Credits: beigestellt/Archiv Bei Comgest liegt der Fokus auf Titeln mit überdurchschnittlichem Gewinnwachstum, gesundem Cashflow und hoher Marktstellung. Investiert wird ausschließlich in Aktien. Gerald Pistracher fasst zusammen: „2024 war für viele Aktienmärkte ein starkes Jahr, angetrieben von sinkender Inflation, rückläufigen Zinsen und soliden Unternehmensgewinnen. Auch wir haben keine Glaskugel und können die Entwicklung des Gesamtmarktes nicht vorhersagen. Anstatt auf den Markt zu spekulieren, konzentrieren wir uns daher auf eine sorgfältig ausgewählte Gruppe von Unternehmen, die sich durch strukturelles Wachstum, widerstandsfähige Geschäftsmodelle und nachhaltige Wettbewerbsvorteile auszeichnen. Diese Strategie erfordert oft Geduld und einen langen Atem, doch sollte sie das Fundament für nachhaltigen, langfristigen Erfolg legen.“ Während einige Marktsegmente hoch bewertet erscheinen mögen, setzt Comgest nicht auf Momentaufnahmen: „Wir betrachten Bewertungen im Hinblick auf das langfristige Wertpotenzial eines Unternehmens und seine Fähigkeit zur Erzielung nachhaltiger Gewinne, statt kurzfristige Preisbewegungen in den Vordergrund zu stellen.“ Verfolgt wird also ein strikter Bottom-up-Ansatz, unabhängig von Branchen und Regionen, dennoch finden sich in einigen Feldern in der Regel bessere Voraussetzungen als in anderen: „Besonders im Bereich Technologie und Gesundheitswesen sehen wir spannende Investmentmöglichkeiten, da diese Sektoren von langfristigen Wachstumstrends und Innovationen profitieren. Gegenteiliges gilt etwa für Bereiche wie Banken und Rohstoffe. Hier fehlt uns oft die nötige Transparenz hinsichtlich der Geschäftsmodelle und der langfristigen Ertragsvorhersagbarkeit“, so Pistracher. Weiters spricht er von einer Dominanz der „Magnificent Seven“. Ende 2024 machten sie mehr als 30 Prozent des S&P500 und 22 Prozent des MSCI All Country World Index aus. Allein Nvidia, Microsoft und Apple erreichten eine Marktkapitalisierung von acht Billionen Dollar. Der Experte: „Diese Entwicklung birgt jedoch auch Risiken: Schwächelt ein Wachstumstreiber, beispielsweise Tech/KI, könnte dies die Gesamtmarktperformance stark belasten. Zudem sind die Bewertungen einiger Unternehmen auf hohem Niveau, was das Risiko erhöht. In einem Umfeld hoher Unsicherheiten wird eine stärkere Diversifikation in Portfolios noch wichtiger.“ Es könnte sich lohnen, jetzt wieder vermehrt nach unterbewerteten Titeln Ausschau zu halten, die zuletzt im Schatten der Schwergewichte standen. Wie stehen die Chancen für Aktien 2025? Dazu Bert Flossbach: „Damit dem zweiten herausragenden Börsenjahr ein drittes folgen kann, muss sich das ,Goldlöckchen-Szenario‘ mit ordentlichem Wirtschaftswachstum, deutlich steigenden Unternehmensgewinnen, rückläufiger Inflation und fallenden Leitzinsen fortsetzen. Das Enttäuschungspotenzial ist gestiegen, eine Marktkorrektur zu timen fällt aber schwer – und wer weiß, was Donald Trump noch so alles einfällt.“ Apropos Trump: Wie wird sich seine Präsidentschaft auf Investments auswirken? „Das lässt sich leider kaum seriös vorhersagen. Klar ist, dass Trump den eigenen Aktienmarkt, den Indexstand des S&P 500, zur Erfolgsmessung seiner Politik bemüht. Die Wall Street ist ihm wichtig. Demnach gilt, zumindest langfristig, was Warren Buffett schrieb: ,Es ist keine gute Idee, gegen die USA zu wetten“, so der Experte. Wobei er nicht zuallererst auf Branchen oder Regionen schaut, sondern zunächst auf die einzelnen Unternehmen und deren Geschäftsmodelle: „Grundsätzlich könnte es sich nach langer Zeit wieder lohnen, nach unterbewerteten Titeln Ausschau zu halten, die zuletzt im Schatten der Indexschwergewichte standen. Anders ausgedrückt: Das gute alte „Stockpicking“ könnte eine Renaissance erfahren.“ Gefragt nach der Rolle der „Glorreichen Sieben“ sagt Bert Flossbach: „Die Dynamik und das Disruptionspotenzial im Technologiebereich ist groß. Nur wenigen Unternehmen gelingt es, sich dauerhaft in der obersten Börsenliga zu etablieren. Namen und Rangfolge werden sich ändern, die Dominanz der USA dagegen kaum. Die großen US-Technologieunternehmen setzen voll auf die Potenziale der KI und investieren hunderte Milliarden Dollar in neue Datencenter und Chips, um ihre monopolartige Position zu verteidigen. Geht die Wette auf, könnte sich der Technologieboom fortsetzen. Wenn nicht, droht eine empfindliche Korrektur.“ Zu Bonds-Investments: „Die Renditen von US-Staatsanleihen bewegen sich auf die Fünf-Prozent-Marke zu. Das ist auch im Verhältnis zu Aktien wieder attraktiv, sofern man einen starken Inflationsanstieg ausschließt.“ Gold sei eine Versicherung gegen die bekannten wie unbekannten Risiken des Finanz- und Geldsystems. AKTIEN . Neue Chancen STRATEGIE . Strukturelles Wachstum MÄRKTE & FONDS . Experten-Umfrage 2025 „Das gute alte Stockpicking könnte eine Renaissance erfahren.“ Bert Flossbach, Gründer und Eigentümer der Flossbach von Storch SE „Wir verfolgen einen strikten Bottom-upAnsatz, unabhängig von Branchen und Regionen.“ Gerald Pistracher, Head of Investor Relations Österreich bei Comgest 30 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2025
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