sitives Asset der Vereinigten Staaten. Durch sie konnte die demografisch bedingte, schwindende Anzahl der Erwerbskräfte ausgeglichen werden. Kehren wir nach Europa zurück: Es hat den Eindruck, als würde die EU nicht aus dem ökonomischen „Schlafmodus“ herausfinden. Was läuft falsch? Europa hat es bis dato nicht geschafft, die wichtigen Zukunfts- bzw. Wachstumsbranchen zu stärken, also IT, Künstliche Intelligenz, Digitalisierung usw. Auch hat sich Europa immer gerühmt, Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit zu sein; allerdings haben uns hier die USA und China bereits den Rang abgelaufen. In Europa fehlt die klare wirtschaftspolitische Richtung. Diese ist zwar auch in den USA nicht immer gegeben, aber wenn einmal ein großer Entschluss gefasst ist, wird er auch konsequent umgesetzt. Ein gutes Beispiel liefert hier der „Inflation Reduction Act“ unter Joe Biden. Aber innerhalb der EU gibt es immerhin den Green Deal und den Recovery Fund. Diese beiden Maßnahmen sind tatsächlich beeindruckend, allerdings sind sie durch äußeren Druck hervorgerufen worden. Stichwort: Corona-Pandemie. Fällt solcher Druck weg, bewegt sich wieder nicht so viel. Anzumerken ist ebenfalls, dass es bereits Diskussionen gibt, den Green Deal wieder aufzuschnüren. Wechseln wir nach Österreich, wie steht es hier um die Wirtschaft? Die gute Nachricht lautet, dass wir im nächsten Jahr aus der Rezession heraustauchen werden. Nach einem Minus von 0,5 Prozent heuer, sollten es 2025 plus 0,9 Prozent Wachstum sein. Allerdings mahnen immer mehr Ökonomen, den Sparstift anzusetzen ... Tatsächlich befindet sich Österreich in einer schwierigen Budgetsituation, die natürlich durch Pandemie und Energiekrise mitbedingt wurde. Es gibt Sparpotenzial, ich warne aber vor einem extremen „Notbudget“. Es würde die Bürger verunsichern und sich negativ auf das Konsumklima sowie die Konjunktur auswirken. Prinzipiell ist es meiner Meinung nach wesentlich, dass die Politik solide arbeitet und sich Parteien nicht gegenseitig „an den Hals gehen“. Ein rüder Ton belastet die Menschen und verschlechtert die Stimmung. Und das in einer Situation, in der die Politik unter dem Druck populistischer Kräfte steht. www.bankaustria.at ZUR PERSON Stefan Bruckbauer wurde in Ried im Innkreis geboren und studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Linz. Er war lange Jahre als Lektor für Volkswirtschaftstheorie an der Uni Linz und als Lektor an der Fachhochschule für Bank- & Finanzwirtschaft Wien tätig. Seit 2009 ist er Chefvolkswirt der UniCredit Bank Austria. Sein Arbeitsschwerpunkt sind die Wirtschaft Österreichs, der Finanzmarkt allgemein, CEE und die EU, der Euro, der Bankenmarkt in Österreich sowie in der EU. Er referiert zu Zins-, Währungs- und Konjunkturfragen, unter anderem bei der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften. Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria Ausgabe Nr. 6/2024 – GELD-MAGAZIN . 13
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