GELD-Magazin, Nr. 2/2025

Europa steht unter Druck. Und zwar massiv. Putin wetzt die Messer – Trump verhöhnt die überfallene Ukraine und heizt mit seiner Zollpolitik so richtig ein. Abgesehen davon, dass der losgetretene Handelskrieg nur Verlierer hinter sich lassen wird, muss die EU jetzt handeln, um nicht ins Abseits zu geraten. Welche Möglichkeiten gibt es dafür? Kapitalmarktunion nötig Atanas Pekanov, als Wirtschaftsexperte am WIFO auf Makroökonomie und öffentliche Finanzen spezialisiert, sagt zum GELD-Magazin: „Europa hat bei einigen sinnvollen wirtschaftspolitischen Maßnahmen zu lange gewartet, das hat zu einer Lücke bei Produktion, Innovation und BIP-Wachstum geführt – etwa im Vergleich zu den USA. Wenn wir jetzt nicht schnell handeln, wird Europa weiter zurückbleiben, was letztlich auch zu Wohlstandsverlust führen wird.“ Ein wichtiger Schritt wäre laut dem Experten die Errichtung einer EU-weiten Kapitalmarktunion, denn viele Ersparnisse bleiben derzeit ungenützt, was sowohl Haushaltskapital als auch Firmeninvestitionen betrifft. Pekanov: „Die Kapitalmarktunion soll Zugang zu Kapital mobilisieren, es soll dorthin fließen, wo es am sinnvollsten ist. Der Verwirklichung stehen aber die nationalen Interessen der Einzelstaaten im Wege, die ihre eigenen Kapitalmärkte schützen wollen.“ Aufsicht, Gesetze und Anleihen Weiters bräuchten wir eine EU-weite FinanzSupervision: „Einer solchen Aufsichtsbehörde stehen aber wiederum nationale Interessen im Weg, denn es herrscht die Furcht, dass Unabhängigkeiten verloren gingen“, so der Experte. Ebenfalls dringend notwendig wäre eine Harmonisierung auf der legislativen Ebene, ein gutes Beispiel dafür gibt das Insolvenzrecht ab: „Es muss für mehr Sicherheit gesorgt werden. Kauft etwa ein europäischer Investor eine Unternehmensanleihe BRENNPUNKT . Geopolitik Europa zuerst! Die USA brüskieren die EU, Russland steht vor den Toren und China sowie Indien sind mächtige Konkurrenten. Es ist höchste Zeit für Europa, endlich aufzuwachen, bevor es auf vielen Ebenen zu spät ist. HARALD KOLERUS Mehr Mut ist gefragt. Die EU darf nicht länger auf Halbmast segeln. Credits: beigestellt; wikimedia; Evgeniia/stock.adobe.com 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 2/2025 „Wenn wir jetzt nicht schnell handeln, wird Europa weiter zurückbleiben.“ Atanas Pekanov, Ökonom am WIFO

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