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7. Juni 2023

Gesunder Mix: KI und Healthcare

Schon bevor ChatGPT Schlagzeilen machte, hat Künstliche Intelligenz (KI) im Healthcare-Sektor Einzug gehalten. Das beginnt mit der Entwicklung neuer Wirkstoffe und reicht bis zum Gesundheitsmanagement. In den verschiedenen Bereichen sind regelrechte Quantensprünge zu erwarten.

Einen neuen medizinischen Wirkstoff zu entwickeln und zur Marktreife zu bringen, kann bis zu zwei Milliarden Dollar kosten. Zudem scheitert das Gros der neuen Therapien in einer der drei klinischen Testphasen und bekommt nie die Zulassung der Gesundheitsbehörden.

KI spart Kosten

Kai Brüning, Apo Asset Management GmbH (apoAsset)
Kai Brüning, Senior Portfolio Manager Healthcare, Apo Asset Management GmbH (apoAsset)

Kai Brüning, Apo Asset Management, und Kristoffer Karl Unterbruner, Medical Strategy, analysieren: „Die Arzneimittelentwicklung beruht auf enormen Mengen von Daten. Diese lassen sich durch automatisierte Algorithmen, also KI, sehr viel schneller und effizienter auswerten als mit herkömmlichen Verfahren. Schon vor Beginn der aufwendigen klinischen Tests lässt sich mit KI die Erfolgswahrscheinlichkeit eines neuen Wirkstoffs eingrenzen und abschätzen. Die Entwicklung eines wenig aussichtsreichen Medikaments kann so bereits in einem frühen Stadium korrigiert oder ganz gestoppt werden, was unnötige Kosten spart. Schon heute nutzt eine Vielzahl der Medikamentenentwickler KI im Bereich Forschung und Entwicklung.

Die Einsparpotenziale sind enorm. So lässt sich durch KI bei der Entwicklung neuer Medikamente schon heute rund 20 % der Zeit einsparen. Gleichzeitig kann die Fehlerquote ebenfalls um ein Fünftel gesenkt werden. Beides zusammen sorgt für eine Kostenreduktion von ebenfalls 20 %. Und die Potenziale sind hier längst noch nicht ausgeschöpft.“

Moderna, IBM, Google …

„Durch KI mischen plötzlich Unternehmen im Healthcare-Sektor mit, die eigentlich aus ganz anderen Bereichen kommen. Beispielsweise plant Moderna Quantencomputing und KI einzusetzen, um neue mRNA-Medikamente zu entwickeln. Dabei stellt IBM Hardware, Software und Wissenschaftler zur Verfügung, um den Impfstoffhersteller dabei zu stützen, die Eigenschaften eines Moleküls vorherzusagen. Auch andere Tech-Konzerne wie Amazon, die Alphabet-Tochter Google oder Apple sind mittlerweile mit digitalen Anwendungen im Healthcare-Markt unterwegs.

Bei der Diagnostik kommt KI ebenfalls mittlerweile zum Einsatz. Beispielsweise nutzt das amerikanische Unternehmen Median Technologies Algorithmen für die Bildanalyse. Dadurch lassen sich aus Aufnahmen aussagekräftige Erkenntnisse gewinnen, um Patientinnen und Patienten dadurch besser behandeln zu können. Mit seiner Technologie unterstützt Median aber auch Biopharmaunternehmen bei ihren klinischen Onkologiestudien. Auch Contract-Research-Unternehmen wie LabCorp und CMIC nutzen KI. Diese arbeiten in der Regel im Auftrag größerer Pharmafirmen. Konkret geht es darum, in großen Datenmengen Muster und Trends zu erkennen, die sich mit traditionellen statistischen Methoden nur schwer aufspüren lassen.“

„Tele-Doktor“

Kristoffer Karl Unterbruner, Medical Strategy GmbH
Kristoffer Karl Unterbruner, Healthcare-Analyst und Portfolio Manager, Medical Strategy GmbH

„Schon weiter fortgeschritten ist die Verwendung von automatisierten Algorithmen in der Telemedizin. Rund zwei Drittel der ersten ärztlichen Konsultationen sind eigentlich ohne dessen physische Anwesenheit möglich. Allerdings ist Telemedizin ausgesprochen komplex und geht über einen herkömmlichen Videocall weit hinaus. Dabei kann KI die Prozesse im Hintergrund steuern und verbessern. Vereinfacht ausgedrückt können die entsprechenden Algorithmen Ärzte/innen, Patienten/innen, Abrechnungsdienstleister und Versicherungen optimal zusammenführen. Zu den bekanntesten Vertretern aus diesem Bereich zählt sicherlich das amerikanische Unternehmen Teladoc. Beim Gesundheitsmanagement handelt es sich um ein weiteres Einsatzgebiet von KI. Hier lassen sich prinzipiell alle Daten und Prozesse digitalisieren. Davon profitieren dann auch die Diagnostik und Behandlung in den Kliniken, Praxen, Laboren und die Gesundheitsämter arbeiten effizienter.“

Quantensprünge wahrscheinlich

„Innerhalb nur weniger Jahre hat das Internet das Leben der Menschen und die gesamte Wirtschaft grundlegend verändert. Eine ähnlich disruptive Entwicklung zeichnet sich jetzt auch bei KI ab. Themen, die heute noch wie Zukunftsmusik klingen, werden voraussichtlich schon in absehbarer Zeit ganz normal zum Alltag gehören.“

Apo AM/HK

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