GELD-Magazin, Nr. 6/2024

Raus aus der Rezession Das Tal der Tränen könnte schon bald durchschritten sein, nachdem die heimische Wirtschaft auch heuer noch in der Rezession verharren wird. Denn für das kommende Jahr prognostiziert der renommierte Ökonom Stefan Bruckbauer ein leichtes Wachstum für Österreichs Konjunktur. Allerdings gibt es noch zur Genüge Baustellen, mit dem Hinweis, dass die heimische Wirtschaft „solide arbeiten“ und nicht in Hickhack verfallen sollte. Aber auch in Europa und jenseits des Atlantiks gibt es einige Knackpunkte. So warnt der Wirtschaftsfachmann etwa vor den von Donald Trump angekündigten Massenabschiebungen, die nichts Gutes verheißen würden. Die Weltwirtschaft war in den vergan- genen Jahren vielen „Stress-Tests“ aus- gesetzt – wie fällt Ihre Prognose für das BIP-Wachstum 2025 aus? Global gesehen ergibt sich ein ähnliches Bild wie im heurigen Jahr: Die Weltwirtschaft sollte 2025 um 3,2 Prozent zulegen; das ist der gleiche Wert wie 2024. Wenig Veränderung gibt es auch in der Eurozone: Heuer soll das BIP hier um 0,8 Prozent zulegen, für 2025 erwarten wir 0,9 Prozent. Wobei diese Wachstumsrate natürlich nicht als sehr befriedigend zu bezeichnen ist. Mehr Bewegung ist allerdings in die deutsche Wirtschaft gekommen: Nach einer Schrumpfung von 0,2 Prozent heuer, sollte kommendes Jahr ein Plus von 0,7 Prozent zu Buche schlagen. In den USA sieht das Bild besser aus? Das ist korrekt, es wird auch mehr als nur ein Soft-Landing herausschauen: 2025 sollte das BIP um etwas mehr als zwei Prozent zulegen. Das ist zwar weniger als heuer mit 2,7 Prozent, aber immer noch stark, und wohlgemerkt mehr als doppelt so viel wie in Europa. Und um noch kurz bei den großen Volkswirtschaften zu bleiben: Für China erwarten wir kommendes Jahr ein BIP-Plus von 4,5 Prozent. Zu den USA drängt sich natürlich die Frage auf, wie sich die Wirtschaft unter Donald Trump entwickeln wird? Natürlich gibt es hier sehr viele Unsicherheitsfaktoren: Trump wirft gerne extreme Szenarien auf: Was tatsächlich in welcher Form umgesetzt wird, muss sich erst weisen. Auch der Kongress könnte als dämpfender Faktor wirken. Womit allerdings zu rechnen ist, sind höhere Zölle – auch für Europa. Wobei ich hinzufügen möchte: Die angehobenen Zölle werden – kurzfristig gesehen – für die Konjunktur Europas nicht „spielentscheidend“ sein. Wichtiger wäre, dass Konsum und Investitionen in Europa wieder anspringen. Langfristig würde ein strengeres Zoll-System allerdings größere Schäden anrichten und auch seinen Teil zur Deglobalisierung beitragen. Auf der Agenda Trumps stehen auch Steuererleichterungen und die massenhafte Deportation illegaler Einwanderer. Was hat es damit auf sich? Die Steuern zu senken und Ausgaben zu erhöhen wird natürlich die Konjunktur ankurbeln, die Frage der Finanzierung müsste natürlich auch geklärt werden. Was die kommunizierten Abschiebungen betrifft: sie wären schlecht für die USA. Denn der Faktor der Einwanderer war immer ein großes, poDer Wirtschaftsabschwung sollte im kommenden Jahr in Österreich ein Ende finden. Rosig ist die Situation aber damit noch nicht, sagt Stefan Bruckbauer im Interview mit dem GELD-Magazin. HARALD KOLERUS Wesentlich ist, dass die Politik solide arbeitet und sich Parteien nicht gegenseitig an den Hals gehen. Credit: beigestellt 12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2024 INTERVIEW . Stefan Bruckbauer, UniCredit Bank Austria

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