senden Prüfung unterzogen haben, ausgezeichnet. Beworben hatten sich 240 Fonds, ETFs und Vermögensverwaltungen. 87 Häuser – darunter fünf neue – aus insgesamt 13 Ländern waren dabei im Rennen. Für die strengen Kriterien spricht: 18 der eingereichten Produkte konnten die Mindestanforderungen nicht erfüllen und erhielten somit kein Siegel. Orientierung im Dickicht Viel zum FNG-Siegel zu sagen hat Roland Kölsch. Er kümmerte sich ab 2017 als Geschäftsführer der QNG (Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen) um dieses Gütezeichen. Jetzt, nach einer Reorganisation, ist er für den gemeinnützigen Wissenschaftsverein F.I.R.S.T. um das Siegel bemüht. Bei der diesjährigen Verleihung meinte er: „In Zeiten, in denen es mittlerweile mehr Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen gibt als konventionelle Fonds, ist das Risiko von Greenwashing nicht geringer geworden. Selbst die Produkt-Anbieter vermarkten manche ihrer Artikel-8-Produkte gar nicht explizit als nachhaltige Geldanlagen. In diesem Umfeld bleibt es wichtig, eine gut gemachte nachhaltige Geldanlage anhand eines einfachen Gütezeichens zu erkennen.“ Sozusagen ein Wegweiser im ESGDickicht. Kölsch fährt fort: „Artikel-8-Fonds machen innerhalb der EU-Offenlegungsverordnung weiterhin ein Sammelbecken aus. Darum ist es nicht verwunderlich, dass mehr als drei Viertel aller eingereichten Finanzprodukte für das Siegel aus diesem Bereich kommen, um sich mittels einer externen Due-Diligence als qualitativ wertvoll klar zu unterscheiden.“ Was auch dringend notwendig ist: Bei mehr als 11.000 Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen nach Artikel 8 der Offenlegungsverordnung kommt dem FNG-Siegel eine wichtige Rolle als quasi Glaubwürdigkeits-Filter zu. Es beugt mit Mindestanforderungen Greenwashing-Vorwürfen vor und erlaubt mit darüberhinausgehenden Kriterien Differenzierung im Absatzmarkt, so gibt es pro Produkt bis zu Herr Kölsch, heuer gab es geringfügig weniger Bewerber um das FNG-Siegel als 2023, warum? Allgemein gesehen, war die Euphorie rund um Nachhaltigkeit und ESG-Geldanlage schon einmal größer. Als das Thema an Fahrt aufnahm, wollte jeder seinen Fonds in die Vitrine stellen. Jetzt aber sind wir in den Mühen der Ebene angekommen, die Anbieter müssen einer komplexen und oft undurchsichtigen Regulatorik folgen. Manchen Häusern ist das neben ihrem aufwendigen Daily Business zu viel und sie legen eine Ruhepause ein. Ich halte diesen Prozess allerdings nicht für ungesund. Ist Besserung bei der Regulatorik in Sicht? Ja, das ist zu hoffen und durchaus möglich. Denn das bisher zu „verkopfte“ und vor allem nicht ineinander greifende Regelwerk hat nicht funktioniert; die EU hat damit das Gegenteil davon erreicht, was sie erzielen wollte: Anleger und Anbieter abzuschrecken, anstatt sie anzuziehen. Auch Finanzberater sind verunsichert, weil sie bei Fehlberatung Klagen befürchten müssen. Was gibt Ihnen Hoffnung? Und was ist für das FNG-Siegel geplant? Die Richtlinie für Fondsnamen ist bereits beschlossen. Kurz zusammengefasst, besagt sie, dass Fonds, die „ESG“, „Umwelt“ oder ähnliche Themen im Namen stehen haben, auch bestimmte Kriterien erfüllen müssen. Und im Zusammenhang mit der Verbesserung der Offenlegungsverordnung stehen Vorschläge zu Produktkategorien im Raum. Hier will sich Brüssel der sogenannten Transition annehmen, also dem Übergang von der traditionellen zu einer grünen Wirtschaft. Die Hoffnung lautet nun, dass sowohl hier, als auch bei der Namensgebungs-Richtlinie praxisbezogenere Regeln aufgestellt werden, die auch leichter verständlich, weil nachvollziehbar sind. Mehr Regulatorik ist nicht schlecht, wenn sie allen Beteiligten hilft. Sollte sie sich allerdings wieder in Details verlieren, werden viele Menschen davor kapitulieren. Dies ist übrigens ein Grund, wieso wir mit dem FNG-Siegel planen, ganz konkret auf die Produktkategorien einzugehen und hier bereits im kommenden Jahr ein Angebot schaffen möchten. Roland Kölsch, F.I.R.S.T. . INTERVIEW „Verkopfte Regulierungen funktionieren nicht.“ Ausgabe 6/2024 – GELD-MAGAZIN . 55 Aus so vielen Staaten kamen Bewerbungen um das FNG-Siegel. Von Austria bis Australia. 13
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