US-Aktien sind nach hervorragender Performance nicht mehr günstig, es ist daher hier mit einer niedrigeren Rendite zu rechnen. Andere Anlageregionen könnten jetzt aufholen, auch weil sie nicht so teuer sind. „Die starke Performance im Jahr 2024 hat zu hoch bewerteten US-Aktien geführt, was die langfristigen Renditen drücken könnte. Diese Spannung zwischen Momentum und Überbewertung kann zu erhöhter Marktvolatilität und der Möglichkeit einer Korrektur führen“, analysiert Shaan Raithatha, Ökonom bei Vanguard. Kurzfristig sei es möglich, dass das Momentum weiterhin dominiert: „Langfristig erwarten wir hingegen, dass sich das Signal der hohen Bewertungen durchsetzt, und rechnen deshalb mit niedrigeren US-Aktienrenditen in den kommenden zehn Jahren. Für Aktienmärkte außerhalb der USA sind die Bewertungen dagegen attraktiver, sie sind jedoch stärker den globalen wirtschaftlichen und politischen Risiken ausgesetzt.“ Zu den „Magnificent Seven“ sagt der Experte: „Historisch betrachtet ist es durchaus üblich, dass die Überperformance von einer Handvoll Aktien getrieben wird. Auch eine hohe Indexkonzentration ist kein neues Phänomen. Unser globaler wirtschaftlicher Ausblick deutet jedoch auf sich ändernde Wachstumsraten hin, wobei sich das Tempo in den USA verlangsamt und andere Regionen überdurchschnittlich zulegen könnten. Dies könnte zu einer Veränderung der Marktdynamik führen.“ Zudem könnten die hohen Bewertungen der Technologieaktien und das Potenzial von KI das Wachstum in anderen Sektoren fördern, was wiederum die Dominanz der „Magnificent Seven“ verringern dürfte. Raithatha: „Wir empfehlen, eine diversifizierte Anlagestrategie aufrechtzuerhalten, um die Risiken einer Überkonzentration auf diese Technologieaktien zu vermeiden.“ Für ihn zählt jedenfalls KI zu den prägenden Themen 2025: „Sie wird Wachstum und Produktivität in verschiedenen Branchen, nicht nur im Technologiesektor, antreiben. Neben dem Gesundheitswesen sind auch die Finanzbranche und Fertigung unter den Sektoren, die von der KI-Integration profitieren könnten.“ Für langfristige Anleger bleibe die globale Diversifikation entscheidend, um Risiken zu kontrollieren und potenzielle Verluste zu vermeiden. Anleihen- Investoren können mit soliden Renditen über die kommenden zehn Jahre rechnen. USA . Hoch bewertet Positiv dürfte es an den Aktienbörsen weitergehen. Die exorbitante Performance der letzten beiden Jahre scheint aber vorbei. Sarasin-Stratege Wolf von Rotberg sieht grundsätzlich für 2025 weiterhin ein günstiges Umfeld für Aktien, er erwartet jedoch nicht Zugewinne im selben Umfang wie in den vergangenen zwei Jahren: „Die US-Wirtschaft dürfte sich weiter stabil entwickeln, was die Profite in den USA tragen sollte. Gewinnwachstumsraten im niedrigen zweistelligen Bereich sind durchaus möglich. Dem stehen jedoch die hohen Bewertungen gegenüber, die sich unserer Meinung nach im Jahresverlauf etwas absenken dürften. Das heißt, wir erwarten Renditen im mittleren bis hohen einstelligen Bereich, aber deutlich unter den 20-Prozent-Plus-Zuwächsen in den Jahren 2023 und 2024.“ Das größte Risiko bleibe ganz klar ein globaler Handelskrieg, dessen Ausmaß schwer vorherzusagen ist: „Wir bevorzugen deswegen eher defensive Sektoren und Segmente im Aktienbereich, die weniger stark von Zöllen betroffen sein dürften“. Weiters sagt der Experte: „Wir denken nicht, dass die ,Glorreichen Sieben‘ den Markt im selben Maße tragen werden, wie in den vergangenen zwei Jahren. 2025 dürfte ein Übergangsjahr werden, in dem der Markt verstärkt auf die tatsächlichen KI-Gewinne schauen dürfte. Bis jetzt machen diese bei den großen Techfirmen einen zu vernachlässigenden Anteil aus. Sollten die hohen Investitionen der vergangenen Jahre sich nicht in höheren KIgetriebenen Gewinnen niederschlagen, dürfte der Markt enttäuscht sein.“ Zweifel an der Profitabilität von KIModellen hat darüber hinaus die chinesische KI DeepSeek befeuert. Diese wurde deutlich günstiger und mit weniger leistungsfähigen Chips trainiert als bisher bekannte KIs. Sie ist aber beim „Inferencing“ (also dem Beantworten von Nutzeranfragen) sehr viel effizienter, und dadurch günstiger. „Das könnte die Margen für KIAnwendungen nach unten drücken und sich negativ auf Nachfrage und Preise der besten KI-Chips auswirken“, meint Wolf von Rotberg. Außerdem zeigt er sich auch weiterhin recht optimistisch, was die Entwicklung von Gold angeht: „Die zunehmende Nachfrage durch Zentralbanken wie auch durch private Investoren aus den Schwellenländern sollte die Preise weiter stützen. Wir sehen Gold als gute Absicherung gegen einen Anstieg geopolitischer Risiken.“ AKTIEN . Defensive Sektoren bevorzugt „Wir sehen Gold weiterhin als gute Absicherung gegen einen Anstieg geopolitischer Risiken.“ Wolf von Rotberg, Equity Strategist bei Bank J. Safra Sarasin „Für Aktienmärkte außerhalb der USA sind die Bewertungen attraktiver.“ Shaan Raithatha, Senior Economist bei Vanguard Ausgabe Nr. 1/2025 – GELD-MAGAZIN . 29
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