GELD-Magazin, Nr. 2/2025

7890 Ratgeber. Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert unser aller Leben – ob wir es wollen oder nicht. Wobei: Auf Staat und Unternehmen können wir uns bei der digitalen Transformation nicht verlassen, „jede und jeder muss jetzt bei sich selbst anfangen“, meint die Autorin, Prof. Dr. Katja Nettesheim. Ganz in diesem Sinne ist ihr neuestes Buch ausgerichtet – sie gibt hier konkrete Anleitungen für die persönliche KI-Transformation, so wie für Organisationen. Dabei geht sie auch auf die Fehler der Vergangenheit ein und berücksichtigt die Perspektiven von über 30 Top-Führungskräften der deutschen Wirtschaft, die sie interviewt hat. Gelebte Praxis steht also im Vordergrund, hier gleich ein paar Tipps. Für das Eintreten in die KI-Welt sollten eigene Regeln festgelegt werden, zum Beispiel: Ich lasse die KI nie etwas schreiben, von dem ich keine Ahnung habe, und gebe es als meines aus; ich gebe keine sensiblen Daten ein, die einer Person oder einem Unternehmen zugeordnet werden können; ich stelle immer sicher, dass menschliche Überwachung vorhanden ist; ich lege klar offen, inwieweit ich KI bei meiner Arbeit verwende. Neben dem hilfreichen und ausführlichen praktischen Teil geht die Autorin auch auf die gegenwärtigen sowie zukünftigen Auswirkungen der KI ein. So sollen bis 2030 rund 30 Prozent aller aktuellen Arbeitsstunden durch Technologie (inklusive generativer KI) automatisiert werden können. Dass diese Entwicklung Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hat und haben wird, ist kein Geheimnis. „Job-Zerstörer“ muss KI unter dem Strich aber nicht sein. So hat auch der technologische Wandel von 1999 bis 2010 zwar zum Verlust von ca. 9,6 Millionen Arbeitsplätzen geführt, es entstanden aber auch geschätzt etwa 21 Millionen neue Arbeitsplätze in ganz Europa. KI-Kompetenz Katja Nettesheim. Verlag: Vahlen. 310 Seiten. ISBN: 978-3-8006-7504-3 BUCHTIPPS . Neuerscheinungen & Pflichtlektüre In Gefahr. Werke von Timothy Snyder wurden an dieser Stelle schon das eine oder andere Mal vorgestellt. Der immer wieder lesenswerte Historiker ist unter anderem Professor an der Yale University und Permanent Fellow am Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen. In „Über Freiheit“ schreibt Snyder auch über „sadopopulistische Demagogen vom Schlage eines Donald Trump oder Wladimir Putin und digitale Oligarchen im Silicon Valley“. Es geht um Social-Media-Überflutung, soziale Ungleichheit und vieles mehr. Der Autor spricht von „gigantischen Fehlentwicklungen eines vergeudeten halben Jahrhunderts“. Die Bestandsaufnahme sieht also alles andere als gut aus. Wobei Snyder sich durchaus aus dem wissenschaftlich-literarischen Elfenbeinturm herauswagt und etwa in der umkämpften Region Cherson in der Ukraine recherchierte. Er findet immer wieder starke Worte, wie zum Beispiel: „Wir wurden nicht frei geboren. Aber wir wurden auch nicht geboren, um ein Gefäß voller Lügen zu sein. Wir können bewerten, verändern und Verantwortung übernehmen. Erklären Sie sich für frei.“ Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um ein wissenschaftliches Werk, aber keine reine Faktensammlung, auch das persönlich-essayistische Element spielt eine große Rolle. Ebenso finden philosophische und politische Stimmen Gehör: Antike und zeitgenössische Denker bzw. Denkerinnen kommen ins Spiel, mit speziellen Rückgriffen auf Frantz Fanon, Václav Havel, Leszek Kolakowski, Edith Stein und Simone Weil. Ihr gehört auch der Schlusssatz des Buches: „Wir leben in einer Welt, in der Menschen Wunder nur von sich selbst erwarten können.“ Snyder zum Streben nach Freiheit: „Wir können unsere Chance ergreifen. Es ist unsere letzte, aber es ist eine gute.“ Über Freiheit Timothy Snyder. Verlag: C.H.Beck. 410 Seiten. ISBN: 978-3-406-82140-0 Credits: beigestellt Ausgabe Nr. 2/2025 – GELD-MAGAZIN . 39

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