GELD-Magazin, Nr. 6/2024

Entspannter investieren. Die Praxis zeigt: Auch Finanzprofis machen Fehler, die sich psychologisch beschreiben lassen und nachhaltigen Erfolg verhindern können. Wissenslücken und falsche Anreize erledigen den Rest. Die Folgen: Unnötige Kosten, Verluste und Risiken für Investoren. Robert Velten, Autor des vorliegenden Buches „Kapitalstärke“, meint allerdings: „Wir können Banken und Vermögensverwalter, die für uns arbeiten, überwachen und auch unsere eigenen Finanzentscheidungen besser verstehen. Um Vermögen effektiv anzulegen, brauchen wir tiefere Einblicke in die Funktionsweise der Kapitalmärkte, die Praxis der professionellen Geldanlage und in uns selbst! Wir müssen uns gerade vor denjenigen Kapitalfehlern schützen, die sogar Profis befallen.“ Das ist leichter als man denkt, denn dieses Buch räumt Schritt für Schritt mit den aktuellen „Illusionen“ auf und offenbart den festen Grund, auf dem eine nachhaltige Vermögensanlage stehen kann. Robert Velten, mehrfach ausgezeichneter Fondsmanager und Wirtschaftswissenschaftler, verbindet neueste Erkenntnisse aus der Verhaltenspsychologie mit praktischen Beobachtungen und schildert auf unterhaltsame Weise, welche Strategien Börsenstürmen trotzen und wie kapitalstarkes Investieren mit mehr Gelassenheit gelingen kann. So auch der Untertitel des Buches: „Die Illusionen der Finanzbranche durchschauen und entspannter investieren“. Die Velten-„Strategie Deutschland“ investiert übrigens zu fast 90 Prozent in Aktien, die kleiner als DAX-Titel sind. Die Velten-„Strategie Welt“ veranlagt ebenfalls zum Großteil in kleine Aktien, sie ist allerdings regional wesentlich breiter aufgestellt. Der Autor, sowie viele andere Experten auch, rechnet im gegenwärtigen Umfeld mit einer starken Outperformance von Small Caps. Kapitalstärke Robert Velten. Verlag: Wiley. 336 Seiten. ISBN: 978-3-527-51200-3 BUCHTIPPS . Neuerscheinungen & Pflichtlektüre Credits: beigestellt Blick in die Geschichte. Unsere Welt geht vor Krisen über. Jede von ihnen hat natürlich ihre spezifischen Ursachen und Ausformungen, aber es gibt oft auch Gemeinsamkeiten. Wenn man sozusagen bei den Basics ansetzt. Das tut die NDR-Sachbuchpreisträgerin Annette Kehnel in „Die sieben Todsünden“. Sie nimmt uns mit auf eine Reise in die Antike und ins Mittelalter, wo sie jahrtausendealtes Menschheitswissen entdeckt – ausgerechnet in den sieben Todsünden, die sie als Lehre vom Umgang mit der Naturgewalt Mensch neu interpretiert. Diese Sünden wurden auch „erfunden“, um dem Imperativ des „Immer mehr!“ entgegenzuwirken. So geht es bei luxuria (Wollust) letztlich um maßvollen Konsum, bei avaritia (Habgier) um die Einsicht, dass Besitz und Reichtum beschränkt werden müssen; ira (Zorn) bearbeitet Aggression und Gewalt, invidia (Neid) die Kehrseite von ungezügeltem Wettbewerb und superbia (Hochmut) unser Streben nach Status und Macht. Handelt es sich dabei um einen rein akademischen Ausflug? Nein, der Wissensgewinn für die Praxis ist durchaus gewollt und erwünscht: Das in der Todsündenlehre gespeicherte traditionelle Wissen weist einen Weg, mit unserer destruktiven Seite umzugehen. Kehnel setzt dieses Wissen für die Gegenwart ein und findet mahnende Worte. Hierzu ein paar Sätze zum Massenkonsum, der ausgehend von den westlichen Industrienationen in den letzten 50 Jahren angekurbelt wurde: „Neue Technologien und Produktionsweisen ermöglichten Quantensprünge in Sachen Verschwendung. Und mit der Erfindung des Onlinehandels Ende des 20. Jahrhunderts beschleunigte sich der Rhythmus des Konsums erneut um ein Vielfaches. Es begann das Zeitalter der obszönen Verschwendung, die den Planeten jetzt an seine Grenzen zu bringen droht.“ Die sieben Todsünden Annette Kehnel. Verlag: Rowohlt. 400 Seiten. ISBN: 978-3-498-00696-9 74 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2024

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