augenhöhe performen. Für das Asset Management bedeutet das: Ganzheitliches Denken und aktive Allokation sind gefragt. Es gilt, die richtigen Regionen und Themen zu finden, einige werden outperformen, andere schwächer abschneiden. Aktives Selektieren von Einzeltiteln, genaue Unternehmensanalyse, Laufzeitmanagement etc. galten mancherorts ja bereits als ausgestorbenes Handwerk. Jetzt wird diese Kunst ein Comeback feiern, davon bin ich felsenfest überzeugt. Im Gegenzug wird es für passive Investmentformen immer schwieriger. In der Vergangenheit waren ETFs eine gute Entscheidung, sie sind kostengünstiger und die Aktienbörsen strebten nach oben. Die Flut hob alle Boote, wie man so schön sagt. Das ist aber jetzt nicht mehr der Fall.

Lesen Sie das ganze Interview in der
GELD-Magazin Ausgabe Nr. 2/2023.

www.bantleon.com

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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