GELD-Magazin, Nr. 6/2024

MÄRKTE & FONDS – AUSBLICK 2025 . Neue Energien 38 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2024 Nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten haben Erneuerbare-Energien-Aktien zum Teil kräftig korrigiert. Wie beurteilen Sie die Entwicklung? Mit der Wahl Donald Trumps gibt es viele offene Fragen, was den Bereich der Erneuerbaren Energien betrifft. Die Korrektur erfasste auch unsere beiden Umweltaktienfonds ERSTE WWF Stock Environment und ERSTE Green Invest. Wie sind Sie derzeit im Green Invest positioniert? Wir haben bereits vor der US-Wahl unsere Cash-Position auf über sechs Prozent kräftig aufgestockt und werden diese nun nutzen, um sukzessive in Titel einzusteigen, bei denen wir die Abwärtsreaktion als überzogen erachten. Manche haben gut 50 Prozent ihres Kurswertes verloren, da sehen wir jetzt Kaufgelegenheiten. Woher kommt die starke Verunsicherung der Investoren? Das große Thema ist der Inflation Reduction Act (IRA), den viele durch die republikanischen Mehrheiten im Kongress und Präsident Trump als gefährdet sehen. Der IRA ist für viele Cleantech-Unternehmen aus den Bereichen Solar, Wind, Elektromobilität, Batterietechnologie, Wasserstoff etc. ein wesentlicher Faktor für ihre Wachstums- und Ertragsaussichten. So z.B. für First Solar, die viertgrößte Position im ERSTE Green Invest. Der Gewinn pro Aktie würde ohne den IRA für 2026 nur bei zehn Dollar geschätzt werden – mit dem IRA läge die Markterwartung bei 30 Dollar je Aktie. Dabei könnte gerade First Solar sogar ein Profiteur vom US-Wahlausgang sein. Donald Trump hat Zölle von 60 Prozent für alle Importe aus China angekündigt. First Solar jedoch hat die gesamte Wertschöpfungskette seiner Solarmodule in den USA, hätte so also noch mehr Pricing Power. Welche Bereiche könnten unter Trump profitieren, bzw. wer wäre von der Streichung des IRA negativ betroffen? Die Auswirkungen wären je nach Energiesegment unterschiedlich. Großprojekte im Bereich Onshore Wind und Solar sollten relativ sicher sein. Hier gibt es Steuerförderungen, die von verschiedenen US-Administrationen seit vielen Jahren verlängert wurden. Sogar Trump hat die Förderungen für den Solarbereich in dieser Tradition verlängert. Denn zur Solarenergie hat er sich positiv geäußert. Das ist auch gut für die Segmente Netzausbau und Batteriespeicher. Als negativ betroffen sehen wir die Bereiche E-Mobilität und Offshore Wind, wobei beim Thema E-Mobilität Elon Musk noch ein Wörtchen mitzureden hätte. Nicht zu vergessen: In der Praxis könnte es sich für Präsident Trump als schwierig erweisen, den IRA einfach aufzuheben. Im Wahlkampf wurde dies auch kaum thematisiert. Denn die geförderten Investitionen kommen vor allem republikanischen Distrikten zugute. Alexander Weiss, Fondsmanager des ERSTE Green Invest . INTERVIEW „Zahlreiche republikanische Abgeordnete haben sich für den IRA ausgesprochen und könnten das Zünglein an der Waage für die Erhaltung dieses Fördergesetzes sein.“ Präsident Trump und einem republikanischen Kongress 2018 verlängert“, erklärt Somel. Positiv sei anzumerken, dass die Inflation samt Zinsen deutlich sinken. Dazu komme ein stetig steigender Bedarf in puncto Energieunabhängigkeit. Damit sollte der Erneuerbare Sektor vor einer Periode mit besserer Performance stehen. Und zu seiner Anlagestrategie: „Bisher haben wir kaum echte Erneuerbare-Energien-Titel gehalten, doch die Schwäche in diesem Bereich hat attraktive Investmentchancen eröffnet. Etwa beim Offshore-Windkraftspezialisten Oersted.“ Ohne Förderungen wettbewerbsfähig Velislava Dimitrova, Fondsmanagerin des Fidelity Sustainable Climate Solutions Fund, weist darauf hin, dass die Solar- und Windenergie mittlerweile auch ohne Steuerförderungen wettbewerbsfähig ist. „Außerdem sind grüne Energien schneller ausbaubar als Gas,- Kohle- oder gar Atomkraftwerke – ein entscheidender Faktor angesichts des raschen Anstiegs des Energiebedarfs durch die riesigen US-Rechenzentren (KI-Bereich). Zudem sind die Ausbauziele der Erneuerbaren Energien auf der Ebene der Bundesstaaten festgelegt, also nicht von der US-Regierung beeinflussbar. Die globale Wirtschaft soll bis 2050 CO2-frei werden. Dieses Ziel kann nur dadurch erreicht werden, dass enorme Investitionen getätigt werden müssen. Schätzungen gehen von bis zu 144 Billionen Dollar aus“, schließt Dimitrova. „Die strukturellen Kräfte zu Gunsten Erneuerbarer Energien sind stärker als die steuerliche Förderung auf US-Bundesebene.“ Velislava Dimitrova, Fondsmanagerin des Fidelity Sustainable Climate Solutions Fund

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