Der deutsche Leitindex hat sich von dem Kursschock der ersten Aprilwoche nicht erholen können. Negativ ist, dass der DAX unter die wichtige 200-Tages-Linie gefallen ist. Eine Hoffnung gibt es, nämlich die, dass mit dem Ausverkauf am „Schwarzen Montag“ (7. April mit einem Tief bei 18.500 Punkten) das Schlimmste überstanden sein könnte. Allerdings sind Unterstützungen nach unten durchbrochen worden, die nun zu Widerständen werden. Auch die hohen Umsätze im Abverkauf und die niedrigen Kaufvolumina in der Erholungsbewegung sprechen noch nicht für einen tragfähigen Boden. Das Stopp sollte auf 17.800 Punkte nachgezogen werden. AKTIEN . Deutschland Dass der deutsche Aktienindex DAX so heftig auf das Trumpsche Zollpaket reagiert hat, ist nicht verwunderlich. Denn die USA sind Deutschlands wichtigster Handelspartner noch vor China und größter Abnehmer deutscher Exporte. 2024 lieferten deutsche Firmen Waren im Wert von 162 Milliarden Euro in die USA, gut zehn Prozent aller Exporte. Das Ifo-Institut erwartet für die deutsche Wirtschaft einen dauerhaften Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer schätzt, dass die hohen US-Zölle das BIP über zwei Jahre insgesamt um ein halbes Prozent drücken. Michael Fratzscher, Chef des DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung), meint sogar, dass Deutschland 2025 in der Rezession verharrt. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat errechnet, dass die Zusatzzölle Deutschland über die vierjährige Amtszeit von Trump rund 200 Milliarden Euro kosten könnten. Das deutsche BIP läge dann 2028 um etwa 1,5 Prozent niedriger als ohne Zölle. Die USA sind der wichtigste Exportmarkt für die deutsche Automobilindustrie. Die deutschen Maschinenbauer exportierten 2024 Maschinen und Anlagen im Wert von 27,4 Milliarden Euro in die USA, 13,5 Prozent der gesamten Branchenausfuhren. Die Chemieindustrie lieferte 2024 Erzeugnisse im Wert von 10,2 Milliarden Euro in die USA, ein Anteil von fast acht Prozent, die Pharmabranche Waren im Wert von 27 Milliarden Euro und damit knapp ein Viertel der deutschen Exporte. Nicht hilfreich ist es da, dass die Zollkrise und der Handelskrieg sich in einem politischen Machtvakuum in Deutschland abspielen. Die Verhandlungen für eine neue Regierungskoalition waren recht holprig. Dazu Fratzscher: „Man feilscht um Mütterrente, Kindertagesstätten und Steuersenkungen für Gastwirte, als hätte sich das globale Handelsumfeld nicht grundlegend geändert, die mangelnde politische Führungsstärke ist alles andere als hilfreich.“ Damit verflüchtigen sich auch die Hoffnungen der Investoren auf neuen Schwung und Förderungen für die Großindustrie als Folge der neuen politischen Konstellation nach Jahren des rot-grün-blauen politischen Stillstands. „Ich sehe keine Reform- und Aufbruchstimmung sondern ein eher ‚weiter so‘. Der erhoffte Politikwechsel scheint auszubleiben“, so Fratzscher. Die alarmierende Folge: Die rechtsextreme AfD droht, in Umfragen an der CDU vorbeizuziehen, das wäre ein negatives Signal für ausländische Investoren, die den DAX weitgehend beherrschen. Siemens Energy zurückgestuft Besonders schlecht lief es für Siemens Energy. Die starken Gas- und Netz-Trends gleichen die fortgesetzte Schwäche im Windgeschäft zwar mehr als aus und Analysten rechnen mit einem positiven zweiten Quartal und mit einem Auftragseingangsplus von elf Prozent. Doch dürfte hier ein Plafond erreicht und die Zukunftsfantasie begrenzt sein. Auch bei Heidelberg Materials haben sich die Gewinnmitnahmen beschleunigt. Zwar gilt der Titel als aussichtsreicher Profiteur des deutschen Infrastrukturpakets. Allerdings muss dieses erst umgesetzt werden, es scheint sich deutlich zu verzögern. Zudem rechnen Analysten für 2025 mit einem fünf Prozent geringeren operativen Ergebnis. Gerade in den USA sowie Ost- und Nordeuropa habe man unter dem Wetter gelitten – daher seien Preisanpassungen in das DAX ging baden Ein giftiger Cocktail aus konjunkturellen Unsicherheiten – angesichts des US-Zollschocks – und politischen Unwägbarkeiten, ließ deutsche Aktien abstürzen. Damit sind die Kursgewinne seit Jahresbeginn Geschichte. WOLFGANG REGNER kommende Quartal verschoben worden. Der Jahresauftakt dürfte schwach verlaufen. Rüstungsaktien, darunter ebenso die von Airbus, litten nach ihrem teils extremen Aufschwung ebenfalls unter Gewinnmitnahmen. Airbus zollt hohen Gewinnen Tribut Airbus arbeitet zusammen mit Dassault an einem neuen Superjet, der die Fähigkeiten des Tornados, Eurofighters und F-35s vereinen soll – dieser wird jedoch frühestens 2040 DAX . Absturz nach Rekord 2024 2023 23.000 16.000 15.000 17.000 19.000 20.000 21.000 22.000 18.000 14.000 ´25 44 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 2/2025
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