GELD-Magazin, Nr. 1/2025

Börse Europa Erholungspotenzial Credits: beigestellt/Archiv Nicht schwarzmalen. Benjamin Melman, globaler CIO bei Edmond de Rothschild Asset Management, sieht weiterhin Erholungspotenzial für europäische Aktien. Die Rallye der europäischen Börsen im Januar – die ihre US-Pendants deutlich übertrafen – scheint laut dem Experten größtenteils darauf zurückzuführen zu sein, dass die übertriebene Schwarzmalerei über Europa nach der Wahl von Donald Trump korrigiert wurde. Tatsächlich sind die europäischen Wirtschaftsstatistiken nicht so schlecht, wie es die aktuelle Berichterstattung vermuten lässt. Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone liegt bei 50,2 und ist damit weit von einer Rezession entfernt. Das Potenzial der Börse sei noch nicht ausgeschöpft. Melman: „Wir sehen weiterhin keinen Grund, europäische Aktien zugunsten des US-Marktes unterzugewichten.“ Beibehalten wird auch die leicht übergewichtete Position in China-Aktien. MÄRKTE . Kurzmeldungen Strategie: Positiv für Aktien Stark gestartet. Anfang 2025 zeigt sich ein komplexes Bild der globalen Kapitalmärkte, das von einem Spannungsfeld aus soliden volkswirtschaftlichen Fundamentaldaten, politischen Umbrüchen und technologischen Disruptionen Anleger und politische Entscheidungsträger gleichermaßen vor neue Herausforderungen stellt. Torsten Steinbrinker, CEO der Reichmuth Integrale Vermögensverwaltung: „Wir bleiben in der aktuellen Gemengelage in unseren Kundenportfolios weiter defensiv ausgerichtet und halten uns mit Nachkäufen noch zurück, bis sich abzeichnet, ob die neue US-Administration die Zolldrohungen tatsächlich nur als Faustpfand für schnelle Verhandlungslösungen nutzt.“ Strategisch ist man nach wie vor positiv für Aktien gestimmt: Die Unternehmensberichtssaison ist stark angelaufen und stützt die hohen Bewertungen. Zudem präsentiert sich die globale und insbesondere die US-Ökonomie nach wie vor als widerstandsfähig und im Kern gesund. Torsten Steinbrinker, CEO Reichmuth Integrale Vermögensverwaltung 24 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2025 DIE ZAHL DES MONATS 2 Milliarden Gesunder Trend. Die Aussicht darauf, dass die Welt schon im Jahr 2050 mehr als zwei Milliarden Menschen zählen könnte, die über 60 Jahre alt sind, macht Demografie zu einem überaus spannenden Investmentthema. Als besonders erstrebenswert und auch aus wirtschaftlicher Sicht chancenreich erscheint „Healthy Longevity“ (gesunde Langlebigkeit). Denn die Lebenserwartung hat sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zwar beträchtlich verlängert, wie sich aber zeigt, vermag die Gesundheit nicht mitzuhalten: Der WHO zufolge erhöhte sich beispielsweise zwischen 2000 und 2019 die Lebenserwartung weltweit um 6,4 auf 73,1 Jahre; die Aussicht auf ein gesundes Leben nahm während dieser Frist aber nur um 5,3 Jahre zu. Das bedeutet: Tatsächlich leben Menschen zwar länger, sie werden aber mit zunehmendem Alter von Krankheiten geplagt. In den USA etwa müssen 80 Prozent der über 65-Jährigen mit zwei oder mehr chronischen Krankheiten leben. Für Chi Tran-Brändli, Senior Portfolio Manager bei Swisscanto, ist Healthy Longevity ein schwer unterschätzter Anlagebereich: „Allerdings erscheinen aus Investorensicht nicht alle Gesundheitsfaktoren als gleichermaßen gut zugänglich: Der Bereich der sozialen Gesundheit beispielsweise ist am Finanzmarkt noch wenig repräsentiert, während der Healthcare-Sektor fest verankert ist und nach wie vor zahlreiche Anlagechancen verspricht.“ Attraktive Renditen. Die Rahmenbedingungen für die Kreditmärkte sind nach wie vor gut. Zu dieser Erkenntnis kommt Kelly Gemmell, Fixed Income-Expertin bei Vanguard Europe. Sie geht davon aus, dass Kreditspreads in den kommenden Monaten innerhalb einer engen Bandbreite bleiben werden. Investoren könnten auch weiterhin mit attraktiven Renditen rechnen, müssten jedoch selektiv sein, was Regionen und Branchen angehe. Innerhalb der Portfolios setzt Vanguard verstärkt auf Nachzügler-Sektoren, die noch nicht in vollem Umfang von der Spread-Verengung profitiert haben. Dabei liegt ein Fokus auf europäischen Unternehmensanleihen, die im Vergleich zu US-Krediten höhere Spreads aufweisen. „Innerhalb Europas bevorzugen wir nicht-zyklische Unternehmen sowie Finanzwerte. In den USA hingegen bleiben wir defensiv und konzentrieren uns auf selektive Chancen im High-Yield-Segment“, führt Gemmell aus. Anleihen: Selektion entscheidet Kelly Gemmell, Head of Fixed Income, Vanguard Europe

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