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29. Juli 2024

Gold: Rücksetzer vor Rekord

Der Goldpreis könnte zunächst einen weiteren Rücksetzer erfahren, bevor er zu einem neuen Rekordhoch ansetzt. Im Konsensszenario klettert Gold bis zum zweiten Quartal 2025 auf einen Wert von 2.585 US-Dollar pro Unze, was über dem derzeitigen Höchststand vom Juli 2024 liegt.

Nitesh Shah, Director Research bei WisdomTree
Nitesh Shah, Leiter Rohstoff- und Makro-Research in Europa bei WisdomTree

„Das Konsensszenario geht davon aus, dass die Inflation weiter zurückgeht (und sich nahe, wenn auch knapp über der Zielvorgabe der Zentralbanken einpendelt), der US-Dollar an Wert verliert und die Anleiherenditen sinken. Es beruht auf Zinssenkungen der Fed ab September 2024, wobei die Zinsen zum Ende des zweiten Quartals 2025 um 100 Basispunkte unter dem zweiten Quartal 2024 liegen werden“, das schreibt Nitesh Shah, Leiter Rohstoff- und Makro-Research bei WisdomTree, in einem aktuellen Kommentar.

Unruhige Bewegungen

Als Grund für einen vorübergehenden Rücksetzer beim Goldpreis nennt WisdomTree die Geldpolitik. Die Daten, auf die sich die Fed stütze, um Zinsentscheidungen zu treffen, seien selten linear und schlüssig, so dass es bei den Zinserwartungen und damit auch beim Gold zu unruhigen Bewegungen kommen könne. Shah: „Unseres Erachtens könnte das lange Warten auf schlüssige Beweise für eine US-Zinssenkung im dritten Quartal 2024 zu einem kleinen Rückschlag beim Metall führen, bevor eine Rallye einsetzt, die den Preis von Gold auf ein neues Hoch treibt.“

Hinzu komme, dass die EZB und mehrere andere Zentralbanken der Industrieländer ihre Zinssenkungszyklen bereits eingeleitet hätten. „Dadurch bleibt der US-Dollar stabil, was Gold auf US-Dollar-Basis Gegenwind beschert. In Yen und Euro gerechnet wird das Metall daher sogar noch höher gehandelt.“

Treiber für Gold

Nach dem internen Goldmodell von WisdomTree wurde das Edelmetall bis März 2024 in etwa zum Fair Value gehandelt, doch im Zuge der Rallye im April und Mai kletterte es in die Höhe. „Unseren Modellen zufolge könnte Gold Ende Juni um 7 % überbewertet gewesen sein“, erklärt Shah. „Des Weiteren deuten unsere Prognosen darauf hin, dass der größte Teil dieser Überbewertung im laufenden Quartal wieder abgegeben werden wird.“

Auf längere Sicht erkennt WisdomTree jedoch mehrere Treiber: „Die Zentralbanken wollen die Goldkäufe im weiteren Verlauf des Jahres gewiss erhöhen“, so Shah. Aus der Umfrage des Weltgoldrats unter Zentralbankern gehe hervor, dass die meisten Zentralbanken in diesem Jahr mit höheren Goldkäufen rechneten als im vergangenen Jahr. Der Anteil der Befragten, die angeben, dass sie Gold zur Diversifikation gegenüber dem US-Dollar kaufen, sei gestiegen. „Auch die Privatkundennachfrage nach Gold scheint sich angesichts der hohen Preise verringert zu haben, doch der jüngste Preisrückgang könnte diesen Verlust an Schwung umkehren“, nennt Shah einen weiteren Treiber. In China gingen die physischen Abhebungen an der Shanghai Gold Exchange zwar zurück (was auf eine geringere Nachfrage hindeutet), doch die Zuflüsse in chinesische börsengehandelte Goldprodukte (ETPs) erreichten neue Rekordwerte.

Robuste Stimmung

Betrachte man die spekulative Nettopositionierung in Futures, zeige sich die institutionelle Stimmung gegenüber Gold nach wie vor robust: „Dieses Stimmungsbarometer beinhaltet ein Aufwärtsrisiko, wenn die geopolitischen Risiken weiter zunehmen.“ Der Goldpreis habe sich nach den Wahlergebnissen in Indien und Frankreich kaum bewegt, doch jetzt rückten die US-Wahlen in den Fokus. Beide Präsidentschaftskandidaten verfolgten zum jetzigen Zeitpunkt eine restriktive Handelspolitik. „Unserer Meinung nach schadet das dem globalen Wachstum, stellt aber zugleich ein Aufwärtsrisiko für den Goldpreis dar. Denn Gold gilt als Instrument zur Absicherung gegen ungünstige wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen.“

WisdomTree/HK

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