Ausgabe Nr. 1/2025 – GELD-MAGAZIN . 13 Investments und Wirtschaft: Kein Schachmatt an der Börse Timur Turlov zieht Parallelen zwischen dem „königlichen Spiel“ Schach und der weiten Finanzwelt. Es geht in beiden Fällen sehr wesentlich darum, viele Züge vorauszudenken. Ihr Unternehmen tritt als Sponsor des Weltschachverbandes FIDE auf, was können Investoren von dem Spiel lernen? Beim Schach geht es darum: Denke genau nach, bevor du dich bewegst. Was wird passieren, wenn die nächsten Züge folgen? So ist es auch bei Investments: Wie soll ich reagieren, sollten zum Beispiel die Aktienmärkte fallen, welche anderen Möglichkeiten gibt es für Anlageschritte, welche alternativen Asset-Klassen stehen zur Verfügung usw. Weiters gilt für Schach wie für Investments: Lerne von den „Großmeistern“, den großen Spielern, studiere deren Eröffnungen, bevor du deine eigene Strategie entwickelst. Das führt auch zu den Folgerungen: Investiere nicht in Asset-Klassen, die du nicht verstehst, beachte hingegen Anlageklassen mit historisch überdurchschnittlich positiver Performance. Sind gute Schachspieler die besseren Investoren? Das kann man pauschal natürlich nicht so bejahen. Ich bin aber der Meinung, dass Schachspielen dabei hilft, einen größeren Erfolg bei Investments zu haben und Risiken anhand der Analyse historischer Daten besser einschätzen zu können. Viele unserer Kunden spielen Schach, so wie übrigens auch rund 20 Prozent der US-Bevölkerung. Schach trainiert logisches Denken und unterstützt dabei, in einer sich schnell verändernden Welt die Konzentration aufrecht zu erhalten. Konzentration ist entscheidend, um im Schach – und nicht nur dort – zu gewinnen. Welche „Eröffnungszüge“ sind Investoren ans Herz zu legen? Eine Grundvoraussetzung lautet: Bleibe diversifiziert. Versuche außerdem, die Rationalität deiner Züge, also Anlageentscheidungen, zu verstehen. Ein Beispiel: Geht ein ETF, in den ich investiert bin, um zehn Prozent runter – was soll ich dann tun? Man muss sich dann die Frage stellen, warum ich das Produkt erworben habe. Stimmt das Kauf-Argument noch, könnte das eine Gelegenheit bieten, nochmals günstiger einzusteigen? Jetzt ist mit Donald Trump ein wichtiger Player zurückgekehrt. Mit welcher Auswirkung? Auch die Möglichkeiten Trumps für einen einschneidenden politischen und wirtschaftlichen Wandel sind begrenzt, auch er muss den Verhandlungsweg suchen. Die Amtszeit Trumps wird aber definitiv mehr Volatilität bringen, die wir in mehreren Wellen sehen werden. Was wird uns 2025 noch begleiten? Ein Thema ist auch, dass die Ausgaben vieler Staaten hoch sind, dazu werden wir noch viele Diskussionen sehen. Allgemein gesagt, leben wir in politisch und wirtschaftlich äußerst interessanten Zeiten, wobei auch 2025 wichtige Megatrends fortgesetzt werden. Wobei ich auch meine, dass viele Menschen zu hohe Erwartungen an 2025 stellen. Die Welt wird komplexer – und das sehr schnell. Wir können die Entwicklungen nicht bis zum Schluss durchkalkulieren, eine weitere Parallele zum Schach. Wie andere Sportarten auch, hilft uns Schach dabei, eine gewisse Resilienz gegenüber Stress aufzubauen und Verluste zu akzeptieren. Auch Weltmeister verlieren von Zeit zu Zeit. Ein Megatrend an der Börse ist die Vorherrschaft der „Glorreichen Sieben“, wird sich daran etwas Entscheidendes ändern? Die „Glorreichen Sieben“ haben die Konzentration der Geschäfts- und Finanzwelt auf sich gezogen. Ich meine zurecht, denn das Business dieser Tech-Giganten performt besser als der Durchschnitt, frei nach dem Motto: The Winner Takes It All. Die Stellung der „Glorreichen Sieben“ wird sich nicht schnell dramatisch ändern. Abschließend: Wie sind Sie zum Schachspielen gekommen? Meine Kinder haben mich zum Schach gebracht, gegen sie konnte ich schon bald nicht mehr gewinnen. www.freedomholdingcorp.com Timur Turlov, CEO der Freedom Holding Corp. INTERVIEW . Timur Turlov, Freedom Holding Corp. EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt
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