GELD-Magazin, Nr. 6/2024

In Österreich ist das Volumen nachhaltiger Investments weiter gestiegen, mittlerweile wurde eine hohes Niveau erreicht. MÄRKTE & FONDS . Nachhaltigkeit & Gütesiegel 56 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2024 drei Sterne, die als ESG-Qualitätskriterium dienen (zur genaueren Methodik siehe Grafik auf Seite 60). „Eine unabhängige Überprüfung der verschiedenen Anlagestile und die Analyse der oft komplexen Werkzeuge, mit denen Nachhaltigkeit in Finanzprodukten umgesetzt wird, ist wichtig bei der Auswahl glaubwürdiger Finanzprodukte“, erläutert auch Timo Busch von der Universität Hamburg, der mit F.I.R.S.T. die Prüf- und Bewertungsarbeiten der Zertifizierungsvorgänge unterstützt. Euphorie lässt nach So weit, so gut. An dieser Stelle darf allerdings nicht verschwiegen werden, dass das Thema Nachhaltigkeit prinzipiell einen gewissen Gegenwind verspürt. Das liegt zum Teil sicher daran, dass Wissenschafter überwiegend bereits zu dem Schluss gekommen sind, dass die Klimaziele von Paris nicht zeitgerecht erreicht werden können. Das sorgt für Frustration. Auch die Euphorie rund um ESG-Investments war schon einmal deutlicher zu spüren – auch, weil wirklich viel Geld woanders zu verdienen war. Die Musik spielte und spielt noch immer bei den „Glorreichen Sieben“ – und in der Rüstungsindustrie. Was aber nicht heißt, dass der Nachhaltigkeitsmarkt ausgetrocknet ist, wie auch der jüngste FNG-Marktbericht unter Beweis stellt. Vorweg zur Erklärung: Unterschieden wird hier zwischen „verantwortlichen“ und „nachhaltigen“ Investments. Erstere werden so definiert: Verantwortliche Anleger gestalten ihre Investmentprozesse unter angemessener Berücksichtigung ökologischer, sozialer und governancebezogener Aspekte und wenden entsprechende Strategien an, die schriftlich festgehalten werden. Als Nachhaltige Geldanlagen gelten wiederum Publikumsfonds, die als Artikel-8- oder Artikel9-Produkte klassifiziert sind. Jetzt zur guten Nachricht: 2024 markiert für Österreich ein neues Rekordhoch an nachhaltigen Geldanlagen mit einem Anstieg um 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das im FNG-Marktbericht ausgewertete Volumen ist auf eine Gesamtsumme von 89,2 Milliarden Euro gestiegen. Verantwortliche Investments wurden in diesem Jahr für Österreich auf 130,8 Milliarden Euro beziffert. Gehen wir noch etwas weiter ins Detail: In allen Bereichen wurde ein höheres Volumen als im Vorjahr erfasst. Eine Veränderung bei Publikumsfonds von plus 16 Prozent ist festzustellen, bei Mandaten und Spezialfonds gibt es sogar ein Plus von 69 Prozent. Im Vergleich zum gesamten österreichischen Fondsmarkt mit einem Volumen von 213 Milliarden Euro machen die nachhaltigen Publikums- und Spezialfonds somit einen Anteil von 42 Prozent aus. Abschließend zu diesem Thema ein Blick in das durchschnittliche Portfolio der Fonds und Mandate: Der Aktienanteil liegt bei 44 Prozent und die Anleihenquote bei 51 Prozent. Letztere unterteilt sich wiederum in 31 Prozent Corporate Bonds und 20 Prozent Staatsanleihen. Die verbleibenden fünf Prozent setzen sich überwiegend aus Immobilien(fonds)/Grundbesitz und Liquidität zusammen. Regulatorik im Wandel Soviel zur jüngeren Vergangenheit und zum Status quo, wagen wir jetzt einen Blick in die Zukunft: Im FNG-Marktbericht wurden Investoren auch nach den herrschenden sowie potenziellen Trends in der nachhaltigen Geldanlage befragt. Die drei als am wichtigsten eingestuften Schlüsselfaktoren sind hierbei die Nachfrage von institutionellen Investoren (85 %), die Änderungen von geNeue Wege Im November traten neue Leitlinien der europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) in Kraft. Sie nehmen Fonds in die Pflicht, wenn sie ESG- oder nachhaltigkeitsbezogene Begriffe im Namen tragen. Die Leitlinien sollen Anleger somit vor unbegründeten/übertriebenen Nachhaltigkeitsaussagen schützen. Den Fondsmanagern wiederum sollen klare Kriterien an die Hand gegeben werden, anhand derer sie beurteilen können, ob sie solche Begriffe in ihren Fondsnamen verwenden dürfen. Es gilt: Wenn durch den Namen ein bestimmtes ESG-Anlageziel impliziert wird, dann müssen mindestens 80 Prozent des verwalteten Vermögens dieses Ziel auch erfüllen. Bisher wurde mangels regulatorischer Vorgaben in vielen Fällen nur mit einem Schwellenwert von 50 Prozent gearbeitet. Finanzhäuser, darunter fünf neue, haben sich für das Gütezeichen beworben. 87 Nachhaltige Publikumsfonds, Mandate & Spezialfonds https://fng-siegel.org/einfuehrung/ Weitere Informationen Quelle: FNG in Milliarden Euro Mandate & Spezialfonds Publikumsfonds 20 40 60 80 100 45,3 52,7 33,7 19,9 0 2022 2023

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