Pandemie und Zinsschock haben hierzulande offene Immofonds relativ gut überstanden, vor allem jene mit hohem Wohnimmobilienanteil. Hingegen einen Streifschuss bekam der zu rund 41 Prozent in Büros und je 23 bzw. 22 Prozent in Einzelhandel und Hotels in Deutschland und Österreich investierte LLB Semper Real Estate ab, der im Zuge von Abwertungen per 30. September auf Jahressicht 6,4 Prozent im Minus liegt. Um eine ordnungsgemäße laufende Bewirtschaftung zu gewährleisten, erfolgte am 23.10.2023 eine Aussetzung der Auszahlung des Rückgabepreises, die nach einem Jahr nun um weitere zwölf Monate verlängert wurde. Im Kontext der Abwertungen verwies Louis Obrowsky, Geschäftsführer der LLB Immo KAG, auf einen schnellen Leitzinsanstieg um insgesamt 450 Basispunkte und ergänzte: „Allerdings war zu beobachten, dass bei vielen Sachverständigen dieses neue Bewertungsniveau erst zeitverzögert in den Gutachten seinen Niederschlag fand. Am relativ stärksten fielen die Abwertungen bei jenen Immobilien aus, welche gegen Ende des letzten Immobilienzyklus vor Beginn der Zinserhöhungen angekauft wurden und vordergründig paradoxerweise auch bei neuen, besonders nachhaltigen Objekten an sehr guten Standorten wie Wien oder Berlin. Der Grund liegt darin, dass diese niedrige Kapitalisierungszinssätze aufwiesen und somit schon geringe Erhöhungen relativ starke Wertveränderungen auslösten. Dem stehen zwar inflationsbedingt steigende Mieteinnahmen gegenüber, dieser Effekt wird allerdings erst im Zeitablauf voll wirksam.“ Wohnimmobilien stabilisieren Per 30. September auf Jahressicht mit plus 2,5 Prozent stabil zeigt sich der Real Invest Austria, der ausschließlich österreichische Immobilien enthält. Rund 80 Prozent der Verkehrswerte fallen auf die Bereiche Wohnen und Infrastruktur im Sinne von Bürogebäuden mit Mietern, die zu mehr als 25 Prozent im Eigentum der öffentlichen Hand sind. Der Rest entfällt auf Bürohäuser und Handels- und Gewerbeimmobilien wie z.B. Einkaufszentren, Schulen oder Seniorenheime. Auf Jahressicht per 30. September 1,2 Prozent im Plus liegt der Erste Immobilienfonds, der in Österreich (69 Prozent) und Deutschland (31 Prozent) investiert ist. Der Schwerpunkt fällt mit 65 Prozent auf Wohnen, gefolgt von Büro (29 Prozent) und Geschäft (sechs Prozent). Zu den jüngsten Abwertungen nimmt Peter Karl, Geschäftsführer der Erste Immobilien KAG, Stellung: „Beim ERSTE Immobilienfonds waren 2023 die Bewertungen im Wohnbereich stabil, da die deutlichen Anstiege der Mieten (Inflationsanpassung) die negativen Effekte aus den Bewertungen (Anstieg des Kapitalisierungszinssatzes) weitestgehend ausgleichen IMMOBILIEN . Offene Immobilienfonds Offene Immofonds in Österreich relativ stabil Die heimischen Immofonds waren von den kritischen Entwicklungen im Gewerbeimmobiliensektor aufgrund hoher Investmentqualität und breiter Diversifikation nur am Rande betroffen. MICHAEL KORDOVSKY Credits: Archiv; Jana Mazigon OFFENE IMMOBILIENFONDS ISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 JAHRE 5 JAHRE TER AT0000634365 Real Invest Austria 3.039 Mio.€ 2,4 % 7,7 % 13,6 % 1,08 % AT0000632195 Immofonds 1 1.008 Mio.€ 2,4 % 8,1 % 11,4 % 1,32 % AT0000A08SG7 Erste Immobilienfonds 1.676 Mio.€ 1,1 % 5,2 % 10,2 % 1,10 % AT0000615158 LLB Semper Real Estate 654 Mio.€ -6,5 % -5,7 % -3,0 % 1,09 % Quelle: Morningstar; alle Performanceangaben in Euro; TER = Total Expense Ratio; Erhebungsdatum: 30. Oktober 2024 64 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2024 „Nunmehr scheinen die neuen Bewertungsniveaus annähernd gefunden zu sein und wir erwarten für das laufende Jahr nur noch geringe negative Ergebnisse.“ Louis Obrowsky, Geschäftsführer der LLB Immo KAG „Eine generelle Anpassung der Bewertungen war nicht notwendig, da die Ertragssituation unserer Immobilien langfristig stabil war.“ Petia Zeiringer, Vorstandsmitglied der Union Investment Real Estate Austria AG
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