Das Thema Migration bewegt nicht nur Europa. Auch in den Vereinigten Staaten sorgt die Einwanderung vielerorts für Unmut. Rund 15 Prozent der US-Einwohner sind nicht dort geboren, die Tendenz dazu hat sich in den letzten Jahren beschleunigt. über wem, ist aber noch unklar. Klar ist hingegen, dass die Betroffenen wie Mexiko, Kanada, China und die EU reagieren werden. Das Wort Handelskrieg muss man nicht verwenden, aber diese Entwicklung läuft der Globalisierung entgegen.“ Angst vor Abschiebung Ein weiterer, höchst kontroversieller Punkt: Trump plant die massenhafte Abschiebung von illegalen Einwanderern, wird er sie auch umsetzen? Der oiip-Experte Späth meint: „Trump hat tatsächlich angekündigt, die größte Massendeportation aller Zeiten durchzuführen – bekanntlich spricht er sehr gerne in Superlativen. Aus mehreren Gründen glaube ich aber, dass er sie in dieser Dimension nicht verwirklichen kann: Die Deportation von Millionen Menschen hätte einen enormen logistischen Aufwand wohl unter Einsatz des Militärs zur Folge – eine gefährliche Situation. Und schon allein festzustellen, wer illegal im Land lebt, wäre sehr aufwendig. Weiters wäre mit erheblichem Widerstand aus der Bevölkerung angesichts solcher Bilder zu rechnen, immerhin sind die USA bereits heute ein tief gespaltener Staat. Letztlich wären auch Widerstände aus der Wirtschaft zu erwarten, denn die ,Undocumented Immigrants‘ dienen vor allem am Bau, in der Landwirtschaft und in der Gastronomie als günstige Arbeitskräfte.“ Der Experte hält daher ein anderes Szenario für wahrscheinlicher: „Es wird eine größere Anzahl von Schwerstkriminellen identifiziert und medienwirksam abgeschoben werden. Trump hat dieses Vorgehen sogar schon angekündigt.“ Was sagt die Börse? Vielleicht werden also manche von Trumps Plänen nicht so dramatisch ausfallen, wie befürchtet. Was hält nun der Finanzmarkt vom alten-neuen Präsidenten? Hans Selleslagh, Österreich-Sprecher des Online-Brokers Freedom24, meint, der Sieg Trumps könnte zwar einige Marktunsicherheiten beseitigen, dennoch bringt seine Präsidentschaft Umbrüche: „Insbesondere die Bereiche fossile Brennstoffe, Verteidigung und Kryptowährungen werden in den kommenden Monaten voraussichtlich starkes Wachstum erleben, unterstützt durch politische Maßnahmen wie die Deregulierung der Energieproduktion, die Förderung von Öl- und Gasprojekten sowie das Ziel, die USA zur ‚Krypto-Hauptstadt‘ der Welt zu machen.“ Gleichzeitig könnte Trumps Neigung zu Zöllen und strengeren Handelsregeln Lieferketten belasten und Technologieunternehmen schaden, die stark von globalen Märkten abhängig sind – insbesondere solche mit bedeutenden Handelsbeziehungen zu China. Selleslagh rät Anlegern, sich auf eine Für immer Präsident! Donald Trump hat bereits angedeutet, dass er sich eine dritte Amtszeit vorstellen könnte. Das geschah nicht als offizielle Kampfansage, sondern in scherzhaftem Ton. Das Lachen könnte einem dabei aber vergehen. Werfen wir einen Blick in die Gesetzesbücher: Der 22. Verfassungszusatz besagt, dass niemand öfter als zweimal zum Präsidenten gewählt werden darf. So weit so klar. Radau zum Abschluss Es gibt aber zwei Möglichkeiten, die Verfassung zu ändern und den 22er-Zusatz zu streichen. Erstens: Dafür wäre eine Zweidrittelmehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat notwendig. Anschließend muss die Änderung von drei Vierteln der Bundesstaaten ratifiziert werden. Möglichkeit Nummer zwei: 34 der 50 Bundesstaaten stimmen zu, einen Konvent für Verfassungsänderungen einzuberufen. Vorschläge, die daraus hervorgehen, müssen ebenfalls von drei Vierteln der Bundesstaaten angenommen werden. Man sieht also: Beide Wege sind kaum gehbar. Was Trump aber nicht davon abhalten könnte, zu Ende seiner Amtszeit nochmals kräftig Radau zu schlagen. Denn wenn das Volk ihn als „President for Ever“ will, wäre es doch wirklich „undemokratisch“, eine weitere Präsidentschaft zu verhindern. In die „Logik“ von Trump würde das passen. [email protected] EIN KOMMENTAR VON Harald Kolerus, leitender Redakteur, GELD-Magazin Massive Einwanderung in die USA Quelle: CIS.org Zahl der im Ausland geborenen US-Einwohner in Millionen Bevölkerungsanteil 1850 2,2 1860 4,1 1870 5,6 1880 6,7 1890 9,2 1900 10,3 1910 13,5 1920 13,9 1930 14,2 1940 11,6 1950 10,3 1960 9,7 1970 9,6 1980 14,1 1990 19,8 2000 31,1 2010 40 2023 49,5 9,7% 13,2% 14,4% 13,3% 14,8% 13,6% 14,7% 13,2% 11,6% 8,8% 6,9% 5,4% 4,7% 6,2% 7,9% 11,1% 12,9% 15,0% Ausgabe Nr. 6/2024 – GELD-MAGAZIN . 9
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