GELD-Magazin, Nr. 1/2025

Österreich im Spagat Zumindest kurzfristig sollte neben Sparmaßnahmen auf der Ausgabenseite auch auf die Einnahmen geachtet werden, es komme auf die Ausgewogenheit des „Pakets“ an, meint die renommierte Ökonomin des WIFO. Die Erbschaftssteuer ist für sie kein Tabu. Wie sehen die WIFO-Prognosen für 2025 für Österreich aus – bezogen auf die BIPEntwicklung und das intensiv debattierte staatliche Defizit? Das WIFO erwartet für 2025 ein nur leichtes Wachstum des BIP um gut ein halbes Prozent, nachdem in den beiden Vorjahren die Wirtschaftsleistung jeweils um etwa ein Prozent zurückgegangen ist. Das Budgetdefizit dürfte heuer ebenso wie im kommenden Jahr über vier Prozent liegen: Das gilt, wenn keine Konsolidierungsmaßnahmen ergriffen werden. Österreich hatte bekanntlich mit einer Rezession zu kämpfen, wie sinnvoll sind in dieser Situation Sparmaßnahmen? Österreich muss einen Spagat bewältigen: Einerseits ist die Ausgangslage für eine Konsolidierung der öffentlichen Haushalte in dieser Situation schwierig, weil die Gefahr besteht, die schwächelnde Konjunktur weiter zu belasten. Umgekehrt sind Konsolidierungsmaßnahmen erforderlich, um die europäischen Fiskalregeln, die eine Rückführung der Staatsverschuldung vorgeben, einhalten zu können. Zudem könnte ein weiterer Anstieg der Schulden mit höheren Zinsen für die Staatsschuld einhergehen. Besteht nicht die Gefahr, dass die ohnehin schwächelnde heimische Konjunktur durch einen zu rigiden Sparkurs abgewürgt wird? Wenn das Budgetdefizit 2025 auf unter drei Prozent des BIP gesenkt wird, um ein Defizitverfahren zu vermeiden, würde das die schwache Konjunkturerholung bremsen. Statt eines mäßigen Wachstums könnte Österreich dann im dritten Jahr eine Rezession erfahren. Wie sehr die geplante BudgetDie Situation ist nicht einfach: Einerseits muss das Budget konsolidiert werden, andererseits zeigt sich die Konjunktur schwach. Hier ist es wichtig, die Balance zu halten, sagt Margit Schratzenstaller. HARALD KOLERUS Credit: beigestellt/Archiv Schratzenstaller hält neben der Budgetkonsolidierung auch ein „Offensivpaket“ für notwendig. 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2025 INTERVIEW . Margit Schratzenstaller, WIFO

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