GELD-Magazin, Nr. 1/2025

Aktive ETFs – Ein kritischer Blick auf eine neue Produktkategorie Beinahe täglich werden neue aktive ETFs aufgelegt. Sie vereinen die Vorteile einer aktiven Verwaltung mit den Kostenvorteilen von passiven Fonds. Ob sie die hohen Erwartungen erfüllen werden können, wird sich erst noch weisen. Derzeit scheint es nur ein Thema zu geben, das sowohl die europäische Fondsindustrie wie auch die Medien in seinen Bann zieht: aktive ETFs. Fast jeden Tag kündigt eine neue Gesellschaft die Neuauflage von entsprechenden Produkten an. Doch woher kommt der Hype um diese Produkte? Während aktive ETFs in Europa eine relativ neue Produktkategorie sind, haben diese Produkte in den USA bereits eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die in der Folge dann als Blaupause für Europa genommen wurde. Leider wurde dabei vergessen, dass der Erfolg der aktiven ETFs in den USA im Wesentlichen auf einem Steuervorteil von ETFs gegenüber Investmentfonds beruht. Diesen Steuervorteil gibt es in Europa nicht. Dementsprechend kann der Erfolg der aktiven ETFs in den USA nicht als Vorlage für den möglichen Erfolg dieser Produkte in Europa genutzt werden. Aktive ETFs bieten tatsächlich Vorteile Dennoch ist der Ausblick für das Wachstum von aktiven ETFs in Europa positiv. Dies ist vor allem darin begründet, dass diese Produkte den Anlegern tatsächlich Vorteile gegenüber herkömmlichen Investmentfonds bieten. Hier sind neben der permanenten Handelbarkeit zu transparenten Preisen vor allem die niedrigeren Gebühren von aktiven ETFs gegenüber aktiv gemanagten Investmentfonds zu nennen. Werden sie die Erwartungen erfüllen? Aus meiner Sicht sollten die niedrigeren Gebühren dazu beitragen, dass im Vergleich zu herkömmlichen Investmentfonds mehr aktiv gemanagte ETFs in der Lage sein sollten, ihre Benchmark zu übertreffen und somit für die Investoren einen entsprechenden Mehrwert zu liefern. Insbesondere dann, wenn es sich bei dem aktiven ETF um eine Kopie eines aktiven Investmentfonds handelt. Da aktive ETFs noch nicht über eine langfristige Historie verfügen, kann man hier noch keine Aussagen treffen, ob aktive ETFs diese Erwartungen erfüllen oder nicht. Der Teufel steckt wie immer im Detail Trotz der insgesamt betrachtet positiven Rahmenbedingungen müssen Investoren bei der Auswahl von aktiven ETFs genauso umsichtig handeln wie bei herkömmlichen Investmentfonds. Denn wie so oft steckt der Teufel auch bei aktiven ETFs im Detail. Zum einen gibt es zwei Arten von aktiven ETFs – die sogenannten semiaktiven ETFs, bei denen sich die Titelauswahl und/oder die Gewichtungen von Sektoren an der Benchmark orientiert, und die aktiven ETFs, bei denen die Zusammensetzung des Portfolios nach Einschätzung des Managements unabhängig von der Benchmark erfolgt. Da beide Arten von aktiven ETFs zu unterschiedlichen Investorenprofilen passen, kann man hier keine allgemeingültige Empfehlung geben. Auf Größe und Liquidität achten! Zum anderen hat nicht jeder Anbieter von aktiv gemanagten Investmentfonds gleichzeitig auch Erfahrung im Segment der ETFs. Dementsprechend kann es beim Handel des einen oder anderen aktiv gemanagten ETFs zu Ineffizienzen kommen. Dementsprechend sollten Anleger neben der Größe des jeweiligen ETF auch auf die Liquidität beim Handel schauen. Hierbei gilt im Allgemeinen: Je größer und liquider ein ETF ist, desto geringer sollte der Handelsaufschlag beziehungsweise abschlag (Spread) sein, den der Anleger zu zahlen hat. Auch muss die Zukunft zeigen, ob die Anbieter von aktiven ETFs in der Lage sein werden, die Handelskosten, die sich in der Total Expense Ratio widerspiegeln, für ihre Produkte so niedrig zu halten, wie die Investoren es von passiven ETFs gewohnt sind. www.lipperleaders.com Detlef Glow, Head of Lipper EMEA Research, LSEG Data & Analytics GASTBEITRAG . Detlef Glow, Lipper EMEA Research FOTO: Archiv Dieser Artikel dient nur der Information und stellt unter keinen Umständen eine Anlageempfehlung dar. Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von LSEG Lipper oder der LSEG. Ausgabe Nr. 1/2025 – GELD-MAGAZIN . 35

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