Globaler Handel: Unter Druck
Eine aktuelle Studie skizziert ein anspruchsvolles Szenario für den globalen Handel in den Jahren 2025 und 2026. Geopolitische Spannungen, insbesondere zwischen den USA und China, sowie hohe Zölle belasten die globalen Lieferketten und drücken das Handelsvolumen nach unten.
Eine Eskalation der Handelskonflikte könnte das globale Handelswachstum bis 2026 auf unter 5 Prozent (-0,6 Prozentpunkte) fallen lassen. In Europa und China sind allein für 2025 und 2026 Exporte im Wert von 67 Mrd. USD gefährdet. Die hohen Importzölle belasten auch das EU-Budget: Jährlich fallen für Waren aus China 38 Mrd. USD an, während sich die Zollkosten für Importe aus den USA auf 17 Mrd. USD belaufen.
Österreichs Exportwirtschaft leidet
Die Studie des Kreditversicherers Acredia und Allianz Trade zeigt, wie sensibel Österreichs Exportwirtschaft auf geopolitische Entwicklungen reagiert. Ursprünglich wurde für 2025 und 2026 ein Exportwachstum von insgesamt 11 Mrd. USD prognostiziert. Doch aufgrund anhaltender Unsicherheiten könnten die Zuwächse nun um 1 Mrd. USD auf 10 Mrd. USD sinken. „Sollte es zu einem Handelskrieg kommen, droht das österreichische Exportwachstum in den kommenden zwei Jahren auf 7,9 Mrd. USD zurückzufallen. Das ist ein Verlust von 3,1 Mrd. USD gegenüber unseren bisherigen Erwartungen“, so Gudrun Meierschitz, Vorständin der Acredia Versicherung AG.
Es eröffnen sich jedoch auch neue Chancen für Österreich. „Durch eine stabile Handelspolitik, gemeinsam mit der EU, wird die österreichische Exportwirtschaft gefördert und der Standort Österreich gestärkt“, betont Meierschitz. Die EU plant, 2025 ihre wirtschaftlichen und politischen Allianzen weiter auszubauen und ihre Interessen klarer zu vertreten.
Deutschland als Schlüsselfigur
Das Handelsvolumen zwischen Österreich und Deutschland lag 2023 bei beeindruckenden 123,1 Milliarden Euro. Dabei entfielen 58,4 Milliarden Euro auf österreichische Exporte nach Deutschland, was fast ein Drittel (29,1 Prozent) der gesamten österreichischen Exporte ausmacht. „Deutschland ist und bleibt für Österreichs Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Eine politische und wirtschaftliche Stabilisierung in Deutschland wird sich auch auf Österreich positiv auswirken“, so Meierschitz. Änderungen in der deutschen Wirtschafts- oder Zollpolitik könnten insbesondere die österreichische Automobil-, Maschinenbau- und Pharmaindustrie spürbar beeinflussen.
Neue Handelsszenarien
Österreichs Abhängigkeit von den Handelsbeziehungen zu den USA und China bringt gleichermaßen Risiken und Chancen mit sich. Anpassungen bei den Zollsätzen könnten heimische Exporteure direkt treffen. „Erhöhte Zölle auf US-Produkte würden die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen schwächen und Konsumentenpreise erhöhen“, erläutert Meierschitz. Gleichzeitig könnte eine Erleichterung für chinesische Importe den EU-Binnenmarkt wettbewerbsintensiver gestalten. Angesichts dieser Herausforderungen empfiehlt Acredia eine strategische Vorbereitung der österreichischen Unternehmen, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können.
Strategische Allianzen
Um langfristig stabil zu bleiben, strebt die EU danach, energiepolitisch unabhängiger zu werden und technologische Standards weiterzuentwickeln. Österreich hat im kommenden Jahr die Möglichkeit, sich als stabiler und innovativer Partner innerhalb der EU zu positionieren. „Durch die gezielte Förderung strategischer Partnerschaften und Innovation können wir die Stabilität der österreichischen Wirtschaft stärken“, so Meierschitz.
Die gesamte Studie finden Sie hier.
Acredia/HK