GELD-Magazin, Nr. 5/2024

90 Worauf Investoren bei dem Einsatz von Themenfonds achten sollten Themenfonds haben bei vielen Marktteilnehmern einen schlechten Ruf. Denn diese Produkte haben vielen Anlegern in der Vergangenheit immer wieder herbe Verluste beschert. Doch das muss nicht sein. Auch im aktuellen Marktumfeld sind viele Themenfonds – zum Beispiel aus den Bereichen Erneuerbare Energien oder Elektromobilität, etc. – trotz der Präsenz in den Medien und in der öffentlichen Diskussion hinter den Erwartungen der Anleger zurückgeblieben. Somit ist es nicht verwunderlich, dass sich viele die Frage stellen, ob die entsprechenden Fonds nicht nur ein Marketinggag der Fondsindustrie sind? Wichtig ist das Timing Grundsätzlich würde ich keinem Fondsanbieter im ersten Schritt unterstellen, dass es sich bei den aufgelegten Produkten nur um einen Marketinggag handelt. Ebenso wenig glaube ich, dass Anleger nicht von Trends, auf Basis eines gesellschaftlichen oder industriellen Wandels, profitieren können. Da die Wertentwicklung von Trend-getriebenen Aktien häufig in Wellen verläuft, kommt es bei entsprechenden Investitionen allerdings auch immer auf den Investitionszeitpunkt an. Da sich ein Trend zu Beginn erst an den Märkten etablieren muss, werden viele Produkte häufig erst am Ende der ersten Euphoriewelle aufgelegt. In der Folge erleiden die Investoren dann in den folgenden Monaten häufig Verluste, wenn der Trend nachlässt. In dieser Phase werden häufig auch die Geschäftsmodelle und Bewertungen vieler Unternehmen, die von einem Trend profitiert haben, hinterfragt, wodurch es zu einer zweiten Konsolidierungswelle kommen kann. Unterschiedlich lange Konsolidierungsphasen Bleibt das allgemeine Marktumfeld positiv, steigen die Kurse der entsprechenden Aktien im Regelfall wieder. Befinden sich die Märkte oder einzelne Branchen/Themen aber in einem für sie schwierigen Marktumfeld, kann sich die Konsolidierungsphase über eine längere Zeit hinziehen, als es viele Investoren erwarten. Denn obwohl der Gesamtmarkt eine positive Entwicklung zeigt, können beispielsweise die Aussichten von Wachstumswerten durch hohe Zinsen oder ein schwieriges Kreditumfeld belastet werden. Zudem kann es sein, dass Fonds zwar grundsätzlich in eine Branche oder ein Thema investieren, dabei aber auch auf Werte setzen, die nur zum Teil von dem entsprechenden Trend profitieren, da sie in verschiedenen Geschäftsfeldern tätig sind. Dies ist häufig bei Fonds der Fall, deren Fondsvolumen im Vergleich zu der Marktkapitalisierung der „Trendunternehmen“ zu groß geworden ist. Eine solche Verwässerung im Fonds kann dessen Wertentwicklung zwar in schlechten Marktphasen stützen, wirkt sich häufig aber gerade während trendorientierter positiver Marktphasen belastend aus. Fazit: Augen auf beim Fondskauf! Um von Investitionen in Themen zu profitieren, müssen Anleger darauf achten, dass die von ihnen gewählten Fonds auch tatsächlich im Schwerpunkt in Unternehmen investieren, die hauptsächlich von dem jeweiligen Thema profitieren. Bei diesen Unternehmen wird es sich dann häufig um kleine oder mittelgroße Unternehmen handeln, die ein anderes Rendite-/Risikoprofil aufweisen als Aktien von hochkapitalisierten Unternehmen. Zudem müssen Anleger bei Investitionen in Themenfonds auf den Kaufzeitpunkt achten und oftmals auch Geduld mitbringen, da es mehrere Jahre dauern kann, bis ein beginnender Trend, wie zum Beispiel die Elektromobilität, sich auch tatsächlich in den Zahlen der entsprechenden Unternehmen widerspiegelt. Da die Aktienmärkte während dieser Zeit deutliche Kurszuwächse erzielen können, sollten die Anleger sich fragen, ob es tatsächlich gerade der richtige Zeitpunkt für ein entsprechendes Investment ist, oder ob es mehr Sinn macht, in den breiten Markt zu investieren. Zudem sollten Investitionen in Branchen-, Themen-, oder Trendfonds aufgrund ihres Rendite-/Risikoprofils immer nur einen kleinen Teil des Portfolios ausmachen. www.lipperleaders.com Detlef Glow, Head of Lipper EMEA Research, LSEG Data & Analytics GASTBEITRAG . Detlef Glow, Lipper Research FOTO: Archiv Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von LSEG Lipper oder der LSEG. Ausgabe Nr. 5/2024 – GELD-MAGAZIN . 61

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