Frauen: Defizite bei Vorsorge
Anlässlich des Internationalen Frauentags rückt die Wiener Börse die Themen Finanzbildung und Gender Gap in den Vordergrund. Auffällig ist: Frauen droht eine tiefe Pensionslücke, die Defizite bei privater Vorsorge sind groß.
Frauen schätzen laut der Studie „Aktienbarometer“ ihr vorhandenes Finanzwissen deutlich unausgeprägter ein als Männer. 77 % der befragten Frauen gaben an, dass sie aufgrund von mangelndem Finanzwissen von einer Wertpapier-Veranlagung absehen. Zum Vergleich: Auch bei Männern gibt es Aus- und Fortbildungsbedarf, allerdings fällt der Anteil jener, die ihre Finanzkompetenz als unzureichend einschätzen, mit 61 % klar geringer aus. Das schlägt sich auch im Wertpapierbesitz nieder, denn während 19 % der Frauen Wertpapiere für den langfristigen Vermögensaufbau nutzen, tun dies mit 36 % fast doppelt so viele Männer.
Frauen verzichten auf Investments
Andrea Herrmann, CFO der Wiener Börse, betont: „Um die geschlechterspezifische Pensionslücke zu schließen, müssen wir Frauen dabei unterstützen, den Fokus auf ihre private Vorsorge zu legen. Indem wir Frauen mit dem notwendigen finanziellen Wissen und den Fähigkeiten ausstatten, können wir sie darin bestärken, fundierte Entscheidungen über ihre Finanzen zu treffen und ihre wirtschaftliche Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.“
Die Studie verdeutlicht jedenfalls: Der Wertpapierbesitz korreliert sehr mit dem Bildungsgrad. Zwar stieg der Anteil der Investorinnen und Investoren mit Pflicht- (14 %, 2023: 11 %) oder Fachschulabschluss (24 %, 2023: 22 %) gegenüber der letzten Erhebung. Dennoch hat der überwiegende Teil der Wertpapierbesitzenden einen Hochschlussabschluss (45 %) oder zumindest die Matura (39 %). Neben dem Finanzwissen haben auch die verfügbaren finanziellen Mittel Einfluss auf die Bereitschaft, in Wertpapiere zu investieren. Viele sind der Meinung, zu wenig Geld zu haben, damit sich eine Wertpapierveranlagung lohnt – bei Frauen ist es der zweithäufigste Grund für einen Investmentverzicht (73 %).
Nicht vergessen: Zinseszins
„Dabei können auch kleine, regelmäßig investierte Beträge langfristig einen großen Unterschied ausmachen. Viele Menschen unterschätzen die enorme Auswirkung des Zinseszins-Effekts oder sind sich dessen gar nicht bewusst“, erklärt Angelika Sommer-Hemetsberger, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Wiener Börse.
Der Zinseszinseffekt entfaltet seine Wirkung vor allem durch Berücksichtigung eines wichtigen Veranlagungs-Grundsatzes: der Langfristigkeit. Anlegerinnen und Anleger eines Sparplans, die beispielweise seit dem Berechnungsstart 1991 monatlich 30 Euro in ein ATX Total Return-Portfolio investiert haben, hielten per 29. Februar 2024 bei 41.608 Euro (vor Abzug von Gebühren und Steuern) – bei einer Einzahlungssumme von 11.970 Euro.
Finanzbildung verbessern
Die Wiener Börse setzt seit vielen Jahren Maßnahmen, um die Finanzbildung zu stärken und unterstützt die „Nationale Finanzbildungsstrategie“. So werden etwa Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte zur Verfügung gestellt und Schulvorträge gehalten. Umfassend ist auch das Angebot der Wiener Börse Akademie in Kooperation mit dem WIFI Management Forum. Die Akademie bietet Seminare und Workshops für jedes Kompetenzniveau an. Das Schulungsangebot wird laufend erweitert, so wird auch ein speziell an Frauen gerichtetes Einstiegsseminar angeboten.
Wiener Börse/HK