GELD-Magazin, Nr. 1/2025

„Europa befindet sich in einer schlechten Position.“ Kenneth Rogoff, ehemals Chefökonom des Internationalen Währungsfonds 12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2025 Columbia Threadneedle, fasst es wie folgt zusammen: „Es droht ein möglicher Handelskrieg, der die etablierte Weltordnung auf den Kopf stellen dürfte. Es wird Gewinner und Verlierer geben, aber wie bei allen Handelskonflikten kommt es zu großen wirtschaftlichen Verlusten.“ Europas heikler Weg Über Zollpolitik, Immigration und die wirtschaftliche Entwicklung unter Trump sprach das GELD-Magazin auch mit Kenneth Rogoff, dem ehemaligen Chefökonom des Internationalen Währungsfonds. Diese exklusive Möglichkeit ergab sich auf der Investorenkonferenz „Wall Street Gambit“ in New York. Rogoff meint: „In Wirklichkeit werden die USA am stärksten von hohen Zolltarifen betroffen sein, sie werden als Verlierer dieses Wettkampfs hervorgehen. Zu Abschiebungen und Immigration: Letztere war eigentlich immer ein großes Asset der Vereinigten Staaten, sowie, dass Immigration von der US-Bevölkerung früher akzeptiert worden ist.“ Auf die Zukunft Europas während Trumps Amtszeit angesprochen, sagt er: „Europa befindet sich in einer schlechten Position, die Wirtschaft ist schwach, vor allem wenn man auf Deutschland und Frankreich schaut. In einem Handelskrieg wird Europa einen Weg finden müssen, um mithalten zu können.“ In einer „schrecklichen Situation“ befinde sich der „Alte Kontinent“ in militär-strategischer Hinsicht: „Europa kann sich nicht selbst verteidigen. Hier sollten Bemühungen erfolgen, eine effiziente Verteidigung aufzubauen, und unter den einzelnen Staaten zu koordinieren.“ Überhaupt sei mehr Einheit gefragt: „Ich denke hier an eine europäische Kapitalmarktunion mit der gezielten Koordination der Gesetzgebung für Banken“, so Rogoff. Beim Wall Street Gambit hatte das GELDMagazin auch die Möglichkeit, mit Timur Turlov, CEO der Freedom Holding (sie trat als Sponsor der Veranstaltung auf) zu sprechen. Der Experte: „Die Amtszeit Trumps wird definitiv mehr Volatilität bringen, die wir in mehreren Wellen sehen werden.“ Das gesamte Interview mit ihm findet sich auf der rechten Seite. Sicher ist die Unsicherheit Fazit: Trump bleibt unberechenbar. Das macht es, auch für die Börse, schwer, die Situation langfristig einzuschätzen. Zumindest erscheint es sehr unrealistisch, dass er die von Biden initiierten Konjunkturprogramme abwürgen wird – zu wichtig sind sie für die US-Wirtschaft. Ansonsten gilt: Nichts ist fix. Keine sehr beruhigende Situation – auch für Investoren. US-Industrie: Neuer Bauboom Die Bauinvestitionen in Fabriken sind in den USA in den vergangenen rund vier Jahren massiv angestiegen. Verantwortlich dafür zeichnen vor allem CHIPs Act und Inflation Reduction Act (IRA). Es ist kaum vorstellbar, dass Trump diese riesigen Investitionsprogramme völlig stoppen wird. Das Zugpferd Die Experten von Pictet prognostizieren für 2025 ein BIP-Wachstum von 2,3 Prozent in den USA. Die US-Wirtschaft könnte zwar an Dynamik verlieren, sie bleibt aber robust. Das ist die Meinung der überwiegenden Mehrheit der Ökonomen. So wie die von Jack Janasiewicz, Portfoliomanager bei Natixis: „Ja, das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft wird sich verlangsamen – aber von einem überdurchschnittlichen Niveau ausgehend. Dies schafft Puffer für eine sanfte Landung.“ Die Inflation wird sich voraussichtlich weiter dem Zwei-Prozent-Ziel annähern, während die Fed im Verlauf des Jahres 2025 mehrere Zinssenkungen vornehmen dürfte und damit mehr, als der Markt laut dem Experten aktuell einpreist: „Der Schlüssel bleibt der Arbeitsmarkt und der bestätigt aktuell unser Basisszenario: Die US-Wirtschaft bleibt robust und weiterhin das Zugpferd unter den entwickelten Volkswirtschaften.“ Quellen: DWS US Census U.S. gewerbliche Bauausgaben – Produzierendes Gewerbe, in Mrd. USD Credit: H. Kolerus BRENNPUNKT . USA 2024 50 100 150 200 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 IRA + CHIPs Act

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