GELD-Magazin, Nr. 1/2025

ZUR PERSON Der renommierte Volkswirt Uli Krämer managt seit der Gründung der KEPLER-FONDS KAG im Jahr 1998 Bonds-Portfolios und war von 1998 bis 2013 Leiter des Anleihen-Managements. 2014 wurde er zum Leiter des gesamten Portfoliomanagements der Linzer Fondsgesellschaft ernannt. Krämer gilt als ausgewiesener Experte für Nachhaltige Geldanlage und war maßgeblich an der Auflage eines der ersten heimischen nachhaltigen Fonds beteiligt. Zudem übernimmt er Vortrags- und Lehrtätigkeiten innerhalb des Unternehmens sowie in Universitätskursen oder bei externen Veranstaltungen. Das halbvolle Glas Mit Blick auf 2025 gibt es keinen Grund, Trübsal zu blasen; Aktieninvestments bleiben weiterhin unverzichtbar; es gilt allerdings, vor allem bei den US-Tech-Titanen Vorsicht walten zu lassen. Das meint Kepler-Fonds-Experte Uli Krämer im GELD-Interview. Wie schätzen Sie die volkswirtschaftliche Entwicklung rund um den Globus 2025 und darüber hinaus ein? Ich fasse das gerne so zusammen: Das Glas ist halbvoll, mit Betonung auf voll. Die Konjunktur-Lokomotive in den Vereinigten Staaten wird weiter dampfen, wenn auch tendenziell etwas schwächer. Befeuert sollte sie von einigen Maßnahmen Donald Trumps und seiner Administration werden. Zu nennen sind beispielsweise das Bestreben nach Deregulierung und Re-Shoring, also dem Bemühen, Industriezweige wieder ins eigene Land zu holen. Das Vertrauen binnen-orientierter US-Unternehmen, wir sprechen hier von Small- und Mid-Caps, hat bereits zugenommen. In der Eurozone sieht das Bild etwas anders aus, obwohl man hier differenzieren muss. So besteht die Tendenz, die wirtschaftliche Entwicklung aus österreichischer und deutscher Perspektive zu interpretieren. Dann fällt das Urteil nicht erfreulich aus. Das gilt aber nicht für die gesamte Eurozone. Es gibt da keinen Grund, zu Tode betrübt zu sein. Beim Wachstum werden wir hier 2025 eine schwarze Null sehen, mit allerdings leicht positiven weiteren Aussichten. Was stimmt in Europa optimistisch? Es gibt reale Lohnzuwächse und somit Potenzial für Konsum und Investitionen. Die Inflation geht zurück, was Spielraum für weitere Zinssenkungen durch die EZB bietet. Dieser Raum wird unserer Meinung nach auch genützt werden. Wir rechnen heuer mit weiteren zwei bis drei Zinssenkungen, ohne dass das Inflationsdruck auslöst. Die Fed muss da schon vorsichtiger agieren als Europa. Ein gewisser „Problemfall“ ist China, wie geht es dort weiter? Im Reich der Mitte sehen wir positives Wachstum, das für chinesische Verhältnisse allerdings bescheiden ausfällt. China hat mit einigen Problemen zu kämpfen, zum Beispiel was die Verschuldung und den Immobilienmarkt betrifft. Das ergibt einen „Cocktail“, der nicht leicht zu verdauen ist. Dazu braucht es Zeit und neue Ideen. Die Aussichten, dass sich die Situation schnell zum Besseren wendet, würde ich als überschaubar bezeichnen. Asien wird durch die Schwierigkeiten Chinas belastet, aber Gesamt-Asien steht dennoch besser da als das Reich der Mitte. Kommen wir zu Investmentchancen: Aktien sind bereits hoch bewertet, worauf sollten Anleger jetzt achten? Auch hier gilt es wieder klar zu differenzieDie Konjunktur-Lokomotive der USA dampft weiter, wenn auch nicht auf Hochtouren. Europa darf nicht über einen Kamm geschoren werden. Uli Krämer ordnet Wirtschaftsentwicklung und Anlagemöglichkeiten ein. HARALD KOLERUS Credit: beigestellt DeepSeek muss die bisher dominierenden KI-Unternehmen nicht deep-sick machen. 26 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2025 INTERVIEW . Uli Krämer, Leiter Fondsmanagement, Kepler-Fonds KAG

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