reits Fortschritte. Frankreich zeigt mit dem ‚Plan d’Épargne Retraite‘ (PER), wie viel möglich ist – über 60 Milliarden Euro an privatem Vorsorgekapital in nur fünf Jahren.“ In Deutschland gibt es ebenfalls positive Signale, etwa im Rahmen der angestoßenen Reform der privaten Altersvorsorge. Der Vanguard-Spezialist meint weiters: „Wenn die Mitgliedstaaten ihre jeweiligen Spielräume nutzen und sich an erfolgreichen Modellen orientieren, kann eine Spar- und Investitionsunion Schritt für Schritt Realität werden. Einen konkreten Zeitpunkt zu nennen, ist schwierig – aber wir sehen, dass das Thema politisch an Fahrt aufnimmt. Wenn nationale Reformen in den kommenden Jahren konsequent umgesetzt werden, könnte ein funktionierender europäischer Rahmen für Sparen und Investieren bereits in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts greifbar sein.“ Fahr mit dem Omnibus Aber nicht nur beim Kapitalmarkt direkt scheint einiges in Bewegung gekommen zu sein. Die EU-Kommission hat im heurigen Februar 2025 die sogenannten Omnibuspakete I und II vorgelegt. Ihr Ziel ist es, regulatorische Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Sorgfaltspflichten im Bereich der Nachhaltigkeit und die europäischen Investitionsprogramme zu vereinfachen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu stärken. Zu diesen Vorhaben gibt es nun Zustimmung, vor allem von Industrie und Wirtschaft, aber auch Kritik (siehe Bericht zum Lieferkettengesetz auf Seite 15). Zur Omnibus-Verordnung sagt wiederum Pekanov: „Ich bin ihr gegenüber insgesamt positiv eingestellt, denn wir brauchen weniger Bürokratie. So glaube ich zum Beispiel an den Green Deal, er muss aber nicht mit überbordendem bürokratischem Aufwand erfolgen, Vereinfachungen wären zielführend.“ Und Pekanov kennt den Umgang mit Bürokratie genau, er war von 2021 bis 2023 als stellvertretender Ministerpräsident der Republik Bulgarien für die EU- Finanzierung zuständig. MEGA Fazit: Sicher muss noch an einigem gefeilt werden, chancenlos ist Europa im globalen Wettbewerb aber wirklich nicht. So auch der Tenor von sich häufenden Kapitalmarktanalysen zum Thema. „Statt in Schockstarre zu verfallen, zieht Europa seine eigenen Schlüsse – und beginnt endlich, sich selbst neu zu erfinden“, so Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst. Hierbei lautet das neue Schlagwort MEGA: „Make Europe great again“. Maier: „MEGA ist kein Wunschdenken mehr, vielmehr ist es ein realistisches Szenario. Und es beginnt jetzt.“ Arbeitsproduktivität: Europa fällt zurück Die Grafik zeigt die Produktivität durch Arbeit in der EU im Vergleich zu den USA. Demnach erreicht die Produktivität Europas in den 2020er Jahren nur rund 80 Prozent des Niveaus in den Vereinigten Staaten. 1995 waren es hingegen circa 95 Prozent. Quelle: Draghi Report 2024 0 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 1890 2000 2020 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 1890 Index (US=100) Europa: Kein Zwerg Oft macht sich die EU kleiner als sie in Wirklichkeit ist. Natürlich sind die USA mit einem BIP von 27,7 Billionen Dollar die bei weitem größte Volkswirtschaft der Welt, China folgt mit 17,7 Billionen. Auf den ersten Blick mager sehen im Vergleich dazu Deutschland (4,5 Bio.), Frankreich (3 Bio.) und Italien (2 Bio.) aus. Addiert man aber die Wirtschaftsleistung aller EU-Mitglieder, zeigt sich schon wieder ein ganz anderes Bild: Hier kommen wir auf immerhin 17 Billionen Dollar. An dieser Stelle ein kurzer Verweis auf die Weltmachtambitionen Russlands: Mit einem BIP von rund zwei Billionen landet es auf Platz elf der weltweit größten Volkswirtschaften (Zahlen aus 2023). Jetzt wird immer wieder eingewendet, dass die EU eben kein einzelner Staat sei, das simple Addieren also in die Irre führen würde. Über die Stärke der europäischen Wirtschaftsleistung gibt die Rechnung aber sehr wohl Aufschluss – Zwerge sehen anders aus. Mehr Mut! Trotzdem wird lamentiert, wie schlecht und gar bitterböse die EU nicht sei. Aber: Den Lebensstandard, den wir hier genießen, müssen uns andere erst einmal nachmachen. Dass es mutige Reformen braucht, um diesen Standard zu halten, sollte ebenfalls klar sein. [email protected] EIN KOMMENTAR VON Harald Kolerus, leitender Redakteur, GELD-Magazin 10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 2/2025 Credit: Archiv BRENNPUNKT . Geopolitik
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