Infrastruktur: Aktien am Wendepunkt
Die gängigen globalen Infrastruktur-Indizes haben 2023 vergleichsweise schlecht abgeschnitten: Die Underperformance gegenüber dem MSCI World betrug mehr als 20%. Das schlechte Ergebnis beruht aber nicht auf einer fundamentalen Schwäche der Infrastruktur-Aktien.
Johannes Maier, Portfolio Manager für globale Infrastruktur-Aktien bei Bantleon analysiert: «Robuste Erträge in allen Konjunkturphasen sind ein guter Grund für eine strategische Allokation in Infrastruktur-Aktien. Wenn die Leitzinsen nicht weiter angehoben werden, stehen der Anlageklasse nun rosige Zeiten bevor.»
Gesunde Unternehmen
«Nach zehn Zinsanhebungen in Folge bis Mitte September 2023 und dem Ausblick auf Leitzinssenkungen ist es Zeit für eine Standortbetrachtung für Infrastruktur-Investoren. 2023 ist nämlich nach einem soliden Jahr 2021 und einer Outperformance im Jahr 2022 atypisch für Infrastruktur-Aktien gewesen: Inmitten einer beispiellosen Erhöhung der Leitzinsen, fallender Inflationserwartungen und der Marktführerschaft weniger Technologie-Unternehmen blieben die Aktien der Betreiber von Infrastruktur deutlich hinter den breiten Aktienmärkten zurück.
Mit einer Underperformance von mehr als 20%-Punkten gegenüber dem MSCI World war 2023 für die gängigen globalen Infrastruktur-Indizes im historischen Kontext relativ schlecht. Wer in dieser Schwäche aber ein fundamentales Problem sieht, der irrt sich. Mit zweistelligem Gewinnwachstum haben sich die Geschäfte von Infrastruktur-Unternehmen im vergangenen Jahr nämlich ausgesprochen gut entwickelt, während die Gewinne der breiten Unternehmenslandschaft stagnierten. Die Folge sind nun besonders günstige Bewertungen und damit ein sehr attraktives Risiko-Ertrags-Verhältnis. Ein mächtiger Performancetreiber für börsennotierte Infrastruktur ist nun ein mögliches Ende des Zinsanstieges.»
Besondere Dynamik
«Die Anlageklasse entwickelt sich zwar nicht analog zu Anleihen, die heftigen Zinserhöhungen im Jahr 2023 führten aber zu starkem Gegenwind. Infrastruktur-Unternehmen haben im Umfeld einer robusten Volkswirtschaft mit steigenden Zinsen nämlich eine besondere Dynamik: Weil Wasserrohre, Stromnetze und Funkmasten einen langen Lebenszyklus haben und ein Großteil der Gewinne daher erst weit in der Zukunft anfällt, ist der Effekt des Diskontsatzes überproportional.
Zudem fallen steigende Zinsen stärker ins Gewicht, da die Geschäftsmodelle besonders kapitalintensiv sind. Erst verzögert werden vom Regulator erlaubte Erträge an das höhere Zinsumfeld angepasst und können dann diese Negativeffekte ausgleichen. Inzwischen spricht vieles nicht nur für eine Zinspause, sondern sogar für mehrere Zinssenkungen im Jahr 2024. Seit dem Jahr 2000 haben Infrastruktur-Aktien im Vergleich zu Anleihen und zu den breiten Aktienmärkten in den zwölf Monaten nach dem Ende von Leitzinserhöhungen immer gut abgeschnitten – auch ohne wesentliche Zinssenkungen. Seit der jüngsten Leitzinserhöhung der EZB im September 2023 zeichnet sich nun eine entsprechende Entwicklung ab.»
Bantleon/HK