„Ich bin lieber der Erste als der Letzte, der verkauft!“ „Noch shorte ich nicht. Dafür ist die Euphorie an den Börsen noch nicht groß genug. Aber ich bin schon sehr besorgt“, begründet Anleger- und Hedge Funds Manager-Legende Jim Rogers im Gespräch mit dem GELD-Magazin. JULIA KISTNER Credit: el_cigarrito/shutterstock.com Jm Rogers gründete 1968 gemeinsam mit George Soros den berühmten Quantum Hedgefund und küsste 1985 mit seinen Empfehlungen die Wiener Börse wach. Momentan hortet der US-Amerikaner – so wie auch Starinvestor Warren Buffett – viel Cash. Für Schnäppchenkäufe nach dem Crash? Jim, Sie klangen bei unserem Gespräch vor drei Jahren noch deutlich optimistischer, waren investiert. Jetzt warnen sie vor heftigen Kurskorrekturen spätestens Anfang 2025. Jetzt, wo die Börsen gerade Höchststände sehen? Wenn jeder Spaß hat und nahezu jeder Aktienkurs steigt, beunruhigt mich das. Momentan ist nichts wirklich günstig. Mit der USWirtschaft und der Börse geht es nun schon seit 2009 aufwärts. Einen so langen Aufwärtstrend hat es in der US-amerikanischen Geschichte noch nie gegeben. In Washington glauben sie weiterhin daran, dass sie alles unter Kontrolle hätten. Ich denke, das haben sie aber nicht. Die Schulden in den USA werden jeden Tag höher, so dass ich nicht sehe, wie Amerika seine Schulden jemals zurückzahlen wird. 1924 war Großbritannien das erfolgreichste Land der Welt. 50 Jahre später war es bankrott. Der IWF musste den Briten 1976 helfen, ihre Rechnungen zu bezahlen. Vielen anderen Staaten in der Geschichte erging es ähnlich. Sie rechnen mit Länderbankrotten – also besser keine Staatsanleihen kaufen? Ich besitze keine einzige US-Aktie mehr und Schuldverschreibungen schon gar nicht. Noch ZUR PERSON Jim Rogers wuchs in Demopolis, Alabama auf. Nach dem Collegebesuch studierte er an der Yale University und an der Oxford University Geschichte, Philosophie und Wirtschaft. Rogers arbeitete bei mehreren internationalen Konzernen an der Wall Street. Bei der Firma Arnhold & S. Bleichroeder lernte er George Soros kennen und gründete mit ihm 1970 den Hedgefonds Quantum Funds. Der Erfolg von Rogers lag darin, dass er – was damals unüblich war – Strategien wie Leerverkäufe einbezog. Zudem investierte er auch damals schon in größerem Stil in Rohstoffe und Währungen. Im Jahr 2008 zog Rogers nach Singapur. Die Wirtschafts- und Dollarkrise im Jahr 2008 lastete er einer verfehlten US-Notenbankpolitik an. Alan Greenspan und Ben Bernanke bezeichnete er als die schlechtesten Notenbanker aller Zeiten. Rogers ist verheiratet und Vater zweier Töchter. shorte ich zwar nicht, dafür ist die Euphorie an den Börsen noch nicht groß genug. Aber ich bin schon sehr besorgt. Hätte man in den letzten beiden Jahren nicht auch hohe Gewinne verpasst, wenn man auf die steigenden Börsen verzichtet hätte? Ich habe viele Chancen im Leben verpasst, aber auch viele genutzt. Man muss nicht alle realisieren. Ich bin allerdings auch nicht vor zwei Jahren, sondern vor einigen Monaten ausgestiegen. Ich habe kein Problem damit, wenn ich den Höhepunkt der Party gerade verpasse. Ich verlasse Sie lieber zu früh als zu spät. Trotz mehrerer Börsencrashs kann immer noch meine Rechnungen bezahlen. Mit Dollar und Edelmetallen muss ich mich aktuell auch nicht allzu sehr um die Zukunft sorgen. Was mich derzeit skeptisch macht ist, dass derzeit sehr viele neue Investoren an den Börsen agieren, die sich vor gar nichts fürchten. Deshalb fließt sehr viel Geld in immer weniger Technologie-Aktien. Markt-Konzentrationen haben in der Vergangenheit aber immer zu großen Turbulenzen an den Börsen geführt. Sie haben Ihre Japan-ETFs bereits verkauft, wo doch die japanische Regierung und Zentralbank japanische Aktien weiterhin kräftig stützt. Ja, das stimmt, da habe ich etwas zu früh verkauft. Aber ich habe sie immerhin mit einem hohen Gewinn verkauft. Historisch gesehen ist Japan so eine Sache. Der japanische Aktienmarkt lag immerhin auch mal gigantische 35 Jahre im Minus. Wenn jeder an der Börse Spaß hat, beunruhigt mich das. 30 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2024 INTERVIEW . Jim Rogers
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