Halbleiter: Asiens Preismacht
Halbleiterhersteller in Asien planen Preiserhöhungen von bis zu 20 Prozent. Die Nachfrage nach Chips übersteigt weiterhin das Angebot, auch wenn die Sorgen um das Wirtschaftswachstums groß sind. Die Produktion ist stark von einigen wenigen Ländern und Firmen abhängig.
Ein Großteil der Welt hat mit steigender Inflation zu kämpfen. Halbleiterhersteller geben aber die Preiserhöhungen einfach an die Verbraucher weiter. Marcus Weyerer, Emerging Markets-Spezialist bei Franklin Templeton, kommentiert.
Preise steigen weiter
„Diese Strategie mag kaum geeignet sein, wenn ein Unternehmen nahezu identische Produkte auf einem Massenmarkt verkauft. Für einige Firmen jedoch, insbesondere für Technologievorreiter, ist die Preissetzungsmacht mehr als ein theoretisches wirtschaftliches Konzept. Ein ausgezeichnetes Beispiel in diesem Zusammenhang ist die Halbleiterindustrie.
Drei der Top Player in diesem Segment, die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC), Samsung und UMC, planen ab dem kommenden Jahr Preiserhöhungen von bis zu 20 %. Diese Erhöhungen kommen zu den bereits hohen Preissteigerungen im Jahr 2021 dazu. Wie können diese Unternehmen es sich leisten, ihren Kunden einen solch hohen Aufschlag zu berechnen?“
Ohne Chips geht nichts
„Erstens gehören Halbleiter heute zu den Produkten, die für die Weltwirtschaft fast so wichtig sind wie Öl oder Kupfer. Ohne Halbleiter bewegt sich heutzutage so gut wie nichts mehr. Von A wie Autos bis Z wie Zappen auf dem Fernseher. Der langfristige Trend zur Digitalisierung, der durch die Covid-19-Pandemie noch verstärkt wurde, hat die Chiphersteller zum Dreh- und Angelpunkt der modernen Lieferkette gemacht. Automobilhersteller, die keinen Zugang zu einer ausreichenden Versorgung mit Chips haben können, keine Autos mehr herstellen, Punkt.
Zweitens ist die Branche hoch spezialisiert, kapitalintensiv und zyklisch. Es dauert in der Regel vier Monate oder länger vom Entwurf des Wafers bis zur eigentlichen Produktion. Der Aufbau einer neuen Produktionsstätte kann leicht zwei Jahre in Anspruch nehmen. Die Fabriken müssen über eine erstklassige Logistik verfügen, benötigen zudem viel Platz und müssen nahezu steril sein.“
Teure Halbleiter
„Dass dies folglich sehr teuer ist, ist nachvollziehbar. TSMC kündigte beispielsweise 2021 an, für seinen Kapazitätsausbau 100 Mrd. USD über einen Zeitraum von drei Jahren auszugeben. Mit solchen Ausgaben können kleinere Unternehmen nicht mithalten. Und weil die Produkte auf die spezifischen Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind, ist ein Wechsel des Anbieters in der Regel auch keine Option.
Kurzum: Eine strukturell hohe und wachsende Nachfrage trifft auf eine Angebotskurve, die nicht zuletzt dank nahezu unüberwindlicher Marktzutrittsschranken eher träge ist. Die Produktion lässt sich nicht beliebig steigern und schon gar nicht schnell. Die einzige Variable, die bleibt, ist der Preis.“
Franklin Templeton Investments/HK